AUSBLICK

Rally zeigt Ermüdungserscheinungen

Dax scheut erneut vor der Schwelle von 13 000 Punkten zurück - Helaba: Explosive Mischung

Rally zeigt Ermüdungserscheinungen

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtAuch in der abgelaufenen Woche hat der Dax einen Rekord erreicht. Bei 12 952 Punkten war jedoch Schluss, der Dax scheute wieder vor dem letzten kleinen Schritt auf die Schwelle von 13 000 Zählern zurück.Die im November 2016 gestartete Rally zeigt damit zunehmend Ermüdungserscheinungen. Getragen wurde sie bisher maßgeblich von sich verbessernden Konjunkturdaten und damit verbunden steigenden Unternehmensergebnissen und Gewinnerwartungen. In dieser Hinsicht bedeutet die Talfahrt der Ölpreise – die Notierung der Nordseesorte Brent hat in der abgelaufenen Woche nochmals 3,8 % abgegeben und seit dem Jahresbeginn nun schon 19,8 % eingebüßt – eine Belastung. Gerade die Entwicklung der Ölpreise hatte zuvor maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die globale Gewinnentwicklung zum Positiven gewendet hatte.Nach Auffassung der Helaba, die am Freitag von “Gewitterrisiko” sprach, sind die positiven Faktoren, die den Aktienmarkt getrieben haben, zudem mittlerweile in den Kursen enthalten. “Offensichtlich sind die positiven Konjunkturüberraschungen aus der Eurozone inzwischen ebenso abgefeiert wie die sich zurückbildenden politischen Unsicherheiten.” Der Risikoappetit der Anleger sei ohnehin ungebrochen. Die implizite Aktienvolatilität für die international führenden Indizes befinde sich nahe den langfristigen Tiefstständen und signalisiere damit eine gefährliche Sorglosigkeit. Trotz zum Teil deutlicher Aufwärtsrevisionen der Gewinnschätzungen in den vergangenen Wochen bleibe die Bewertungssituation angespannt. Auf Basis der gängigsten Kennziffern bewegten sich Dividendentitel dies- und jenseits des Atlantiks oberhalb des langfristigen “Normalbandes”. Hohe Bewertung in Kombination mit ausgeprägter Gelassenheit sei erfahrungsgemäß eine “explosive Mischung”, so das Institut, das dazu rät, die Aktienquote antizyklisch abzubauen.Es habe den Anschein, dass es den internationalen Märkten nach der Kursrally von 25 % seit November nun an neuem “Zündstoff” fehle, um eine Fortsetzung der Rally gewährleisten zu können, so die DZ Bank. Wenngleich die Unternehmenslenker selbst sehr zuversichtlich in die Zukunft schauten und die Schätzungen für die Unternehmensgewinne 2017/18 von den Analysten nach oben revidiert würden, scheine einer der wesentlichen Treiber der letzten Monate, das Thema “Rückkehr der Gewinndynamik”, zwischenzeitlich großflächig bei den Investoren angekommen und am Aktienmarkt eingepreist. “Mit Blick auf Sommerpause und die zweite Jahreshälfte könnten neue Risiken an die Märkte zurückkehren (unter anderem EZB-Pläne zum geldpolitischen Tapering, Italien-Wahl) und die Märkte belasten”, so das Institut, das jedoch nach wie vor mit einem Dax-Stand im Juni 2018 von 13 500 Punkten rechnet.Nach Auffassung der BayernLB kann von einer überhitzten Marktstimmung keine Rede sein. Kritisch sei allerdings, dass 44 % der von Bank of America Merrill Lynch befragten Fondsmanager Aktien für überbewertet hielten, was einen Rekordwert darstelle. Dies lege in Kombination mit der aktuellen Übergewichtung von Aktien nahe, dass die Verkaufsbereitschaft bei einer nachhaltigen Eintrübung der fundamentalen Lage hoch sein dürfte. “Insgesamt erwarten wir, dass der Rückenwind, den die Aktienindizes von den Frühindikatoren in den letzten Monaten erhalten haben, in nächster Zeit spürbar nachlässt.”