Ausblick der Société Générale

„Die Nachfrage nach Anleihen bleibt hoch“

In ihrem Ausblick prognostiziert die Société Générale eine hohe Nachfrage für Euro-Unternehmens- und Bankanleihen. Am Aktienmarkt seien deutsche Titel gefragt. Am Primärmarkt könne es 2026 zu einer deutlichen Belebung bei IPOs kommen.

„Die Nachfrage nach Anleihen bleibt hoch“

„Die Nachfrage nach Anleihen bleibt hoch“

Société Générale erwartet positive Entwicklung am Rentenmarkt – Gute Chancen auf Besserung bei Aktien-IPOs im kommenden Jahr

wrü Frankfurt

In ihrem Kapitalmarkt-Ausblick prognostiziert die Société Générale eine hohe Nachfrage für Euro-Unternehmens- und Bankanleihen. Das gilt auch für Spezialitäten wie Wandelanleihen. Am Aktienmarkt seien deutsche Titel gefragt. Am Primärmarkt könne es 2026 zu einer deutlichen Belebung bei IPOs kommen.

Die Société Générale ist für das kommende Jahr positiv gestimmt für Euro-Unternehmensanleihen und Bankanleihen. „Die Nachfrage nach Anleihen bleibt aufgrund attraktiver Renditen und teurer Alternativen wie Aktien, Immobilien und Gold ungebrochen hoch“, erklärte Simon Holz, Head of Financial Institutions DCM – Germany, Austria, Switzerland & Netherlands, in Frankfurt. „Die Zentralbanken senken die Zinsen leicht und erfreuen damit die Investoren. Die Inflation in Europa steigt nur noch moderat.“ Die Spreads seien zwar bereits eng, 2007 seien sie aber noch enger gewesen.

Insgesamt sei daher auch im kommenden Jahr mit einer guten Entwicklung am Rentenmarkt zu rechnen. Risiken bestünden allerdings auf der politischen Seite. „Die Lage in England und Frankreich wird doch sehr genau beobachtet“, sagte Holz. Zudem würden wir auch in Europa spüren, was in Amerika passiert. Falls US-Unternehmen ihre Verschuldung extrem hochführen, dürften sie auch mehr Geld in Europa aufnehmen. Dies könne dann zu höheren Refinanzierungskosten im Euro führen.

Bei Banken seien die Spreads zwischen Pfandbriefen und unbesicherten Anleihen sehr eng geworden. Dies spiegele wider, dass es den Banken sehr viel besser gehe als noch vor wenigen Jahren.

„Ausgezeichneter Monat“

„Bei Unternehmensanleihen ist die Dynamik des Marktes weiterhin ungebrochen gut“, erklärte auch Martin Wagenknecht, Head of Debt Capital Markets – Germany, Austria, Switzerland. Der November sei mit Neuemissionen über 68 Mrd. Euro ein „ganz ausgezeichneter Monat“ gewesen. Damit seien in diesem Jahr bereits deutlich über 400 Mrd. Euro neu begeben worden. Auch im kommenden Jahr sei mit einem Emissionsvolumen von mehr als 400 Mrd. Euro bei Investment-Grade Unternehmensanleihen zu rechnen. Treiber dieser Entwicklung seien nicht zuletzt hohe Zuflüsse in Anleihefonds. So sorgten insbesondere Adressen wie Blackrock, Amundi oder DWS für eine wachsende Nachfrage.

Bei den Sektoren habe der Anteil von Tech-Unternehmen, der vor wenigen Jahren noch bei 12% lag, auf 17% zugelegt. Zuletzt hatten vor allem die Silicon-Valley-Größen ihre Investitionen in Künstliche Intelligenz massiv hochgefahren. Hingegen habe sich der Anteil der Autobranche von früher 16 bis 18% auf inzwischen 11% reduziert. „Solange die deutliche Zinsdifferenz besteht, ist es für US-Unternehmen attraktiv, sich in Euro zu refinanzieren“, erläuterte Wagenknecht. So habe der Anteil der sogenannten Reverse Yankees am Markt für Euro Unternehmensanleihen auf 19% zugenommen.

Am Markt für nachhaltige Bonds sei es indes ruhiger geworden. Das Volumen habe sich im Vergleich zum Vorjahr in Europa um 5% auf 227 Mrd. Euro im laufenden Jahr ermäßigt. Entsprechend sei der Marktanteil nachhaltiger Anliehen von 29% auf 23% gefallen. Gleichwohl habe dieses Segment weiterhin seine Existenzberechtigung.

Deutsche Aktien beeindrucken

„An den Aktienmärkten sticht mit einem Plus von 19% in diesem Jahr die Outperformance der deutschen Indizes heraus, das ist schon beeindruckend“, sagte Ralf Darpe, Head of Equity Capital Markets – Germany, Austria, Switzerland. Die Stimmung in Deutschland spiegele nicht wider, wie internationale Investoren über Deutschland denken. „Hier ist die Stimmung für Deutschland viel besser.“ Viele ausländische Investoren würden jetzt bewusst Geld in Deutschland anlegen. Auch im Ausblick der Société Générale sei Deutschland für 2026 einer „der Fokus-Märkte in Europa“. Nicht zuletzt werde das Investitionspaket über 500 Mrd. Euro seine Wirkung entfalten.

Mit einem Plus von 95% sei der Bankensektor nicht nur der Gewinner in Europa im laufenden Jahr gewesen. „Banken sind immer noch niedrig bewertet und weisen im Branchenvergleich die höchste Dividendenrendite auf“, erläuterte Darpe. Auch im kommenden Jahr würden sich die europäischen Banken positiv entwickeln. Die Société Générale geht von 15% Upside für den Sektor aus.

Hoffen auf 2026 bei IPOs

Am Primärmarkt habe sich auf der Aktienseite in der EMEA-Region das Volumen bis Ende November leicht um 5% auf 142 Mrd. Euro erhöht. Für 2026 sei ein weiterer Zuwachs auf insgesamt 165 Mrd. Euro zu erwarten, doch sei dies nicht zuletzt abhängig von der Geopolitik, Zöllen und der Stabilität des Aktienmarktes. Der Anteil Deutschlands dürfte dabei 10% bis 15% betragen.

Positiv entwickelten sich erneut die beschleunigten Bookbuildings mit einem Volumen von 81 Mrd. Euro im bisherigen Jahresverlauf. „Diese bleiben ein Brot- und Buttergeschäft“, meinte Darpe. Für das kommende Jahr geht der Experte von einem Volumen von rund 75 bis 80 Mrd. Euro für diese Schnellplatzierungen aus.

Hingegen hat der IPO-Markt mit einem Volumen von nur 14 Mrd. Euro in Europa und 22 Mrd. Euro in der EMEA-Region im laufenden Jahr enttäuscht. So sei es in Deutschland nur zu drei IPOs gekommen, während bis zu acht möglich gewesen seien. „Dies lag vor allem an der Unsicherheit durch die US-Zölle“, erläuterte Darpe. Diese habe im zweiten Quartal die Märkte verunsichert, also in einer eigentlich guten Zeitraum für IPOs. Da mehrere Transaktionen auch als Dual-Track aufgesetzt worden seien, hätte dies dann vielfach zu einer Entscheidung für eine M&A-Transaktion geführt.

„Am IPO-Markt wird eine Menge möglich“, prognostiziert Darpe für 2026. Voraussetzung sei aber, dass die Märkte stabil seien und die Volatilität niedrig. „Volatilität ist der Killer für den IPO-Markt.“ Grundsätzlich sei der deutsche und europäische Markt gut aufgestellt, wenn es um IPOs gehe. Auch wachse die Aktienkultur in Deutschland stark.

Highlight Vonovia-Wandler

Positiv hat sich der Primärmarkt für Wandelanleihen entwickelt. Hier habe sich das Volumen in der EMEA-Region von rund 5,1 Mrd. Euro im Vorjahr auf 10,3 Mrd. Euro im laufenden Jahr verdoppelt. „Ein Highlight waren für uns die Wandelanleihen von Vonovia mit einem Volumen von 1,3 Mrd. Euro“, sagte Darpe. Diese sei die erste Wandelanleihe von Vonovia und der größte Wandler im europäischen Immobiliensektor gewesen. Auch 2026 würden Wandelanleihen am Primärmarkt gefragt sein. Die Société Générale geht dabei von einem Volumen von 10 bis 15 Mrd. Euro für die EMEA-Region aus.