Bundesverband Öffentlicher Banken

Anlagestrategen prognostizieren Anstieg der Bundrenditen

Die Kapitalmarktexperten des Bankenverbands VÖB erwarten in den kommenden Monaten leicht steigende Renditen der Bundesanleihen - bei zehn Jahren Laufzeit in Richtung von 3%.

Anlagestrategen prognostizieren Anstieg der Bundrenditen

Bundrenditen steigen moderat

VÖB: Zollstreit und geopolitische Krisenherde geben Richtung vor

Die Kapitalmarktexperten des VÖB erwarten leicht steigende Bundrenditen in den kommenden Monaten. Bei zehn Jahren Laufzeit könnte es bis auf 3% gehen. Bei der EZB gehen sie nur noch von einer Zinssenkung in diesem Jahr aus. Im Fokus steht der US-Zollstreit und die Geopolitik.

kjo Frankfurt

Die Weltwirtschaft befindet sich im Spannungsfeld geopolitischer Krisen und anhaltender Handelskonflikte und durch die erratische US-Zollpolitik besteht nach Ansicht der Kapitalmarktexperten des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) weiterhin ein Rezessionsrisiko, gleichzeitig würden auch Sorgen vor einem Anstieg der Inflation bestehen bleiben. Die globalen Unsicherheiten sorgen weiter für Volatilität an den Finanzmärkten, so die Einschätzung der Institute im Rahmen der halbjährlichen Kapitalmarktprognosekonferenz. Vertreten sind hier die Häuser BayernLB, DekaBank, DZ Bank, Helaba, LBBW und Nord/LB.

Hohe Inflation

Die USA würden derzeit mit den Folgen ihrer eigenen Zollpolitik kämpfen. Nach einem schwachen Jahresauftakt erwarten die VÖB-Experten für dieses Jahr noch ein Wachstum der US-Wirtschaft von 1 bis 1,5% - begleitet von einer anhaltend hohen Inflation. Die US-Notenbank dürfte die geldpolitischen Zügel trotz des von US-Präsident Donald Trump ausgehenden Drucks nur vorsichtig lockern. Die Prognosen zu den zu erwartenden Zinsschritten der Fed gehen allerdings auseinander. So erwartet Birgit Henseler von der DZ Bank in diesem Jahr noch zwei Zinssenkungen. Christian Lips von der Nord/LB stellt sich auf drei Zinsschritte der Fed nach unten ein, während Manfred Bucher von der BayernLB davon ausgeht, dass die US-Währungshüter um Jerome Powell gar nichts mehr in Sachen Zinssenkung in diesem Jahr machen werden.

An den Anleihemärkten erwarten die VÖB-Kapitalmarktexperten im Bereich der Bundesanleihen moderat steigende Renditen. Die Eskalation im Nahen Osten habe bislang nicht zu einem Safe-Haven-Effekt mit der Folge sinkender Bundrenditen geführt. Dem standen bislang die Sorgen vor weiter steigenden Rohölpreisen entgegen. Auf Sicht von zwölf Monaten gehen die Experten nun von einem Anstieg der zehnjährigen Bundrendite auf bis zu 3% aus. Als Haupttreiber dieses Renditeanstiegs sehen sie die Ausweitung der Staatsverschuldung so etwa beim Bund. Hinzu kommt die Kopplung an die US-Treasury-Renditen. Die anhaltende Unsicherheit über die US-Zollpolitik und geopolitische Krisenherde dürften nach Ansicht der Experten kurzfristig zu Schwankungen an den Märkten führen.

EZB baut weiter ab

Auf Sicht von drei Monaten erwartet Henseler bei der zehnjährigen Bundrendite eine Seitwärtsbewegung, die allerdings von hoher Volatilität geprägt sein dürfte. Über die Sommermonate dürften möglich US-Zölle und bilaterale Handelsvereinbarungen, die Washington voraussichtlich mit verschiedenen Handelspartnern schließen werde, im Fokus stehen, so die Einschätzung von Henseler. Auf Sicht von sechs Monaten rechnet auch Henseler mit einem moderaten Anstieg der zehnjährigen Bundrendite. Sie verweist auch auf die EZB, die ihre Bilanz weiter abbaut. Das könnte sich ebenfalls auf das Zinsgefüge auswirken.

Die deutsche Konjunktur zeige sich erstmals seit längerer Zeit wieder in einer stabileren Verfassung. Positiv BIP-Daten – im ersten Quartal wurde ein Plus von 0,4% erreicht –, fiskalische Impulse und die Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) haben nach Ansicht der Experten das Potenzial, der Wirtschaft Stimuli zu verleihen. Entsprechend habe sich die Stimmung in den Unternehmen zuletzt etwas aufgehellt. Eine Überwindung der langjährigen Stagnationsphase rücke damit in greifbare Nähe. Dennoch würden Abwärtsrisiken bestehen bleiben. Hierzu zählen die Experten die ungelösten Handelskonflikte, die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten sowie Unsicherheiten in der Haushalts- und Rentenpolitik. Insgesamt erwarten die VÖB-Experten für das laufende Jahr noch weitgehend Stagnation, während für das kommende Jahr ein Wachstum des BIP zwischen 1 und 1,5% veranschlagt wird.

Fokus auf Handelsstreit

Die EZB habe mit der jüngsten Senkung des Einlagensatzes auf 2% ihre Lockerungspolitik weitgehend abgeschlossen. Für die im Juli anstehende Zinssitzung sehe alles nach einer geldpolitischen Pause aus. Die EZB befinde sich nun im Modus der Feinsteuerung am Ende des Zinssenkungszyklus. Die VÖB-Analysten erwarten höchstens noch eine weitere moderate Senkung im zweiten Halbjahr. Das Augenmerk der EZB liege vor allem auf möglichen geopolitisch bedingten Inflationsrisiken und den konjunkturellen Auswirkungen des Handelsstreits.

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