Marktausblick

DWS favorisiert europäische Aktien

In ihrem Marktausblick geht die DWS davon aus, dass die Inflation 2023 zurückgeht und die Notenbanken aufhören zu straffen. Gelegenheiten sieht der Assetmanager bei Value-Titeln, und insbesondere bei günstigen europäischen Aktien.

DWS favorisiert europäische Aktien

wrü Frankfurt

Das zu Ende gehende Jahr ist ein sehr herausforderndes gewesen, erläuterte Björn Jesch, Global Chief Investment Officer (CIO) der DWS, beim Marktausblick des Assetmanagers in Frankfurt. So hätten die Aktienmärkte bis zum Tief am 13. Oktober 26 bis zu 29% an Wert verloren und die Anleihemärkte bis zu 25% eingebüßt. Auch das kommende Jahr bleibe an den Kapitalmärkten herausfordernd, doch gebe es durchaus Investmentalternativen.

„Die größte Herausforderung wird die hohe Inflation sein“, sagte Jesch. Zudem werde die Globalisierung von mehreren Seiten attackiert. Insofern würden die kommenden fünf Jahre anders sein als die vergangenen. Immerhin habe sich die Situation bei der Energiekrise gebessert, es sei zum Beispiel in Deutschland zu keinem Desaster gekommen wie noch vor wenigen Monaten befürchtet. Gleichwohl würden die Energiepreise weiterhin hoch bleiben.

Inflation geht zurück

Die Notenbanken hätten klargemacht, dass sie gewillt sind, die Inflation zu bekämpfen, und würden dies auch tun. In Sachen Inflation hat Jesch allerdings eine gute Botschaft: Obwohl der Inflationsdruck höher als in der vergangenen Dekade bleiben dürfte, werde die Teuerungsrate doch zurückgehen. So prognostiziert die DWS ein Rückgang der Inflationsrate (Verbraucherpreise) in 2023 auf 6,0% in der Eurozone und 4,1% in den USA. In 2024 dürfte die Teuerung dann auf 2,7% sowie 2,4% zurückgehen. Vor diesem Hintergrund werden die Notenbanken zunächst weiter ihre Leitzinsen anheben, aber dann ab Frühjahr 2023 nicht weiter straffen. Nicht zuletzt würde die Last der langfristigen Staatsschulden die Notenbanken da­ran hindern, weiter zu straffen. So geht die DWS für 2023 von einem Anstieg des EZB-Einlagesatzes auf 3,0% und der Fed-Funds-Rate bis auf 5,0 bis 5,25% aus.

Natürlich werde das Wachstum unter der hohen Inflation leiden. Doch dürfte auf der anderen Seite der Arbeitsmarkt robust bleiben. Daher geht Jesch nur von einer milden Rezession aus. Danach folge ein strukturell niedrigeres Wachstum. Für 2023 erwartet die DWS ein Wachstum von 0,3% in der Eurozone und von 0,4% in den USA.

Insgesamt sind laut Jesch die Zeiten von überquellender Liquidität jedenfalls vorbei. Aber die „Renditen sind zurück“. Und auch an den Aktienmärkten gebe es Gelegen­heiten.

Zeit für Value

Die Bewertungsblase bei Aktien ist geplatzt, während die Profitabilität der Unternehmen immer noch hoch ist, erläuterte Marcus Poppe, Portfolio Manager Equities bei der DWS. Der Anleihemarkt sei im Vergleich zu Aktien attraktiver geworden. Es sei wieder Zeit für Value und dabei gebe es auch Gelegenheiten. So habe sich der Bewertungsabschlag von europäischen Aktien gegenüber US-Titeln auf ein Rekordniveau ausgeweitet. Dabei seien gerade die europäischen Unternehmen gut gerüstet, um mit einer sich abschwächenden Wirtschaft fertig zu werden. Ohnehin werde Europa von Value-Aktien dominiert. Daher empfiehlt die DWS, europäische Aktien taktisch überzugewichten.

„Die Renditen und die Credit Spreads sind attraktiv“, erklärte Thomas Höfer, Portfolio Manager Fixed Income bei der DWS. So hätten die Renditen für Euro Investment Grade Credit mit rund 4% das höchste Niveau seit mehr als einer Dekade erreicht (vergleiche Grafik). Zu be­rücksichtigen sei zudem, dass die Bilanzen der Unternehmen in besserer Verfassung seien als in anderen Abwärtszyklen. Die Rendite von In­vestment Grade Credit sei inzwischen höher als die Dividendenrenditen. Höfer geht davon aus, dass die Investoren zu Euro Investment Grade Credit zurückkehren werden, wenn sich die Flows der Fonds stabilisierten. Er geht davon aus, dass sich die Credit Spreads im kommenden Jahr massiv einengen werden. Gelegenheiten sieht die DWS bei Anleihen von Banken und bei Hybridanleihen von Unternehmen. Gegenüber zehnjährigen Bunds ist die DWS reserviert. Hier prognostiziert sie für 2023 einen Renditeanstieg auf 2,4%.

Doch was ist mit China? „Hier ist Geduld notwendig, die Zero-Covid-Politik bleibt ein kritischer Faktor“, sagte Sean Taylor, Head of Emerging Markets Equity. Inzwischen sei der chinesische Aktienmarkt günstig, eine starke Aktienrally sei möglich, doch sei China wohl noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Auch die Schwellenländer ohne China seien inzwischen attraktiv bewertet und ein schwächerer Dollar dürfte kurzfristig unterstützend sein. Hier sieht die DWS Gelegenheiten in Indien, der Asean-Region und in Südkorea.

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