Digitales Zentralbankgeld

„Britcoin“ könnte bis 2030 Wirklichkeit werden

Schatzkanzler Jeremy Hunt und Notenbankchef Andrew Bailey wollen dem „Telegraph“ zufolge diese Woche den Zeitplan für die Einführung des digitalen Pfund vorstellen. Bis 2030 soll es so weit sein.

„Britcoin“ könnte bis 2030 Wirklichkeit werden

hip London

Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte im April 2021 mit einer Twitter-Nachricht für Furore gesorgt. „Britcoin?“ schrieb er in seiner damaligen Rolle als Schatzkanzler, nachdem er eine gemeinsame Taskforce von Schatzamt und Bank of England initiiert hatte, die sich mit der Digitalisierung der britischen Währung beschäftigen sollte. Während Sunak London gerne zum weltweiten Kryptohub gemacht hätte, betätigten sich Ministerialbeamte und Regulierer als Bremser. Frühestens 2025 könnte digitales Zentralbankgeld eingeführt werden, hieß es zunächst (vgl. BZ vom 10.11.2021).

Diese Woche soll der britischen Zeitung „Telegraph“ zufolge im Zuge einer Konsultation ein Zeitplan vorgestellt werden, der sogar bis in das Jahr 2030 reicht. „Auf Basis unserer bisherigen Arbeit sind Bank of England und Schatzamt der Meinung, dass ein digitales Pfund in Zukunft wahrscheinlich benötigt wird“, zi­tiert die Zeitung Schatzkanzler Jeremy Hunt sowie Notenbankchef An­drew Bailey aus dem noch nicht veröffentlichten Papier. „Es ist zu früh, die Infrastruktur dafür aufzubauen, aber wir sind überzeugt, dass weitere Vorbereitungsarbeit gerechtfertigt ist.“ Im Januar hatte sich ­Bailey vor dem Finanzausschuss des Unterhauses noch wesentlich zu­rückhaltender geäußert.

Bei dem Vorhaben geht es um digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC). CBDC wäre eine neue Form von digitalem Geld, das von der Bank of England für die Nutzung durch Unternehmen und Haushalte ausgegeben wird. Es würde eher neben Bargeld existieren, statt dieses zu ersetzen. Die Notenbank hat kein Interesse an einer direkten Beziehung zur Öffentlichkeit, die jedem ermöglichen würde, ein Konto bei der Bank of England zu eröffnen. Bislang konzentrierte man sich Zurab Ashvil zufolge nahezu ausschließlich auf die Technologie. „Wenn die beiden anderen Pfeiler für eine erfolgreiche CBDC-Einführung – Infrastruktur und Gesetzgebung – nicht bald angegangen werden, ist diese Hightech-CBDC zur Überflüssigkeit verdammt“, schrieb Ashvil, Gründer und CEO des Fintech-Unternehmens L3cos, das im „CBDC-Sandkasten“ der Bank of England an der zugrundeliegenden Technologie arbeitet, in einem Gastbeitrag für „Wired“.

Doch nun wird dem “Telegraph“ zufolge offenbar die „Design“-Phase des Projekts eingeläutet, in der es um Konstruktion und Einsatz eines digitalen Pfund gehen soll. Das Schatzamt sucht über das digitale Karrierenetzwerk Linkedin bereits einen „Head of Central Bank Digital Currency“, zu dessen Aufgaben es gehören soll, sich mit Stakeholdern wie 10 Downing Street auseinanderzusetzen. Erst in der vergangenen Wo­che hatte es ein Konzept zur Regulierung von Kryptoassets vorgelegt, das sich an den für andere Finanzprodukte geltenden Regeln orientiert. Allerdings sind darin angesichts der Größe und Struktur der Kryptobranche im Gegensatz zu den regulären Märkten keine umfassenden Berichterstattungspflichten vorgesehen.

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