IM GESPRÄCH: HAMED MUSTAFA, BLACKROCK

"Unser Modell funktioniert"

Der Assetmanager hat Signale für die optimale Rotation von Faktoren wie Quality oder Value entwickelt

"Unser Modell funktioniert"

Immer mehr Investoren legen Gelder faktorbasiert an. Doch wirken Aktien-Faktoren wie Quality, Size oder Value je nach Marktphase nicht gleich, meint Hamed Mustafa von BlackRock. Daher hat der Assetmanager ein Modell mit Signalen für den optimalen Einsatz der einzelnen Faktoren entwickelt.Von Werner Rüppel, FrankfurtFaktor-Investing ist in Mode. Denn durch faktorbasierte Anlagestrategien haben Anleger die Chance, Überrenditen zu erzielen und Risiken zu reduzieren. Die Forschung hat für Aktien fünf Stil-Faktoren identifiziert, mit denen Anleger langfristige Mehrrenditen erzielen können: Size (geringe Unternehmensgröße), Quality (hohe Unternehmensqualität), Value (niedrige Bewertung), Minimum Volatility (geringe Schwankungsbreite) und Momentum (positive Kursdynamik).Der Assetmanager BlackRock hat mehr als 30 ETFs auf diese Stil-Faktoren auf Basis der entsprechenden Indizes von MSCI (fokussiert werden die Regionen Welt, USA und Europa) aufgelegt und verwaltet insgesamt 19 Mrd. Dollar in Produkten auf Stil-Faktoren. Nun hat BlackRock ein globales Rotationsmodell für diese Faktor-ETFs entwickelt. “Die Performancezahlen zeigen uns, dass unser Faktor-Rotationsmodell funktioniert und Mehrwert liefert”, erklärt Hamed Mustafa, Leiter Institutional Sales Deutschland im Bereich ETF und Index-Investing bei BlackRock, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Durch ETFs investierbar “Das Thema Stil-Faktoren nimmt bei der Kapitalanlage immer mehr Fahrt auf”, sagt Mustafa. “ETFs haben Stil-Faktoren investierbar gemacht, und inzwischen sind sie ein wirklich etabliertes Instrument.” Viele Investoren, insbesondere auch institutionelle Adressen würden ihre Gelder nicht mehr in nach Marktkapitalisierung berechneten Indizes, sondern faktorbasiert anlegen.Um in Stil-Faktoren anzulegen, gebe es mehrere Möglichkeiten. Zum einen könnten Anleger auf Dauer in einen bestimmten Faktor investieren und somit langfristig möglichst eine Überrendite aus diesem Faktor ziehen. “Doch wirken Faktoren abhängig vom Marktzyklus nicht immer in gleichem Maße”, erläutert Mustafa. “Vor diesem Hintergrund ist eine optimale Gewichtung auf Basis regelmäßiger, umfassender Analysen für den Anlageerfolg entscheidend.” Eine solche Gewichtung zu finden, sei die Herausforderung.BlackRock hat auch Multi-Faktor-ETFs aufgelegt. In diese gehen die einzelnen Faktoren gleich gewichtet ein. Darüber hinaus hat der Assetmanager aber auch ein Rotationsmodell entwickelt, das Signale für den Einsatz der einzelnen Stil-Faktoren liefert. “In Europa besteht das Modell seit drei Jahren, in den USA schon länger”, erläutert Mustafa. “Aktuell haben wir die Signale noch nicht in ein fertiges Anlageprodukt verpackt. Es handelt sich derzeit um eine Art Modellportfolio, das wir monatlich an das jeweilige Marktumfeld anpassen, um Investoren Orientierung zu geben.” Somit liege die Umsetzung in der Hand der Investoren. Die nächste Evolutionsstufe sei es, das Modell in ein Produkt zu gießen. Großes Interesse”Das Interesse an unseren Einschätzungen zu den Stil-Faktoren ist groß”, sagt Mustafa. “Insbesondere institutionelle Adressen wie Pensionskassen, Versicherungen oder Versorgungswerke sind sehr an ihnen interessiert.” Und in Lateinamerika setze BlackRock seine Einschätzungen zu den einzelnen Stil-Faktoren bereits seit geraumer Zeit in einem Mandat für einen institutionellen Investor um.Um kein allzu großes Konzentrationsrisiko einzugehen, rät BlackRock nicht zu einer Gewichtung eines Faktors bis auf null. “Als besten Ansatz haben wir eine Gewichtung eines einzelnen Faktors von mindestens 5 % bis maximal 35 % ermittelt”, erläutert Mustafa. Für die jeweilige Gewichtung der Faktoren sind drei Kriterien verantwortlich. “Erstens ökonomische Faktoren wie Wirtschaftswachstum und Rezessionswahrscheinlichkeit”, so Mustafa. “Zweitens die jeweilige Bewertung eines Faktors und drittens die relative Stärke eines Faktors gegenüber der Benchmark.”Zu welchen Ergebnissen kommt nun das BlackRock-Faktor-Rotationsmodell? Die Rotation der Faktor-ETFs führt beim Backtest von Oktober 2007 bis Ende Juli 2019 auf globaler Basis zu einer Performance von 6,32 % im Jahr und nach Angaben von BlackRock zu einer Outperformance von 1,91 Prozentpunkten im Jahr. In der Live-Performance kommt das Modell von Ende September 2017 bis Ende Juli 2019 auf eine Performance von 8,86 % pro Jahr entsprechend einer Outperformance von 2,16 % pro Jahr gegenüber dem MSCI World. Und dies bei einer niedrigeren Volatilität als der MSCI World. “Qualität übergewichten”Doch welche Signale liefert das Modell aktuell? Derzeit favorisiert es Quality-Aktien, also Papiere qualitativ hochwertiger Unternehmen mit besonders gesunden Bilanzen. “Vor allem der anhaltende konjunkturelle Abschwung spricht dafür, diesen eher defensiven Faktor momentan überzugewichten”, sagt Mustafa. Zudem sei die relative Stärke im Vergleich zu anderen Aktien weiter attraktiv, und die Bewertungen auf Basis der erwarteten Gewinne hätten sich verbessert. “Unsere Position in Minimum-Volatility-Aktien mit relativ geringer Schwankungsbreite haben wir ebenfalls ausgebaut und sind dort leicht übergewichtet”, erläutert Mustafa. Denn die Bewertungen auf Basis der Cash-flows seien günstiger geworden, und auch die relative Stärke habe zugenommen.Hingegen sei man bei Momentum-Aktien zurückhaltender geworden. Der BlackRock-Mann erklärt: “Denn zum einen bleiben die Bewertungen relativ hoch, auch wenn sie sich verbessert haben.” Zum anderen sei das Konjunkturumfeld für diesen Faktor nicht ideal. Daher gewichtet BlackRock Momentum-Aktien unter.Beim Faktor Size rät der Assetmanager derzeit zu einem moderaten Untergewicht. “Die relative Stärke bleibt trotz einer leichten Verbesserung schwach, während die Bewertungen attraktiv sind”, sagt Mustafa. Eine neutrale Positionierung biete sich bei Value-Aktien an. “Die relative Stärke dieser Werte hat sich leicht erholt, und die Bewertungen bleiben attraktiv”, so Mustafa. “Allerdings unterstützt das wirtschaftliche Umfeld diesen Faktor nicht.”