Goldnachfrage klettert auf Rekordniveau
Goldnachfrage klettert auf Rekordniveau
Goldnachfrage klettert auf Rekord
Investoren kaufen große Mengen des Edelmetalls und treiben den Preis an − Notenbanken weiten Engagements aus
ku Frankfurt
Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt
Die Nachfrage nach Gold hat im dritten Quartal ein Rekordhoch erreicht. Zurückzuführen ist das vor allem auf das starke Interesse von Anlegern, die in Scharen in den Goldmarkt strömten, um angesichts der Rally keine Gewinne zu verpassen.
Der Goldmarkt ist aktuell für Superlative gut. Nachdem die Notierung des Edelmetalls am 20. Oktober ein Allzeithoch von 4.381 Dollar je Feinunze erreichte, teilt der Branchenverband World Gold Council (WGC) nun mit, dass die Nachfrage nach dem Edelmetall im dritten Quartal sowohl von der Menge als auch vom Betrag her Rekordniveau erreicht habe. Erworben wurden 1.313 Tonnen im Wert von 146 Mrd. Dollar. Dies stellt gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum einen Anstieg von 3% dar. Inzwischen ist es allerdings beim Goldpreis nach Erreichen des Allzeithochs zu recht deutlichen Gewinnmitnahmen gekommen und aktuell notiert das Metall zu 3.916 Dollar.
Dabei war es im dritten Quartal erneut die Investment-Nachfrage, die als Hauptantrieb für Goldabsatz und Preisanstieg diente. Sie erreichte in den drei Monaten per Ende September 537 Tonnen, ein Anstieg von 47% im Vorjahresvergleich und kam damit auf einen Anteil an der Goldnachfrage von hohen 55%. Nach Einschätzung des WGC ist dafür eine kraftvolle Kombination aus einem unsicheren und volatilen geopolitischen Umfeld, der Schwäche des Dollar und der Angst der Investoren, Gewinne zu verpassen, verantwortlich gewesen.
„Der Anstieg des Goldpreises auf 4.000 Dollar im dritten Quartal unterstreicht die Stärke und Nachhaltigkeit der Faktoren, die die Nachfrage das ganze Jahr über angetrieben haben“, erläutert Louise Street, Senior Markets Analyst beim World Gold Council. „Verschärfte geopolitische Spannungen, hartnäckiger Inflationsdruck und Unsicherheiten hinsichtlich der globalen Handelspolitik haben den Appetit auf sichere Anlagen verstärkt, da Anleger versuchten, ihre Portfolios widerstandsfähiger zu machen.“
ETF langen zu
Ein bedeutender Aspekt der Investment-Nachfrage war erneut die Nachfrage nach Exchange Traded Funds (ETF), die sich auf Gold spezialisiert haben. In diese flossen im Quartal nicht weniger als 222 Tonnen im Wert von 26 Mrd. Dollar. Im bisherigen Jahresverlauf haben nach Berechnungen des WGC die ETF 619 Tonnen Gold im Wert von 64 Mrd. Dollar erworben. ETF in Nordamerika haben dabei 346 Tonnen gekauft, gefolgt von Investmentvehikeln aus Europa mit 148 Tonnen und aus Asien von 118 Tonnen.
Ein kräftiges Wachstum von 17% auf 316 Tonnen des gelben Metalls hat es aber auch bei den Käufen von Goldbarren und Goldmünzen gegeben. Wie üblich liegen hier Indien mit 92 Tonnen und China mit 74 Tonnen weit vorne. In beiden Ländern ist die Wertaufbewahrung und die Altersvorsorge über Gold besonders weit verbreitet.
Wegen des hohen Goldpreises erwartungsgemäß deutlich zurückgegangen ist die weltweite Schmucknachfrage. Ich sehe ermäßigte sich im dritten Quartal um 19% auf 371 Tonnen. In den beiden wichtigsten Märkten Indien und China habe es allerdings im Vergleich zum Vorquartal einen Anstieg gegeben, der allerdings auf saisonale Effekte zurückzuführen sei.
Vom hohen Goldpreis haben sich indes die Notenbanken nicht abschrecken lassen. Sie kauften in den drei Monaten 220 Tonnen Gold, was gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum einen Anstieg von 10% darstellt und gegenüber dem zweiten Quartal, das durch einen Rückgang der Nachfrage der Notenbanken gekennzeichnet war, sogar um 28%.
Die hohe Goldnachfrage von 1.313 Tonnen wurde gedeckt von einer Minenproduktion von 977 Tonnen, die damit um 2% über dem Vorjahresniveau lag, vor allem aber durch einen durch den goldpreisbedingten Anstieg des Recyclings von Gold um 6% auf 344 Tonnen.
Optimismus für das Metall
Die Analystin des World Gold Council hält es für möglich, dass die Nachfrage nach dem Edelmetall weiter anzieht: „Die Aussichten für Gold bleiben optimistisch, da die anhaltende Schwäche des Dollars, niedrigere Zinserwartungen und die Gefahr einer Stagflation die Investitionsnachfrage weiter ankurbeln könnten. Gold hat in diesem Jahr einen Rekord nach dem anderen aufgestellt und das aktuelle Umfeld deutet darauf hin, dass es weitere Aufwärtsbewegungen für Gold geben könnte. Unsere Untersuchungen zeigen, dass der Markt noch nicht gesättigt ist, und die strategischen Argumente für das Halten von Gold weiterhin bestehen bleiben.“
