„Frühstart-Rente sollte schon ab Geburt beginnen“
„Frühstart-Rente sollte schon ab Geburt beginnen“
Deutsches Aktieninstitut und Vanguard zeigen in einer Studie auf, wie das neue Produkt zur Altersvorsorge zum Erfolg werden dürfte
wrü Frankfurt
Damit die von der Bundesregierung geplante Frühstart-Rente ein Erfolg wird, braucht es ausreichend Volumen, einfache Produkte und unbürokratische Rahmenbedingungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Aktieninstituts und von Vanguard. Wichtig sei auch eine Digitalisierung der Depotverwaltung.
„Je früher man mit der Altersvorsorge anfängt, desto besser ist es“, erklärte Henriette Peucker, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts zu der von der Bundesregierung geplanten Frühstart-Rente vor der Presse in Frankfurt. Gutgemacht könne diese ein Einstieg in ein Ansparverfahren im Kindesalter sein. Vor allem brauche Deutschland mehr Aktien in der Altersvorsorge, um die Rente zukunftsfest zu machen.
„Um erfolgreich zu sein, sollte die Frühstart-Rente schon ab der Geburt beginnen, Zuzahlungen von Dritten wie Eltern oder Großeltern erlauben und vor allem jedes Kind erreichen. Einfache und kostengünstige private Produkte ermöglichen langfristig verlässliche Ersparnisse“, sagte Peucker. „Eine zielgerichtete Altersvorsorge macht erforderlich, dass die Frühstart-Rente nach dem 18. Lebensjahr direkt in ein Altersvorsorgedepot mündet.“ Wichtig sei ein Wettbewerb zwischen den Produktlösungen privater Anbieter, die Einführung einer Mindestaktienquote sowie eine Digitalisierung der Depot-Verwaltung.
Ansparprinzip übertragen
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Kinderdepots im internationalen Vergleich - Was können wir für die Frühstart-Rente vom Ausland lernen?“, die das Deutsche Aktieninstitut und Vanguard vorgestellt haben. Kinderdepots hätten zwar in anderen Ländern eine andere Zielsetzung, das Ansparprinzip könne aber uneingeschränkt auf die Altersvorsorge übertragen werden. Die 27-seitige Studie vergleicht Frühstartdepots in Frankreich, Großbritannien, Israel, Kanada und den USA und arbeitet dabei Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen für Deutschland heraus.
Der Koalitionsvertrag sieht nämlich vor, dass jedes Kind, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr staatliche Einzahlungen in Höhe von zehn Euro pro Monat in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Depot erhalten soll. Die im Rahmen dieser Frühstart-Rente gebildeten Ersparnisse sollen dann erst ab dem Renteneintritt ausgezahlt und besteuert werden.
Soll möglichst früh kommen
Zur Frühstart-Rente gebe es in Berlin zwar Diskussionen, aber noch keinen Gesetzesentwurf, erläuterte Peucker. Doch solle die Frühstart-Rente möglichst früh kommen, leider aber entkoppelt von einer Reform der Riester-Rente und der Altersvorsorge insgesamt. „Im parlamentarischen Prozess ist der 1. Januar 2026 nicht mehr zu halten“, sagte Peucker. Mehrere wichtige Fragen seien noch offen. So bestehe die große Gefahr, dass man bei Einführung der Frühstart-Rente zunächst nur einen Jahrgang nehme. Besser sei es, alle Jahrgänge von sechs bis 18 Jahren gleich mit einzubeziehen.
„Kinderdepots eröffnen die Möglichkeit zum Vorsorgesparen. Sie sind Türöffner für die Finanzbildung und können junge Anleger motivieren, auch nach dem Auslaufen der staatlichen Beiträge mit privaten Einzahlungen am Ball zu bleiben“, betonte Sebastian Külps, Geschäftsführer Vanguard Europe. Wenn Deutschland die Frühstart-Rente jetzt einführt und von internationalen Ansätzen lernt, können Kinder frühzeitig vom Kapitalmarkt profitieren und langfristig mit einer spürbar besseren Altersvorsorge rechnen.“
Hohe Summen
Auch Külps betonte, wie wichtig es sei, möglichst früh zu starten: „Extra sechs Jahre machen einen Riesen-Unterschied aus.“ So zeigt die Studie in einer Beispielrechnung (mit einer monatlichen Sparrate von zehn Euro und einem jährlichen Ertrag von 6%) die deutlichen Unterschiede auf, die sich allein dadurch ergeben, ob von 6 Jahren bis 18 Jahren oder von Geburt an bis 18 Jahren angespart wird. Denn dann steht, ohne weitere Sparraten, mit 67 Jahren Ersparnisse von 36.322 Euro einer Summe von 66.542 Euro gegenüber. Wer dann über 18 Jahre hinaus weiterhin zehn Euro anspart, der kommt natürlich auf wesentlich höhere Summen.
Einfaches Erfolgsrezept
„Früh starten und regelmäßig investieren, funktionieren“, zeigte Külps das Erfolgsrezept für die private Altersvorsorge auf. Der Blick der Gesellschaft auf den Kapitalmarkt müsse sich ändern. „Finanzbildung ist bei diesem Thema ganz wichtig.“ So könne die Frühstart-Rente auch ein Schritt hin zu mehr finanzieller Bildung in Deutschland sein.

So gelte es, die Grundregeln erfolgreicher Aktienanlage zu beachten. Eine breite Streuung erhöht die Erfolgschancen und gelinge bei kleinen Anlagebeträgen insbesondere über ETFs und Fonds. Zudem plädierte Külps bei langfristigen Sparprozessen für einen möglichst hohen Aktienanteil. „Wenn man diesen Anlagehorizont hat, sind Garantien nur Kosten“, sagte Peucker.
Bei der Riester-Rente seien die Kosten teilweise extrem hoch, erläuterte Külps. Dies liege an den Garantien bei Riester sowie auch an seiner bürokratischen Ausgestaltung. Wichtig ist für Peucker wie Külps, die Produkte für die Frühstart-Rente so einfach wie möglich und digital zu gestalten. Die Produkte für die Frühstart-Rente könnten dann nach einer entsprechenden Zertifizierung bespart werden.
Dabei präferieren sowohl das Deutsche Aktieninstitut als auch Vanguard eine privatwirtschaftliche Lösung mit einem starken Wettbewerb zwischen den Anbietern. Diese werde bei einer entsprechenden digitalen Ausgestaltung der Frühstart-Rente auch zu niedrigen Kosten führen.
So sollte der Prozess der Depoteröffnung und Depotverwaltung laut der Studie umfassend digitalisiert sein. Die Depoteröffnung könne ohne Formulare mit der Vergabe der Steueridentifikationsnummer geschehen, die nach Geburt automatisch vergeben wird. Hilfreich sei zudem eine obligatorische Behandlung der Frühstart-Rente und anderer Möglichkeiten der Altersvorsorge in den Schulen als ein Ansatzpunkt zur Förderung der Finanzbildung. „Mit der Schulpflicht wird das deutlich komplizierter“, merkte Peucker zum im Koalitionsvertrag vorgesehenen Start der Frühstart-Rente an. Ob das funktioniere, sei zumindest fraglich.
Automatisch einrichten
Nun schließt trotz staatlicher Förderung nicht jeder automatisch für seine Kinder eine Frühstart-Rente ab. „Für Kinder, deren Erziehungsberechtigte kein Depot eröffnen, sollte dieses automatisch eingerichtet werden“, fordert die Studie. „So kommt die Frühstart-Rente allen Kindern unabhängig ihrer sozialen Herkunft zugute.“ Die Erfahrung aus dem Ausland zeige, dass sich standardisierte Lösungen privater Anbieter mit hohem Aktienanteil für automatisch eröffnete Depots anbieten, um langfristig attraktive Renditen zu ermöglichen.
Darüber hinaus seien Zuzahlungen durch die Erziehungsberechtigten sowie andere Dritte wie Verwandte, Freunde oder auch Stiftungen notwendig, um das Potenzial der Frühstart-Rente für die Altersvorsorge auszunutzen. Auch sollten die staatlichen Beiträge von zehn Euro im Monat erhöht werden, um ein auskömmliches Einkommen im Alter zu erzielen.
Steuerliche Anreize
Vor allem sei für den Erfolg der Frühstart-Rente auch eine attraktive steuerliche Förderung entscheidend, die sich an den Beispielen aus dem Ausland orientiere. „Wir plädieren für eine Steuerfreiheit der Kapitalerträge ähnlich wie im französischen oder britischen Modell“, so Aktieninstitut und Vanguard. „Eine steuerliche Abzugsfähigkeit privater Zuzahlungen ist zudem sinnvoll, da damit Anreize verbunden sind, mit Zuzahlungen Dritter die staatlichen Beiträge aufzustocken.“
Wichtig sei es, Altersvorsorge umfassend zu sehen. Mit dem 18. Geburtstag sollte laut der Studie das Kinderdepot automatisch in ein Altersvorsorgekonto umgewandelt werden.