Arbeitslosigkeit im Euroraum noch stabil
Arbeitslosigkeit im Euroraum noch stabil
Arbeitslosigkeit im Euroraum noch stabil
Rekordhohe Teilzeit in Deutschland – Ifo: Mindestlohn kostet Jobs und Investitionen
ba Frankfurt
Die Arbeitslosigkeit im Euroraum ist zwar auch im Oktober stabil, dies dürfte sich aber in den kommenden Monaten ändern – nicht zuletzt wegen der Konjunkturschwäche Deutschlands. Denn hierzulande legen vor allem Teilzeitbeschäftigung und Nebenjobs zu und die Unternehmen planen wegen der zum Jahreswechsel anstehenden Mindestlohnerhöhung häufiger Stellen zu streichen.

Im Euroraum fiel die Zahl der Arbeitslosen um 13.000 zum September auf 11,033 Millionen. Das sind 308.000 mehr als im vergangenen Jahr. Die Arbeitslosenquote verharrte damit bei saisonbereinigt 6,4%. Ökonomen hatten allerdings mit einem unveränderten Stand von 6,3% gerechnet, der für September zunächst gemeldet worden war. Die Arbeitslosigkeit befindet sich damit im gemeinsamen Währungsraum weiter auf einem historisch niedrigen Niveau, die Bandbreite zwischen den einzelnen Ländern ist aber groß. Die höchsten Arbeitslosenquoten weisen Spanien mit 10,5% und Griechenland mit 8,6% aus. Das andere Ende der Tabelle markiert Malta (3,1%), gefolgt von Deutschland (3,8% in harmonisierter Berechnung). Eurostat folgt den Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), daher liegt der von der Bundesagentur für Arbeit (BA) ausgewiesene saisonbereinigte Arbeitslosenquote bei 6,3%.
Rekordhohe Teilzeitquote
„Die Flaute im deutschen Arbeitsmarkt hält weiter an: Aufwärts geht es nur bei Nebenjobs und Teilzeitquote“, mahnt allerdings IAB-Experte Enzo Weber mit Blick auf die Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). So gingen hierzulande im dritten Quartal rund 4,72 Millionen Beschäftigte einer Nebentätigkeit nach – das sind 1,6% mehr als im Vorjahresquartal und 11,2% aller Beschäftigten. Zudem erreichte die Teilzeitquote mit dem Plus von 0,4 Prozentpunkte auf 40,1% den höchsten Wert in einem dritten Quartal.
Arbeitsvolumen kaum verändert
Das IAB erklärt den Anstieg der Teilzeitquote auch mit dem Beschäftigungszuwachs gerade in Branchen mit einem hohen Teilzeitanteil wie dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht sowie einem Beschäftigungsrückgang im verarbeitenden Gewerbe, das einen hohen Vollzeitanteil hat. Dem Zuwachs der Teilzeitbeschäftigten um 1,0% steht ein Minus von 0,7% der Vollzeitbeschäftigten gegenüber. Die Zahl der Erwerbstätigen blieb mit 46 Millionen Personen zum Vorjahresquartal nahezu gleich, saison- und kalenderbereinigt fiel sie aber um 0,1%. Während das Arbeitsvolumen weitgehend unverändert blieb, wurden weniger bezahlte und unbezahlte Überstunden geleistet.
Mehr als jeder Fünfte streicht Jobs
Die Unternehmen sorgen sich indes um die anstehende Mindestlohnerhöhung auf 13,90 Euro zum 1. Januar 2026. Laut einer Ifo-Umfrage unter über 4.600 Unternehmen, wollen 22% deswegen Stellen streichen. 28% wollen weniger investieren und 50% planen Preiserhöhungen. Weitere Folgen seien sinkende Gewinne und eine schlechtere Position im Wettbewerb, heißt es beim Ifo. „Die Reaktionen der Unternehmen zeigen, dass die Anhebung des Mindestlohns in der aktuellen Phase der wirtschaftlichen Schwäche besonders schädlich ist“, sagt Ifo-Forscher Sebastian Link.
Heftigere Reaktion als 2022
„Obwohl die Unternehmen ähnlich betroffen sind wie von der letzten großen Anhebung im Jahr 2022, planen sie häufiger mit Stellenabbau und Investitionskürzungen“, erklärt Link. Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen (37%) gab an, direkt betroffen zu sein – vor allem das Gastgewerbe (77%) und der Einzelhandel (71%). Unter den Industrieunternehmen sind es vor allem das Textil- und Bekleidungsgewerbe (62%) sowie die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln (59%). Am geringsten sind die Auswirkungen laut Ifo für das Baugewerbe, in dem ein höherer Branchenmindestlohn gilt. Der allgemeine Mindestlohn wird 2026 mit 8,4% wesentlich kräftiger steigen als die allgemeinen Tariflöhne mit voraussichtlich 3%.
