Notenbanken

Bank of England signalisiert Zinsschritt

Unter britischen Notenbankern wächst die Sorge über die steigende Teuerungsrate. Der Geldpolitiker Michael Saunders sagte nun, Haushalte müssten sich „wesentlich früher“ auf höhere Zinsen einstellen.

Bank of England signalisiert Zinsschritt

hip London

Die Bank of England hat signalisiert, dass ein Zinsschritt nicht weit ist. Die britischen Haushalte müssten sich „wesentlich früher“ darauf einstellen als bislang am Markt erwartet, sagte der Geldpolitiker Michael Saunders dem „Telegraph“. Der ehemalige Citigroup-Volkswirt gehört dem Monetary Policy Committee als externes Mitglied an und wird zu den „Falken“ gerechnet. „Die Märkte haben in den vergangenen Monaten eine frühere Leitzinserhöhung eingepreist als zuvor“, sagte er der Tageszeitung. „Ich halte das für angemessen.“ Ein Zinsschritt im Februar sei mittlerweile komplett eingepreist, ein Schritt im Dezember zur Hälfte. Er wolle sich nicht darüber auslassen, um welchen genau es ihm gehe, „aber ich halte es für angebracht, dass die Märkte begonnen haben, eine wesentlich frühere Straffung einzupreisen als bislang“. Bei der jüngsten MPC-Sitzung hatte sich das Gremium dazu entschlossen, den Leitzins auf dem historischen Tief von 0,1% zu belassen.

„Herausfordernde Aufgabe“

Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, äußerte sich unterdessen besorgt über die hohe Teuerungsrate. „Natürlich macht es mir Sorgen, wenn die Inflation über dem Zielwert liegt“, sagte er der „Yorkshire Post“. Das Inflationsziel der Notenbank liegt bei 2,0%. Ihre Volkswirte gehen davon aus, dass sie im Schlussquartal bei mehr als 4% liegen wird. Es sei eine „sehr schwierige und herausfordernde Aufgabe“ sicherzustellen, dass sich das nicht festsetze, „denn das wäre offenkundig sehr schädlich“, sagte Bailey.

Der für Großbritannien zuständige Volkswirt von Bank of America, Robert Wood, geht nun davon aus, dass die Bank of England den Leitzins im Dezember um 15 Basispunkte auf dann 0,25% anheben wird. Dann lägen den MPC-Mitgliedern die Arbeitsmarktdaten aus dem Oktober vor, dem Monat nach Auslaufen des Coronavirus Job Retention Programme der Regierung – einer britischen Form der Kurzarbeit. Ein solcher Schritt würde das Wachstum nicht wesentlich dämpfen und signalisieren, dass sich der Preisauftrieb im Fokus der Geldpolitiker befindet. Wood erwartet zudem, dass sie schon im Dezember einen weiteren Zinsschritt für Februar avisieren werden – auf dann 0,50%. Er gehe davon aus, dass eine falkenartige Rhetorik von Notenbankern dazu genutzt wird, die Zinskurve zu beeinflussen „und die Illusion der Kontrolle über die Volkswirtschaft aufrechtzu­erhalten“, sagte dagegen George Lagarias, der Chefvolkswirt von Mazars.

In der Regierung ist derweil offenbar ein Streit über die Unterstützung für energieintensive Branchen entbrannt. Der Sprecher von Boris Johnson stellte sich hinter Wirtschafts­minister Kwasi Kwarteng, der den Unternehmen gerne unter die Arme greifen will. Er hatte am Sonntag ge­sagt, dass er darüber mit dem Schatzamt verhandele, was von dort rundheraus dementiert wurde.