Geldpolitik

Bank of Japan kauft Anleihen in Rekordtempo

Japans Notenbank muss ihre Käufe deutlich aufstocken, um die inoffizielle Rendite-Obergrenze zu verteidigen. Wegen der Inflation nehmen Wetten auf eine Straffung zu.

Bank of Japan kauft Anleihen in Rekordtempo

mf Tokio

Die Bank of Japan zahlt einen hohen Preis für ihren Sonderweg in der Geldpolitik. Im Juni kaufte die Zentralbank für 14,8 Bill. Yen (104 Mrd. Euro) Staatsanleihen, so viel wie nie in einem Monat. Gouverneur Haruhiko Kuroda musste das Kaufvolumen drastisch erhöhen, um die inoffizielle Obergrenze von 0,25% für die Rendite 10-jähriger Anleihen zu verteidigen. In der Folge ist der Anteil der von der Notenbank gehaltenen langlaufenden Staatsanleihen (JGBs) historisch hohe 50,4% gestiegen. Diese Dominanz beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit des Anleihemarktes und hat zu einer Inversion der Renditekurve geführt: JGBs mit einer Restlaufzeit von 7 bis 9 Jahren rentieren derzeit höher als 10-jährige Staatspapiere.

Ausländische Investoren wetten über Terminkontrakte in großem Stil darauf, dass die Bank of Japan (BoJ) ihre monetären Zügel straffen wird, damit der Yen nicht weiter abwertet. Laut dem Japan Center for Economic Research wird die BoJ ihre JGB-Bestände von derzeit 515 Bill. Yen (3,6 Bill. Euro) daher um bis zu 120 Bill. Yen erhöhen müssen, um die langfristigen Zinssätze weiter auf oder unter 0,25% zu halten. In diesem Szenario könnten die JGB-Bestände der Zentralbank auf über 60% des Ausgabevolumens anwachsen.

Doch Notenbankchef Kuroda wolle auf die derzeitige Inflationsrate von 2,1% nicht mit höheren Zinsen reagieren, weil sie nicht auf einer gesunden Binnennachfrage beruhe, erläutert der Japan-Ökonom Richard Katz. Die Teuerung beruhe auf höheren Energie- und Rohstoffpreisen im Ausland und werde durch den schwachen Yen und Russlands Krieg gegen die Ukraine zusätzlich in die Höhe getrieben. Dazu bedrohten gestörte Lieferketten das Wachstum in Japan. Daher halte Kuroda an den Nullzinsen fest, selbst wenn er dabei den Yen schwäche und eine „schlechte“ Inflation erzeuge, meint Katz. Rückendeckung erhalte Kuroda von Premier Fumio Kishida.

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