Bundesregierung forciert breitere Aufstellung der Rüstungsindustrie
Bundesregierung forciert breitere Aufstellung der Rüstungsindustrie
Politik forciert breitere Aufstellung der Rüstungsindustrie
Neue Zulieferer sollen Wertschöpfungsketten stärken
ahe Berlin
Um den Hochlauf der Rüstungsproduktion abzusichern und zu beschleunigen, forciert die Bundesregierung eine stärkere Vernetzung der deutschen Verteidigungsindustrie mit zivilen Branchen. Ziel ist zum einen, die Liefer- und Wertschöpfungsketten der Rüstungsunternehmen breiter aufzustellen, und zum anderen, durch eine engere Vernetzung von ziviler und militärischer Forschung und Entwicklung sogenannte Dual-Use-Potenziale systematisch zu erschließen. Dies kündigten Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) am Dienstag nach Gesprächen mit Vertretern der Industrie in Berlin an.
Neue „Matchmaking-Plattform“ geht an den Start
Unterstützen soll die bessere Vernetzung eine „Matchmaking-Plattform“, die Anfang Januar an den Start geht, und gezielt Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie mit neuen zivilen Industriepartnern zusammenbringen soll. Reiche verwies in diesem Zusammenhang auf Kompetenzen in der Automobilindustrie, die auch im Verteidigungssektor dringend benötigt würden, von Leichtbau, modernen Antriebstechnologien und Sensorik bis hin zu den hochpräzisen Qualitätssicherungen.
Auch Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), bestätigte, dass aktuell insbesondere viele Autozulieferer versuchten, ihr Knowhow in der Rüstungsbranche einzubringen. Diesen Prozess dürfe man sich aber nicht zu einfach vorstellen, da Stückzahlen und Arbeitsweise im Rüstungssektor ganz anders seien.
Autobranche sieht Chancen
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, betonte nach dem Treffen, Absicht und Wille zu einer engeren Zusammenarbeit mit der Verteidigungsbranche sei da. Einzig die Geschwindigkeit fehle noch. Dafür müsse unter anderem noch die zu komplizierte Beschaffung bei der Bundeswehr radikal vereinfacht werden. Deutschland habe aber ein Ökosystem an zivilen Unternehmen, das in seiner Breite und Tiefe weltweit einmalig sei, unterstrich Leibinger. Die Unternehmen hätten zudem die Fähigkeit, schnell skalieren zu können.
Bei den angestrebten „Dual-Use-Effekten“ geht es nach den Worten von Pistorius darum, dass zivile und militärische Branchen von den Entwicklungen der jeweils anderen Seite profitieren. Mögliche Spillover-Effekte könnten eine wichtige Triebkraft für Innovationen für beide Seiten sein, so der SPD-Politiker. Die Bundeswehr will in diesem Zusammenhang ein neues Innovationszentrum in Erding betreiben, das ab sofort technologiegetriebene Innovationen der Truppe zentral koordinieren und steuern soll.
Auch Startups im Fokus
Pistorius verwies als Beispiel auf die GPS-Technologie, die ursprünglich fürs US-Militär entwickelt worden sei. Eine Trennung von zivilen und militärischen Innovationen ergebe heute keinen Sinn mehr, sagte der Minister. In diesem Zusammenhang wolle man auch die Innovationskraft von Startups künftig stärker für den militärischen Bereich nutzen.
„Sicherheitspolitik ist immer auch Wirtschaftspolitik“, unterstrich Ministerin Reiche. „Wenn wir Synergien zwischen ziviler und sicherheitsrelevanter Produktion schaffen, entstehen skalierbare Fähigkeiten, neue Arbeitsplätze und wir machen Lieferketten robuster.“ Den nun gestarteten breiteren Dialog mit der Industrie will die Koalition fortsetzen.
Verteidigungsfähigkeit sei nicht nur eine Sache der Bundeswehr, betonte Pistorius in Berlin. Vor allem müssten aber deutsche Zulieferer besser in die Planungen einbezogen werden. Ziel sei, die Produktionskapazitäten im Rüstungsbereich rasch hochzufahren. Das gelte für Drohnen ebenso wie für Hochtechnologie-Produkte.
