Im DatenraumInflation

Das Gefühl sagt etwas anderes

Bei der Inflation driften Gefühl und amtliche Statistik regelmäßig weit auseinander. So auch auf der Wiesn.

Das Gefühl sagt etwas anderes

Inflation

Das Gefühl hat sein eigenes Preisempfinden

ba Frankfurt

Die Inflationsdaten des Statistikamts Destatis und der Kassenzettel von Supermarkt und Tankstelle zeichnen meist ein deutlich unterschiedliches Bild der aktuellen Teuerung. Klar, das liegt am Warenkorb, den die Statistiker zusammengestellt haben. Bei einem Nichtraucher-Haushalt fällt schonmal der Posten Tabakwaren mit einem Anteil von 1,9% weg. Und wer weder Auto noch motorisiertes Zweirad sein Eigen nennt, muss sich zumindest nicht darüber ärgern, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen rund ums Auto 2024 das Niveau des Jahres 2020 um 28,3% überstiegen. Die Verbraucherpreise insgesamt hingegen kletterten im selben Zeitraum um 19,3%. Fahrräder sowie Bahnfahrten im Nahverkehr verteuerten sich übrigens mit je 11,9% unterdurchschnittlich.

Aber egal, wie man anreist: Auf der am Samstag mit 2 Schlägen von Münchens OB Dieter Reiter eröffneten „Wiesn“ folgt für alle der Preisschock. Die Maß Bier kostet zwischen 14,50 Euro und 15,80 Euro, das sind im Schnitt 3,52% mehr als 2024 bzw. 3,3% gemessen am Höchstpreis. Deutlich mehr also als das Plus von 2,2% der Inflation. Betrachtet man den Zehnjahreszeitraum kostet der Liter Gerstensaft 53% mehr als 2015 – die Teuerung betrug derweil 29%. Die psychologisch wichtigen Bierpreisschwellen von 10 und 15 Euro wurden auf dem Oktoberfest übrigens 2014 und 2024 überschritten. Aber auch die Preise Nicht-alkoholischer Getränke wie Tafelwasser, Spezi und Limo haben im Jahresvergleich zwischen 2,0 und 4,5% zugelegt. Wobei die Wiesn-Wirte mit den Preisaufschlägen auch die stark gestiegenen Kosten für Personal, Energie und Sicherheit weitergeben. Dem Festzeltbesucher wird es im Zweifel aber egal sein, denn kommendes Jahr wird es garantiert noch teurer.

Und zum Trost: Auch abseits der Festzelte verteuerte sich der Verzehr alkoholischer Getränke mit 28,1% sowie einer Hauptmahlzeit mit 34,5% im Vergleich zum Jahr 2020 stärker als die Inflation (22,3%).