Starke Wall Street trägt Dax ins Plus
Finanzmärkte
Starke Wall Street trägt Dax ins Plus
Halbleiterwerte gefragt – Goldrally geht weiter – USA stützen Argentinien
tom/kjo Frankfurt
Angesteckt von der Rekordjagd an der Wall Street hat auch der deutsche Leitindex am Dienstag zulegen können. Aus dem Handel ging der Dax mit einem Plus von 0,4% bei 23.611 Zählern. Die US-Tech-Börse Nasdaq hat mit plus 18% seit Jahresbeginn inzwischen zum Dax aufgeschlossen. Der deutsche Leitindex wartet seit Mitte Juli auf einen neuen Höchststand, während die US-Börsenbarometer erst im Sommer mit ihrer Rekordjagd begannen.
Angesichts des für Aktien traditionell schwierigen Septembers hält sich der deutsche Leitindex in diesem Jahr bisher dennoch wacker. „Der Umstand, dass der Dax trotz saisonaler Schwäche nicht stärker fällt, spricht für innere Stärke. Das Zeitfenster für eine Herbstkorrektur, die man durch die Saisonalität erklären könnte, schließt sich langsam, aber sicher“, kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. „Dass der Dax derzeit nicht mit der Stärke der Wall Street mithalten kann, liegt primär daran, dass es dem Index an Technologieaktien fehlt, die gerade besonders gefragt bei Anlegern sind“, konstatierte Jochen Stanzl, CMC Markets-Analyst.
Rückenwind für Halbleiterwerte
Gefragt waren am Dienstag Halbleiterwerte. Rückenwind gaben der Branche Investitionen des US-Chip-Riesen Nvidia über 100 Mrd. Dollar in den ChatGPT-Entwickler OpenAI. Im Dax zählten Infineon zu den besten Werten. Im MDax verzeichneten Aixtron ein Plus von über 5%. Im SDax legten die Titel von Suss Microtec, Elmos und Siltronic zu.
Lanxess-Papiere reagierten mit einem Kurssprung von zeitweise 12% auf Pläne zum Verkauf der Anteile am Gemeinschaftsunternehmen Envalior. Der Chemiekonzern will sich komplett von seinem Anteil trennen. Ein Basis-Kaufpreis von rund 1,2 Mrd. Euro sei vertraglich vereinbart. Daneben gingen die Papiere aus dem Volkswagen-Konzernverbund auf Erholungskurs: Nach den deutlichen Vortagesverlusten legten im Dax die Titel der Porsche Holding und die Vorzüge von VW 3 bzw. fast 4% zu, im MDax gewann der Dax-Absteiger Porsche AG mehr als 2%. Am Montag hatten die drei Anteilsscheine unter Gewinnwarnungen gelitten und bis zu 8,2% verloren. Ebenfalls zulegen konnten im MDax Tui, nachdem der Reisekonzern über die aktuelle Buchungslage informiert hatte.
Norma Group unter Druck
Im SDax mussten die Titel der Norma Group nach dem vollzogenen Verkauf der Wassersparte deutliche Abschläge hinnehmen. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen nach gutem Lauf, denn seit dem im April erreichten Rekordtief von 9,07 Euro hatte sich der Kurs binnen weniger Monate mehr als verdoppelt. In der Spitze verlor die Aktie am Dienstag fast 11%. Dagegen profitierten die Anteilsscheine von Grenke von einer Hochstufung durch die Investmentbank Oddo BHF und gewannen knapp 4% an Wert. Eine höhere Effizienz dürfte ab 2026 die Gewinndynamik des IT-Leasingspezialisten ankurbeln, schrieb Analyst Roland Pfänder und lobte die finanzielle Solidität des Unternehmens.
In Kopenhagen kletterte die Aktie des dänischen Windpark-Entwicklers Orsted in der Spitze um 12% nachdem ein Bundesrichter in Washington den von der Trump-Regierung verhängten Baustopp für das fast fertiggestellte Projekt „Revolution Wind“ aufgehoben hat.
Gold-Rally geht weiter
Am Rohstoffmarkt ging die Gold-Rally weiter. Der Preis des Edelmetalls sprang am Dienstag um 1,2% auf bis zu 3.790,82 Dollar je Feinunze und damit auf ein Allzeithoch.
Am Devisenmarkt beruhigten sich die jüngsten Turbulenzen um den argentinischen Peso, nachdem US-Finanzminister Scott Bessent versprach, dem „systemisch wichtigen Verbündeten der USA in Lateinamerika“ beizuspringen. Der 90 Jahre alte Devisenstabilisierungsfonds (ESF) des US-Finanzministeriums soll die Regierung des libertären argentinischen Präsidenten Javier Milei stützen. Schon die Ankündigung sorgte dafür, dass sich der Peso nach den schweren Verlusten in der vergangenen Woche wieder fing. Zudem wehrt sich die argentinische Zentralbank gegen den Währungsverfall mit Verkäufen von Devisenreserven. Am vergangenen Freitag verzeichnete die Zentralbank mit 678 Mill. Dollar ihren größten täglichen Dollarverkauf seit fast sechs Jahren. Sie intervenierte auch schon zuvor.