Dauerkrise lässt immer mehr Firmen wanken
Dauerkrise lässt immer mehr Firmen wanken
Insolvenzen
Dauerkrise lässt immer mehr Firmen wanken
ba Frankfurt
Der IWH-Insolvenztrend meldet für November nicht nur einen deutlichen Rückgang der Firmenpleiten auf 1.293 – zudem liegen erstmals seit dreieinhalb Jahren die monatlichen Fallzahlen unter jenen des entsprechenden Vorjahresmonats. Außerdem waren weniger Jobs betroffen. „Eine Trendwende bedeutet dies allerdings noch nicht“, mahnt das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zugleich. Im Dezember dürften die Fallzahlen nochmals sinken, bevor sie in den Folgemonaten wieder ansteigen, so die Erwartung auf Basis von Frühindikatoren.
Die 1.293 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften entsprechen einem Rückgang um 17%. In den größten 10% dieser Firmen waren laut IWH 9.000 Arbeitsplätze betroffen. Das ist ein Minus von 30%. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen November der Vor-Coronajahre 2016 bis 2019 liegt die Fallzahl aber immer noch um 46% höher, die der betroffenen Jobs um 26%.
Vorerst wird es nicht besser
Die vom IWH erfassten Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften machen allerdings weniger als die Hälfte der vom Statistikamt Destatis erfassten Regelinsolvenzen aus. Auch die Auskunftei Creditreform rekurriert auf diese Größe und erwartet für 2025 ein 10-Jahreshoch mit 23.900 Fällen, das sind 8,3% mehr als im Vorjahr. Die Dauerkrise treibt die Schulden hoch, strukturelle Belastungen wie Energiepreisen oder Regulierung setzt vor allem den Mittelstand unter massiven Druck, so die Begründung.
Auch für 2026 werden höhere Fallzahlen erwartet, erst 2027 könnte es zu einer Stabilisierung kommen. Die geschätzten Schäden für die Insolvenzgläubiger, zu denen etwa Lieferanten, Banken und Sozialversicherungen zählen, bleiben mit 57 Mrd. Euro auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr.
Gesundheits- und Pflegebranche besonders betroffen
Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen hatten Kleinstunternehmen mit bis zu 10 Beschäftigten (81,6%). In diesem Segment meldeten rund 19.500 Firmen Insolvenz an, bei Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten waren es rund 140, vor allem solche aus der Gesundheits- und Pflegebranche. Sorge bereitet auch die sinkende Bonität der Unternehmen.
Denn konjunkturelle und strukturelle Probleme zeigen sich nicht nur in den steigenden Insolvenzzahlen, sondern auch in der fortschreitenden Verschlechterung der Unternehmensbonitäten, also der Einschätzung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Grundlage des Creditreform Bonitätsindex sind unter anderem Bilanzkennzahlen wie die Eigenkapitalquote sowie das Zahlungsverhalten des Unternehmens, die Skala reicht von 100 – der bestmöglichen Einstufung – bis 600. Die deutlichsten Verschlechterungen der Bonitätsnoten zeigten die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, das Gesundheits- und Sozialwesen, sowie das Gastgewerbe. Aber auch das Grundstücks- und Wohnungswesen sowie der Bereich „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ – darunter etwa Vermietung, Arbeitnehmerüberlassung und Zeitarbeit sowie Wach- und Sicherheitsdienste – zeigen laut Creditreform im untersuchten Zeitraum von 2019 bis 2025 einen klaren Negativtrend.

