Ausschüttung

Kinnevik sagt Zalando Ade

Der schwedische Investor Kinnevik und der Online-Modehändler Zalando gehen nach mehr als zehn Jahren getrennte Wege. Kinnevik will ihre Beteiligung von 21,1% an die eigenen Aktionäre weiterreichen.

Kinnevik sagt Zalando Ade

hek Frankfurt

– Mit dem angekündigten Ausstieg des Investors Kinnevik bei Zalando steht eine ungewöhnlich erfolgreiche Geschäftsverbindung vor dem Ende. Die schwedische Beteiligungsgesellschaft will sich stärker auf junge, nichtbörsennotierte Wachstumsunternehmen fokussieren und daher ihre Zalando-Aktien an die eigenen Anteilseigner ausschütten. Die Kinnevik-Aktionäre müssen dem Plan noch auf einer Hauptversammlung zustimmen. Anteilseigner, die 30% der Aktien und 50% der Stimmrechte repräsentierten, hätten bereits Unterstützung zugesagt, teilt Kinnevik mit.

Die Schweden haben seit 2010 Zalandos Weg vom Start-up zu Europas führender Online-Plattform für Mode mit 14000 Mitarbeitern, knapp 8 Mrd. Euro Umsatz im vergangenen Jahr und mehr als 35 Millionen Kunden in 17 Ländern begleitet. Zalando wurde im Jahr 2008 in Berlin gegründet. 2014 kam der Onlinehändler zu einem Ausgabepreis von 21,50 Euro an die Börse. Derzeit bewegt sich die Notierung bei 100 Euro. Das Unternehmen zählt zu den Gewinnern der Corona-Pandemie, da die Menschen immer mehr online einkaufen.

Der Ausstieg von Kinnevik kommt zwar unerwartet, stellt aber keine Riesenüberraschung dar. Der Investor hatte mehrfach Anteilspakete veräußert, zuletzt im Juni 2020. Damals verkaufte er 11,25 Millionen Zalando-Aktien an institutionelle Anleger und gab damit seine Sperrminorität auf. Diese Platzierung brachte 645 Mill. Euro. An der Börse wurde die jüngste Ankündigung mit Verstimmung aufgenommen. Marktteilnehmer gehen nämlich davon aus, dass nicht alle Kinnevik-Anteilseigner an ihren neuen Zalando-Papieren festhalten werden. Deshalb sei ein Aktienüberhang zu erwarten. Am Mittwoch sackte der Zalando-Kurs schon mal um bis zu 7% ab.

Einsatz vervielfacht

Mit dem Engagement bei Zalando hat Kinnevik viel Geld verdient. Nach eigenen Angaben haben die Schweden 7,9 Mrd. skr (0,8 Mrd. Euro) in den Modeverkäufer gesteckt. Binnen zehn Jahren habe dieser Einsatz eine 8,6-fache Rendite gebracht.

Kinnevik besitzt derzeit noch 54 Millionen Zalando-Aktien. Das entspricht einem Anteil von 21,11%. Auf Basis des Schlusskurses vom 15. Februar würden 55,1 Mrd. skr (5,5 Mrd. Euro) an die Aktionäre weitergeleitet, so die Beteiligungsgesellschaft. Die Anteilseigner sollen 0,195 Zalando-Papiere für jede ihrer Aktien erhalten.

Für Kinnevik steht die Ausschüttung im Einklang mit der Strategie, das Portfolio zu transformieren und die Position als Europas führender börsennotierter Wachstumsinvestor zu stärken. Zalando ist das mit großem Abstand wichtigste Investment. Bezogen auf den Nettovermögenswert von 111,7 Mrd. skr Ende 2020 entfallen 44% des Portfolios auf diese Position. „Durch die Ausschüttung an unsere Aktionäre wird das Portfolio ausgeglichener und einzigartiger“, sagt Kinnevik-CEO Georgi Ganev. Mehr als zwei Drittel des Kapitals stecke dann in jüngeren digitalen Wachstumsunternehmen (derzeit 37%). Der Anteil der nicht-börsennotierten Investitionen steige von 15% auf 27%. Kinnevik will das Aktienpaket im zweiten Quartal an die eigenen Aktionäre übertragen. Die zunächst für 10. Mai geplante Hauptversammlung wird auf den 29. April vorgezogen.

Bei Zalando führt die Ausschüttung zu einem höheren Streubesitz. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Aufnahme in den Dax. Schon bisher gilt Zalando als Top-Kandidat für den deutschen Leitindex, der von 30 auf 40 Aktien erweitert wird. An der Börse bringen die Berliner etwa 25 Mrd. Euro auf die Waage. Der aktuelle Free Float wird mit 67,2% angegeben. Weitere große Aktionäre neben Kinnevik sind der schottische Assetmanager Baillie Gifford mit 11,6% und der dänische Unternehmer Anders Holch Povlsen mit 10%, der zu den größten Grundbesitzern in Schottland gehört (siehe Grafik).

Der Zalando-Vorstand unterstützt nach eigenen Angaben die Entscheidung der Beteiligungsgesellschaft. Co-CEO Rubin Ritter spricht von einem „logischen, nächsten Schritt“. Kinnevik sei seit 2010 ein „maßgeblicher Investor“ gewesen: „Besonders in den frühen Tagen von Zalando waren uns Kinneviks tatkräftige Unterstützung sowie die Bereitschaft, zu investieren und Risiken einzugehen, um einer langfristigen Überzeugung zu folgen, sicher.“

Schwerpunkte des Kinnevik-Portfolios sind die Sektoren Konsum, Gesundheit und Telekommunikation. Außerdem investiert die Firma in Financial Services und Schwellenländer. Zu den Beteiligungen gehören die Logistikplattform Budbee, die Reiseplattform Omio, die Banking-Plattform Deposit Solutions und der Gesundheitsdienstleister VillageMD, aber auch der börsennotierte Telekomkonzern Tele2. An dem im SDax vertretenen Online-Modehändler Global Fashion Group hält Kinnevik 37%. CEO Ganev kündigt an, sich auf den Lebensmittel- und den digitalen Gesundheitssektor konzentrieren zu wollen, weil in diesen Bereichen mit substanziellen Veränderungen in den kommenden Jahren zu rechnen sei.

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