Börsengänge

„Zellteilung“ birgt Potenzial für IPO-Markt

Der Vorstandschef der Deutschen Börse, Stephan Leithner, und der Aufsichtsratsvorsitzende von Daimler Truck und Siemens Energy, Joe Kaeser, lenken den Blick auf Konglomerate. Deren „Zellteilung“ könne für Dynamik am Markt für Börsengänge sorgen.

„Zellteilung“ birgt Potenzial für IPO-Markt

„Zellteilung“ birgt Potenzial für IPO-Markt

Börsen-Chef Leithner und Multi-Aufsichtsrat Kaeser lenken Blick auf Konglomerate

fed Mainz

Abspaltungen von Konzernen haben das Potenzial, um dem Markt für Börsengänge in Deutschland Schwung zu verleihen – darüber waren sich der Vorstandschef der Deutschen Börse, Stephan Leithner, und der Aufsichtsratsvorsitzende von Daimler Truck und Siemens Energy, Joe Kaeser, anlässlich der 20. Risikomanagementkonferenz von Union Investment einig. Es lohne sich häufig für Konzerne, den Investoren zu zeigen, was in ihnen versteckt sei, argumentierte Leithner und verwies als jüngstes Beispiel auf die Marine-Tochter von Thyssenkrupp. TKMS hatte im Oktober einen erfolgreichen Start auf dem Börsenparkett hingelegt und notiert weiterhin deutlich über dem Ausgabepreis.

Kaeser, der eine aktive Rolle bei den diversen Abspaltungen des Siemens-Konzerns gespielt hat, bedauerte, dass eine solche „Zellteilung“ hierzulande schlecht beleumundet sei. Mit Kampfbegriffen wie „Zerschlagung“ oder „Zerstörung einer Ikone“ werde oft öffentlich Stimmung dagegen gemacht, die in Konglomeraten schlummernden Werte sichtbar zu machen. In Deutschland sieht Kaeser noch einige Gelegenheiten, um auf diese Weise Innovationspotenzial zu heben.

Deutschland ist ein „Buy“

Mit Blick auf den deutschen Kapitalmarkt zeigten sich Leithner und Kaeser sowie Union-Investment-Vorstand André Haagmann optimistisch. Wäre Deutschland eine Aktie, würde die Analysteneinschätzung auf „Buy“ lauten, zeigte sich das Trio einig. Leithner verwies auf die Kursentwicklung im laufenden Jahr, der Dax liege derzeit knapp 20% über dem Jahresstart, nachdem er bereits voriges Jahr in ähnlicher Größenordnung zugelegt habe. Haagmann unterstrich, dass er Aufwärtspotenzial sehe, wenn die Politik den Mut zu größeren Reformen beweise.

Haagmann, der im Frühjahr Hans Joachim Reinke nachfolgen und die Leitung der genossenschaftlichen Fondsgruppe übernehmen wird, erinnerte daran, dass die Stimmung unter den Kapitalanlegern zu Jahresbeginn getrübt war, zumal in Deutschland gerade die Regierung zerbrochen war. In Reaktion auf die großen Finanzpakete der neuen schwarz-roten Regierung folgte im Frühjahr eine Hochstimmung – mit fließenden Grenzen hin zum Überschwang. Nun befinde sich der deutsche Aktienmarkt in einer dritten Phase, erläuterte Haagmann. Die Investoren weltweit warteten darauf, dass die Politik dem Vertrauensvorschuss durch die Einleitung von Reformen gerecht werde.

Leithner verglich die aktuelle Situation mit der Agenda 2010. Seinerzeit sei der Arbeitsmarkt Dreh- und Angelpunkt gewesen, jetzt sei es der Kapitalmarkt. An der Frage, ob es endlich gelinge, auch in Deutschland das Bewusstsein für die Leistungsfähigkeit des Kapitalmarkts zu wecken, hänge maßgeblich ab, ob zentrale Fragen wie Altersvorsorge oder Innovations- und damit Wettbewerbsfähigkeit gelöst werden könnten.