Fondsgesellschaft

Klagen gegen Pimco sorgen für Unruhe

Die sich häufenden Diskriminierungsvorwürfe gegen die große kalifornische Fondsgesellschaft Pimco sorgen in der Finanzbranche für Unruhe und negative Reaktionen. Die einflussreiche Bostoner Beratungsgesellschaft NEPC, die institutionellen Anlegern...

Klagen gegen Pimco sorgen für Unruhe

nok New York

Die sich häufenden Diskriminierungsvorwürfe gegen die große kalifornische Fondsgesellschaft Pimco sorgen in der Finanzbranche für Unruhe und negative Reaktionen. Die einflussreiche Bostoner Beratungsgesellschaft NEPC, die institutionellen Anlegern bei der Auswahl von Vermögensverwaltern zur Seite steht, setzte jetzt die Tochtergesellschaft des deutschen Versicherers Allianz wegen anhängiger Klagen mehrerer Frauen auf eine Beobachtungsliste. Das geht aus Unterlagen von zwei kalifornischen Pensionsfonds hervor, für die Pimco Anlagegelder verwaltet.

„NEPC wird sich mit Pimco über deren spezifische Bemühungen in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion sowie über Messgrößen zu diesem Thema auseinandersetzen“, hieß es. Bei den NEPC-Kunden handelt es sich um die Pensionskassen des Landkreises Ventura, nordwestlich von Los Angeles, und der Verkehrsbehörde der Landkreise Alameda und Contra Costa, die Region um San Francisco. Pimco verwaltet für die beiden Pensionsfonds festverzinsliche Wertpapiere im Wert von rund 120 Mill. Dollar. Das ist gemessen an Pimcos insgesamt verwaltetem Vermögen von zuletzt 2,2 Bill. Dollar zwar eine geringe Summe. NEPC berät nach eigenen Angaben allerdings mehr als 350 institutionelle Investoren, die insgesamt 1,3 Bill. Dollar managen. NEPC setzt Fondsgesellschaften auf „Watch“, wenn „besorgniserregende Probleme“ auftauchen, auf die bestehende und potenzielle Kunden aufmerksam gemacht werden müssten.

Assistentin von Harris

Zwei Mitarbeiterinnen von Pimco, Assunta „Sue“ Collazo und Lisa Anthony, beide seit Jahren im mittleren Management der Hauptverwaltung in Newport Beach tätig, hatten ihren Arbeitgeber im November wegen Benachteiligung aufgrund ihres Geschlechts, ihres Alters sowie gesundheitlicher Einschränkungen verklagt (vgl. BZ vom 20.11.2020). In der vergangenen Woche schlossen sich drei weitere Frauen diesem Rechtsstreit an, darunter Amanda Thiem, die ehemalige Assistentin des langjährigen Spitzenmanagers Brent Harris. Thiem wirft Harris, der im vergangenen Oktober nach 35 Jahren bei Pimco ausgeschieden war, sexuelle Belästigung vor. Nachdem sie seine Annäherungsversuche zurückgewiesen habe, sei sie im Rahmen einer Vergeltungskampagne bei Pimco „degradiert“ und von Mitarbeitern „gedemütigt und geächtet“ worden.

Ende Januar hatten 21 derzeitige und ehemalige Mitarbeiterinnen von Pimco in einem Brief an Vorstandschef Emmanuel Roman und Chefanleger Dan Ivascyn ein Muster von diskriminierendem Verhalten gegenüber Frauen in der Firma kritisiert. Die Frauen fordern von Pimco Maßnahmen, um Diskrepanzen bei Entlohnung und Beförderung zu beheben. Weiter anhängig ist auch die Klage der afroamerikanischen Angestellten Andrea Martin Inokon. Die Juristin, eine Mitarbeiterin der Rechtsabteilung, hatte Pimco 2019 vorgeworfen, bei Beförderungen zugunsten „weniger qualifizierter Männer“ übergangen worden zu sein. Pimco habe sie wegen ihrer „Rasse, ihres Geschlechts und ihrer Schwangerschaft“ benachteiligt. Zuvor hatte die für Vorsorgepläne verantwortliche Managerin Stacy Schaus zeitgleich mit ihrem Abgang bei Pimco eine anhängige Diskriminierungsklage zurückgezogen. Man habe die „Unstimmigkeiten“ in gegenseitigem Einvernehmen ge­klärt, hieß es damals.

Pimco wehrt sich vor Gericht gegen die Klagen. „Wir untersuchen jeden einzelnen Vorwurf von Fehlverhalten, der uns zur Kenntnis gebracht wird, gründlich“, sagte ein Sprecher von Pimco. Die Firma sei bestrebt, Mitarbeitern „einen integrativen Arbeitsplatz zu bieten, der frei von Diskriminierung, Belästigung und Vergeltungsmaßnahmen jeglicher Art“ sei. Auf ihrer Webseite präsentiert sich Pimco als Verfechter von Diversität, als attraktiver Arbeitsplatz für Eltern, ehemalige Soldaten, Frauen sowie für Mitarbeiter, die nicht heterosexuell und die nicht weiß sind.

Die aktuelle Klage zeichnet indes das Bild eines Unternehmens, das weiter von weißen Männern dominiert wird, die Aufstiegschancen von Frauen und Minderheiten behindern. Nur ein Fünftel der 77 Angestellten auf der obersten Führungsebene (Managing Director) von Pimco seien Frauen. Einen schwarzen Managing Director habe es noch nie gegeben.

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