Die Sparkassen in Niedersachsen sehen sich für möglicherweise noch zunehmende Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie gewappnet. Langzeitfolgen ließen sich aufgrund von Kurzarbeitsregelungen, verschiedener Förderangebote von Bund und Land sowie der vorübergehenden Aussetzung der Insolvenzantragspflicht nur schwer ausmachen, meinte Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), in der virtuellen Jahrespressekonferenz des Verbandes. Nach einer insgesamt sehr moderaten Kreditrisikovorsorge im vergangenen Jahr könnten die Sparkassen aber Wertberichtigungen für das laufende und die folgenden Jahre gut vertragen. Eine Insolvenzwelle befürchte derzeit keine Sparkasse in ihrem jeweiligen Geschäftsgebiet.

In den vergangenen drei Jahrzehnten belief sich der gewichtete Bewertungsaufwand der Institute im Gebiet des SVN nach Angaben von Verbandsgeschäftsführer Guido Mönnecke auf 0,25% bis 0,3% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS). In den vergangenen fünf Jahren sei im Zuge der positiven Konjunkturlage die Auflösung der Wertberichtigungen höher ausgefallen als die Neubildung. Für 2020 kalkuliert der Verband – die Berechnungen liefen noch – mit einem Bewertungsaufwand von 0,1 (i.V. 0,03)% der DBS oder kumuliert 114 (37) Mill. Euro. Für 2021 gab der Verband mit Verweis auf bestehende Unsicherheiten keine konkrete Prognose ab.

Das Ergebnis der 39 (i.V. 41) Sparkassen in Niedersachsen fiel besser aus als erwartet. Zwar schrumpfte der Zinsüberschuss um 42 Mill. auf 1,82 Mrd. Euro oder 1,54% der DBS. Zugleich stieg aber der Provisionsüberschuss um 26 Mill. Euro auf 832 Mill. Euro, während der Verwaltungsaufwand auf 1,82 (1,85) Mrd. Euro sank. Das Bewertungsergebnis legte auf 869 (848) Mill. Euro zu, gemessen an der gestiegenen Durchschnittsbilanzsumme sank es auf 0,73 (0,76)%. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis der Sparkassen verbesserte sich im Coronakrisenjahr auf 67,7 (68,6)%, der Jahresüberschuss stieg auf 151 (135) Mill. Euro.

Weitere Fusionen im Verbandsgebiet stünden derzeit nicht an, sagte der Sparkassenpräsident. Gleichwohl unterstrich er die Notwendigkeit, rückläufige Zinserträge zu kompensieren. Da Kostenmanagement allein nicht ausreiche, müssten die Sparkassen noch stärker nach Wachstumsmöglichkeiten suchen. Dazu sei es wichtig, „so schnell wie möglich alle unsere Prozesse digital verfügbar“ zu machen. Die Weiterentwicklung der Internetfiliale zu einer Finanzplattform rücke auch im Firmenkundensegment mit großer Geschwindigkeit in den Fokus.

Mang sprach sich ferner dafür aus, das Wertpapiersparen durch Rückführung von Hürden im Verbraucherschutz und in der Regulierung zu erleichtern. Den Nettoabsatz im Wertpapierbereich steigerten die Sparkassen in Niedersachsen 2020 mit 1,6 Mrd. Euro um fast 140%. Zugleich nahmen die Sichteinlagen um fast 15% auf 68 Mrd. Euro zu. Den Einlagenzufluss versuchen auch die Institute in Niedersachsen mit sogenannten Verwahrentgelten zu bremsen. Dabei seien sie bislang „behutsam und kundenfreundlich“ vorgegangen, so der Sparkassenpräsident. Nur die Hälfte der Sparkassen berechne derzeit bei Neukunden Negativzinsen, davon die Hälfte zudem bei Bestandskunden.

Zur Ende 2019 rekapitalisierten Nord/LB, an der die niedersächsischen Sparkassen mit 10% beteiligt sind, sagte Mang weiter, mit dem Fortgang der Transformation sei man angesichts der Pandemie einverstanden. Sollte die ausgesetzte Diskussion über die Bildung eines Sparkassenzentralinstituts wieder auf den Tisch kommen, sollte die Nord/LB in die Überlegungen einbezogen werden, wiederholte Mang frühere Aussagen.