Nach Japans Zolldeal mit den USA

Bank of Japan hält beim Leitzins zum vierten Mal still

Die Führung der japanischen Notenbank will die Geldpolitik weiter straffen, aber den nächsten Zinsschritt nicht überstürzen. Die Bedingungen sollen stimmen.

Bank of Japan hält beim Leitzins zum vierten Mal still

Bank of Japan hält beim Leitzins zum vierten Mal still

Inflationsprognosen bis März 2027 nach oben korrigiert

mf Tokio

Die Bank of Japan (BoJ) hat am Donnerstag ihren Leitzins von 0,5% unverändert belassen, obwohl sie in diesem Jahr mit einer höheren Inflation rechnet. Damit fasste sie den Zinssatz zum vierten Mal in Folge nicht an. Gemäß Gouverneur Kazuo Ueda benötigt die Notenbank mehr Zeit, um die Auswirkungen der US-Einfuhrzölle auf Wirtschaft, Inflation und Löhne zu entschlüsseln.

„Ein großer Schritt nach vorn“

Das jüngste Handelsabkommen zwischen Tokio und Washington sei ein „großer Schritt nach vorn", um die Unsicherheit hinsichtlich der Aussichten für die japanische Wirtschaft zu verringern, sagte Ueda nach dem Zinsbeschluss. Vergangene Woche einigten sich die USA und Japan auf einen Einfuhrzoll von 15% auf alle Waren inklusive Autos. Nach Uedas Angaben wird die BoJ nun die Auswirkungen der Zölle auf Wachstum und Inflation in Japan ebenso wie auf Exporte, Produktion und Beschäftigung in den Vereinigten Staaten beobachten.

Der Gouverneur ging auch darauf ein, dass das Lohnwachstum immer noch nicht mit den Preisen mithält. „Es gibt Bedenken, dass die Zölle Druck auf die Unternehmensgewinne ausüben werden, insbesondere in der Fertigungsindustrie, und dass sich dies auch auf die Löhne auswirken wird. Wir müssen das Ausmaß und die Stärke dieser Auswirkungen sorgfältig beobachten“, sagte Ueda.

Inflationsprognose über Zielrate

In ihrem neuen vierteljährlichen Konjunkturbericht schraubte die Zentralbank ihre Preisprognosen von Ende April nach oben. Sie rechnet nun mit einer Kerninflation im Fiskaljahr 2025 (bis Ende März 2026) von 2,7% gegenüber 2,2% vor drei Monaten. 2026 soll diese Rate 1,8% statt 1,7% betragen. Für das laufende Jahr erwartet sie ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,6% gegenüber bisher 0,5%.

Nach Ansicht von LBBW-Analyst Matthias Krieger wäre ein „weiterer Zinsschritt nach oben durchaus angezeigt“. Die Inflationsrate mit zuletzt über 3% liege deutlich über dem Zielwert von 2% der BoJ und der Yen neige tendenziell immer noch zur Schwäche. Auch NordLB-Analyst Tobias Basse meinte unter Verweis auf die erhöhte Inflationserwartung der BoJ, dass es bald zu einer Zinsanhebung kommen müsste. Die Zentralbank werde aber „sehr vorsichtig“ agieren, weil die steigenden Renditen am langen Ende der japanischen Zinsstrukturkurve langsam zu einem Problem für das hoch verschuldete Land würden.