Rohstoffe

Erneuter Preissprung am Gasmarkt

Am europäischen Spotmarkt für Erdgas ist es erneut zu einem Preissprung gekommen. Die von Russland versprochenen zusätzlichen Gaslieferungen sind bislang noch nicht aufgenommen worden.

Erneuter Preissprung am Gasmarkt

ku Frankfurt

Einen Preissprung um bis zu 10% hat es am Montag beim Erdgas-Monatskontrakt am niederländischen Knotenpunkt TTF gegeben. Die Notierung kletterte bis auf 81,10 Euro pro Megawattstunde. Am späten Nachmittag wurde der Kontrakt zu 77 Euro gehandelt, ein Anstieg von immerhin noch 4,2%.

Für den Preissprung sorgten Berichte, gemäß denen – entgegen Ankündigungen von Gazprom und der russischen Regierung – noch keine zusätzlichen Gasmengen aus Russland Richtung Westen transportiert werden. Nach wie vor ist die Yamal-Pipeline, die Russland über Polen mit Westeuropa verbindet, nur zu einem geringen Teil ausgelastet. Gazprom hat für die beiden Übergabepunkte an der Grenze zur Ukraine, Sudzha und Sokhranovka, und für die deutsche Station Mallnow keine zusätzlichen Kapazitäten gebucht.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Gazprom eigentlich angewiesen, ab dem 8. November, wenn die russischen Gasspeicher für den Winter gefüllt sein sollten, größere Gasmengen Richtung Westen zu pumpen. Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow sagte Reportern jetzt, Moskau könne derzeit keinen Verstoß von Gasprom gegen die Anordnungen Putins erkennen. Der Konzern selber treffe die täglichen Entscheidungen über die Gaslieferungen Richtung Westeuropa.

Was den Gaspreis am europäischen Spotmarkt betrifft, so dürfte es nun darauf ankommen, ob am Dienstag die in Aussicht gestellten zusätzlichen Gaslieferungen aufgenommen werden. Russland ist zu diesen Gaslieferungen, die zusätzlich zu den vertraglich vereinbarten Mengen erfolgen sollen, allerdings nicht verpflichtet. Seinen vertraglichen Verpflichtungen ist Gazprom bislang stets nachgekommen. Sollte es nicht zu den zusätzlichen Lieferungen kommen, könnten die Marktreaktionen sehr deutlich ausfallen, weil die Temperaturen in weiten Teilen Europas unter den Durchschnittswerten liegen und weil für die kommende Woche noch einmal deutlich kälteres Wetter erwartet wird. Die Ursachen für die europäische Gaskrise liegen in einer nachlassenden Förderung in Ländern wie Norwegen, in der Umleitung amerikanischen Flüssiggases nach Asien sowie im höheren Gasverbrauch im Frühjahr und Sommer und der daher deutlich geringeren Füllung der europäischen Gasspeicher.

Marktteilnehmer erwarten, dass die russischen Gaslieferungen erst dann stark zunehmen, wenn die mittlerweile fertiggestellte Pipeline Nord Stre­am 2 in Betrieb genommen werden kann. Derzeit liegt allerdings noch keine Betriebsgenehmigung vor und es ist noch nicht erkennbar, wann diese erteilt werden könnte.