Mindestreserve

Chinas Notenbank liebäugelt mit neuer Stimulierung

Chinas Notenbank will ländlichen Banken neuen Anschub bringen. Die Konjunkturentwicklung hatte in China zuletzt nachgelassen und die geldpolitische Stimulierungsbereitschaft der Notenbanker geweckt.

Chinas Notenbank liebäugelt mit neuer Stimulierung

nh Schanghai

Vor dem Hintergrund einer zuletzt an Dynamik nachlassenden Konjunkturentwicklung in China signalisiert die People’s Bank of China erneut geldpolitische Stimulierungsbereitschaft. In einer Mitteilung des Währungshüters heißt es, dass man die Anwendung einer Reihe von Instrumenten erwäge, um insbesondere die Finanzierungsaktivität im ländlichen Raum anzukurbeln. Dabei kämen sowohl eine Senkung der Mindestreserveverpflichtung wie auch zielgerichtete Refinanzierungslinien für ländliche Banken und Kreditkooperativen in Frage.

Zuvor hatte Chinas Zentralbankgouverneur Yi Gang auf einer Finanzkonferenz in Peking davon gesprochen, dass die PBOC bereitstehe, „kreditseitige Unterstützungsmaßnahmen“ für die Wirtschaft einzuleiten, und dabei insbesondere auf eine Verminderung der Kreditkosten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) abziele. Gegenwärtig steht der KMU-Sektor unter einigem Kostendruck, nachdem sich in den letzten Monaten eine gewaltige Erzeugerpreisehausse manifestiert hat, die zu erheblichen Behinderungen im verarbeitenden Gewerbe führt.

Am Freitag eingelaufene Daten für Juli zeigen dabei, dass das Wachstum der chinesischen Industriegewinne mit einem Plus von 16,4% gegenüber Vorjahresmonat weiter nachlässt. Im Juni hatte man bei 20% und in den vorangegangenen Monaten bei noch wesentlich höheren Werten gelegen, wobei allerdings Basiseffekte im Abgleich mit der von Corona-Behinderungen geprägten Vorjahresperiode eine Rolle spielen.

Chinesische Analysten und Marktbeobachter gehen davon aus, dass die PBOC in Kürze mit einer Mindestreservesatzsenkung aufwartet, um die Kreditvergabespielräume der Geschäftsbanken zu erweitern und einen liquiditätsseitigen Impuls zu geben. So hatte die PBOC bereits zu Mitte Juli nach längerer Pause wieder die Mindestreserveverpflichtung der Banken gelockert und den entsprechenden Mindestreservesatz um 0,5 Prozentpunkte gesenkt.

Zügiges Handeln gefragt

Gegenwärtig sieht man eine starke Spreizung der Mindestreservesätze für einzelne Bankengruppen, wobei die Großbanken 12% ihres Einlagenvolumens bei der Zentralbank parken müssen, während ländliche Kreditinstitute nur bei 5,5% liegen (siehe Grafik). Damit stellt sich auch die Frage, ob diesmal nur die rurale Kreditwirtschaft in den Genuss einer Mindestreservelockerung kommt oder wie zuletzt im Juli eine alle Bankengruppen erfassende Maßnahme erfolgt. In jedem Fall gehen die Experten davon aus, dass es nach einem zuletzt abgeschwächten Kreditvergabetempo im Juli zu einem relativ raschen Eingreifen der PBOC kommen wird.