Duale Aktienstrukturen

Köder für Fintech-Firmen

Der Worldpay-Chairman Ron Kalifa ist in einem Untersuchungsbericht für die britische Regierung zu dem Schluss gekommen, dass sich die britische Fintech-Szene an einem Wendepunkt befindet. Deshalb legte er einen Fünf-Punkte-Plan vor, um zu...

Köder für Fintech-Firmen

hip London –

Der Worldpay-Chairman Ron Kalifa ist in einem Untersuchungsbericht für die britische Regierung zu dem Schluss gekommen, dass sich die britische Fintech-Szene an einem Wendepunkt befindet. Deshalb legte er einen Fünf-Punkte-Plan vor, um zu verhindern, dass das Land wegen des zunehmenden Wettbewerbs durch Rivalen wie Singapur und Australien und der Ungewissheit rund um den Brexit und die Coronavirus-Pandemie seine Vorreiterrolle verliert. „Wir müssen unsere Start-up-Kultur weiter pflegen“, sagte Kalifa. „Aber entscheidend ist, dass wir unsere schnell wachsenden Firmen dabei unterstützen, globale Giganten zu werden.“

Zu seinen Vorschlägen gehört, duale Aktienstrukturen zuzulassen. An der Wall Street sind Aktien mit unterschiedlichem Stimmrecht keine Seltenheit. Gründer wie Mark Zuckerberg (Facebook) wollten damit sicherstellen, dass sie die Kontrolle über ihre Firmen behalten. Kalifa will auf diese Weise britische Firmen wie Monzo oder Revolut davon abhalten, statt in London lieber in New York an die Börse zu gehen. Ein weiterer Vorschlag sieht vor, beim Streubesitz die Mindestanforderung für die Notierung am Premium-Segment der London Stock Exchange für begrenzte Zeit nach dem Initial Public Offering von 25% auf 10% zu senken. Der ehemalige EU-Finanzkommissar Jonathan Hill prüft derzeit im Auftrag der Regierung eine Reform der Regularien für Börsengänge.

Die Regierung solle Pensionskassen und Versicherer ermutigen, sich an der Finanzierung von Fintech-Start-ups zu beteiligen, heißt es in Kalifas Bericht. Blickt man auf die Teilnehmerlisten diverser Finanzierungsrunden, finden sich dort meist Wagniskapitalgeber aus den Vereinigten Staaten und anderen Ländern. Kalifa setzt sich zudem für ein spezielles Visum für Angehörige der Tech-Branche ein. Immerhin haben 42% ihrer Beschäftigten keinen britischen Pass, viele stammen aus der EU. Die Branche dringt seit dem Brexit-Referendum 2016 auf eine entsprechende Regelung.  

„Großbritannien braucht einen Weckruf“, zitiert die BBC den Risikokapitalgeber Martin Mignot, Senior Partner bei Index Ventures. Es habe eine Zeit gegeben, in der es keine Frage gewesen sei, dass man eine neue Fintech-Firma dort an den Start bringt. „Aber Großbritannien rutscht in der weltweiten Hackordnung nach unten.“