Europa wiegt Nachfrageschwäche der USA auf
Europa wiegt Nachfrageschwäche der USA auf
Europa wiegt Nachfrageschwäche der USA auf
Unerwartetes Exportplus – China-Geschäft gleichfalls mau – Zunehmende Sorgen um Wettbewerbsfähigkeit
ba Frankfurt
Die größere Nachfrage aus den Ländern der Europäischen Union (EU) hat den deutschen Exporteuren im Oktober das Geschäft gerettet – denn die Ausfuhren in die USA und nach China gaben wegen der höheren US-Importzölle erneut nach. Besserung ist so bald nicht in Sicht, wie die Ifo-Exporterwartungen zeigen, die zuletzt gesunken sind. Als Wachstumsbringer fällt der Außenhandel damit weiterhin aus und es steigen die Sorgen, dass aufgrund der Standortnachteile immer mehr Produktion ins Ausland verlagert wird.
Zweites Plus in Folge
Dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge stiegen die Ausfuhren im Oktober das zweite Mal in Folge, und zwar um 0,1% im Monatsvergleich auf 131,3 Mrd. Euro. Ökonomen hatten hingegen einen Rückgang von 0,5% erwartet, nach einem Zuwachs von 1,5% im September. In ihren Analysen klingen immer wieder Sorge um den Standort Deutschland und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen an. Nachdem die Importe nach Deutschland um 1,2% schrumpften – die Prognose lag hier bei minus 0,5% – stieg der Außenhandelsüberschuss auf 16,9 Mrd. Euro.

„Das äußerst schwache Exportjahr 2025 macht auch ein Miniwachstum im Oktober nicht viel besser“, kommentierte der DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Die Exportwirtschaft steht weiterhin unter erheblichem Druck.“ Mit Blick auf das schwächelnde Geschäft in den beiden wichtigsten Absatzmärkten mahnte er die Erschließung neuer Absatzmärkte wie Indonesien, Indien und auch afrikanische Länder an: Neue Freihandelsabkommen durch die EU müssten „ganz oben auf die wirtschaftspolitische Tagesordnung“ kommen.
Binnenmarkt harrt der Vollendung
Ähnlich äußerte sich der Außenhandelsverband BGA. „Wir verlieren kontinuierlich Marktanteile in den wichtigsten Weltregionen außerhalb Europas“, mahnte BGA-Präsident Dirk Jandura. In Europa aber könne „Made in Germany“ noch punkten. Der Binnenmarkt müsse daher vollendet werden – das dürfe aber nicht länger aufgeschoben werden. Michael Herzum vom Fondsanbieter Union Investment verweist auf die Aufwertung des Euro um mehr als 10%: „Der starke Euro belastet die Exportwirtschaft.“ Zudem sei die konjunkturelle Lage in den für Deutschland wichtigen Absatzmärkten wie China und den USA derzeit verhalten. Die USA sind weiter Hauptabnehmer deutscher Waren, auch wenn die Exporte nach Übersee mit 11,3 Mrd. Euro um 7,8% geringer ausfielen als im September. Die von US-Präsident Donald Trump eingeführten hohen Importzölle belasten die Nachfrage.
China-Geschäft gleichfalls mau
Auch nach China wurde weniger exportiert: Hier gab der Warenwert um 5,8% auf 6,3 Mrd. Euro nach. China hat sich auf dem Weltmarkt mittlerweile als Konkurrent hiesiger Unternehmen bei vielen Waren etabliert, die es früher selbst aus Deutschland bezogen hat. Wie unausgewogen die Handelsbeziehungen mit der Volksrepublik derweil sind, zeigt der Importanstieg von mehr als 10% in diesem Jahr, betont ING-Chefökonom Carsten Brzeski. „Die jüngsten chinesischen Handelsdaten deuten darauf hin, dass sich der Trend, dass China seine Exporte oft zu Dumpingpreisen nach Europa umleitet, beschleunigen wird.“ Der Anteil der Exporte in mittel- und osteuropäische Länder sei hingegen möglicherweise wegen der Umstrukturierung der Lieferketten gestiegen. „Derzeit exportiert Deutschland mehr nach Polen, Ungarn und in die Tschechische Republik als in die USA“, sagte Brzeski.
Im Oktober stiegen die Ausfuhren in die gesamte EU um 2,7% auf 76,3 Mrd. Euro. In die Länder des gemeinsamen Euroraums wurden dabei 2,5% mehr Waren geliefert, in die anderen EU-Staaten außerhalb der Eurozone legten die Exporte um 3,1% zu.
