Blue-Chips-Index

LBBW warnt vor Klumpenrisiko

Der Aufschwung des S&P 500 wird nur von wenigen Titeln getrieben. Der breite Markt ist deutlich schwächer.

LBBW warnt vor Klumpenrisiko

Blue-Chips-Index

LBBW warnt vor Klumpenrisiko

S&P-500-Aufschwung wird nur von wenigen Titeln getrieben – Breiter Markt schwächer

tom Frankfurt

Auf den ersten Blick befindet sich der amerikanische S&P 500 klar im Aufwind. Seit Jahresbeginn hat der Blue-Chip-Index bereits knapp 10% zugelegt. Die LBBW warnt in einem Ausblick nun allerdings vor einem Klumpenrisiko im S&P 500. Dass der breite Markt nun wieder in einem Aufwärtstrend sei, sei demnach ein Trugschluss. Wären alle Indexmitglieder gleich gewichtet, würde der Index „bestenfalls auf der Stelle treten“.

Im S&P 500 sind die Unterschiede zwischen kleinsten und größten Titeln riesig. Das Gewicht von iPhone-Gigant Apple ist etwa 1.553-mal so groß wie das von Dish Network, dem kleinsten Wert im Index. Zudem beobachtet die LBBW eine Sektor-Häufung unter den größten Titeln. Neben Apple gehören auch Microsoft, Alphabet, Nvidia und Meta Platforms dem Technologiesektor an – das sind fünf der sieben am höchsten gewichteten Titel im S&P 500. Eben dieser Sektor hat sich in den vergangenen Monaten ausgehend von dem Hype um künstliche Intelligenz deutlich überdurchschnittlich entwickelt, was sich sowohl in der Gewichtung dieser Titel wie auch bei deren KGV niederschlug. Hinzu kommt, dass auch die beiden S&P-Giganten, die offiziell dem Sektor Nicht-Basis-Konsumgüter zugerechnet werden, nämlich Amazon und Tesla, ebenfalls von der KI-Euphorie getrieben wurden.

Von diesen sieben Indexgrößen oder Giganten, wie die LBBW sie bezeichnet, hat Nvidia mit einem Kursplus von 172% seit Ultimo 2022 mit Abstand am meisten zugelegt. Doch auch Apple, 2023 der schwächste der sieben Titel, kann noch auf ein starkes Kursplus von 38% verweisen – und schnitt damit weit besser ab als der Index.

LBBW-Strategist Uwe Streich vergleicht die Entwicklung dieser sieben Größen mit der Entwicklung des Gesamtindexes und kommt zu dem Schluss, dass der S&P 500 ohne seine sieben Schwergewichte derzeit um 26,4% günstiger bewertet wäre – zum Jahreswechsel lag der Unterschied erst bei 10,1%. Während das 12-Monats-Forward-KGV der sieben Giganten um 40,7% stieg und aktuell bei 35,2 liegt, legte der Gesamtmarkt „nur“ um 9% auf 18,5 zu.

Da diese sieben Werte nicht nur die Branchen, denen sie angehören, dominieren, sondern auch den Gesamtindex S&P 500, warnt Streich vor einem Klumpenrisiko. Trotz der eigentlich hohen Zahl an Indexmitgliedern sei am US-Markt somit keine wirkliche Diversifikation gegeben. Die sieben Giganten allein kommen auf ein Gewicht von 28% im Blue-Chip-Index.

Daher wird erst auf den zweiten Blick deutlich, dass zwar der Index seit Jahresbeginn stark gestiegen ist, gleichzeitig aber die Kurse von mehr als der Hälfte seiner Mitglieder gesunken sind – bei einem Viertel sogar um einen zweistelligen Prozentsatz. Nur 24,7% der Titel der Index-Mitglieder entwickelten sich so gut oder besser als der Gesamtmarkt. Im Median aller Titel lag die Kursentwicklung mit −2,2% sogar im negativen Bereich. Der Aufschwung der sieben Top-Werte verdeckt damit eine schwache Entwicklung des Gesamtindexes.

Um zu verdeutlichen, wie gefährlich diese Entwicklung ist, zieht LBBW-Mann Streich einen historischen Vergleich mit dem Dax um die Jahrtausendwende. Auch im Dax hatte sich eine schiefe Ebene herausgebildet, als im März 2000 die Dotcom-Blase platzte: „Die Entwicklung einiger weniger High Flyer übertünchte den eigentlich schon eingeleiteten Bärenmarkt noch mehrere Monate lang.“ Die Gefahr einer solchen Baisse sieht die LBBW nun auch beim S&P 500.

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