Zinskompass

Deka setzt auf Kurshalten der EZB

Am Donnerstag kommt der EZB-Rat zu seiner ersten Sitzung im neuen Jahr zusammen. Eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte gilt de facto als ausgemacht. Die DekaBank sieht gute Gründe für weitere, teils deutliche Zinserhöhungen danach.

Deka setzt auf Kurshalten der EZB

ms Frankfurt

Die DekaBank geht fest davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen am Donnerstag um 50 Basispunkte anheben und einen Zinsschritt in gleicher Größenordnung für die Sitzung im März in Aussicht stellen wird. Für die Zeit danach erwartet das Institut weitere Zinserhöhungen, wie aus dem neuen Deka-Zinskompass hervorgeht, der jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Für weitere Zinsschritte spräche nicht zuletzt die Tatsache, dass sich die Euro-Wirtschaft besser entwickle als gedacht. Zudem werde der geplante Abbau der Anleihebestände vermutlich nur relativ wenig zur geldpolitischen Straffung beitragen.

Für das erste Treffen des Jahres scheint eine neuerliche Zinsanhebung um 50 Basispunkte ausgemachte Sache. Die große Frage ist aber bereits jetzt, wie es danach weitergeht. Mitte Dezember hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde zumindest auch für den März eine weitere Erhöhung um 50 Punkte avisiert. Über den Jahreswechsel hatten aber Signale für ein Überschreiten des Inflationshöhepunkts Spekulationen geschürt, dass der EZB-Rat weniger aggressiv vorgehen könnte. Verstärkt wurden diese noch dadurch, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch vor einer neuerlichen Drosselung ihres Zinserhöhungstempos steht – mit einem Schritt um 25 Basispunkte.

Angesichts der viel zu hohen Inflation, die zeitweise bei 10,6% gelegen hatte, hat der EZB-Rat seit Juli vergangenen Jahres seine Leitzinsen um 250 Basispunkte erhöht – so aggressiv wie nie. Ende 2022 hatte die Teuerung dann aber deutlich und stärker als erwartet nachgegeben – auf 9,2% im Dezember. Am Mittwoch, einen Tag vor dem EZB-Zinsentscheid, gibt es eine erste Schätzung für den Januar. In Spanien lag die Teuerung im Januar deutlich oberhalb der Erwartungen, wie am Montag bekannt wurde. Die Inflationsrate legte von 5,5% auf 5,8% zu. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 4,8% prognostiziert. Zugleich hält sich die Euro-Wirtschaft besser als gedacht – was tendenziell für mehr Zinserhöhungen spricht.

Nicht zuletzt deshalb geht auch die DekaBank von weiteren, teils kräftigen Zinserhöhungen aus. Dafür spricht nach Ansicht von Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann auch der Wert des Zinskompasses, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst. Im Dezember kletterte er auf 36,7 Punkte (siehe Grafik). „Mit seinem anhaltend erhöhten Niveau zeigt er an, dass trotz Leitzinserhöhungen um insgesamt 250 Basispunkte weiterhin Bedarf an geldpolitischer Straffung besteht, weil die konjunkturelle Abschwächung milder ausfällt als erwartet, die Finanzierungsbedingungen immer noch günstig sind und vor allem die Inflation viel zu hoch ist“, schreibt Tödtmann im Kommentar zum neuen Kompass.

Während laut Tödtmann die Konjunktursäule ihren Tiefpunkt bereits durchschritten zu haben scheint, setzte die Finanzierungssäule ihren Anstieg in den positiven Bereich fort – „was vor dem Hintergrund der geldpolitischen Straffung bemerkenswert ist“, wie der Ökonom anmerkt. Unterdessen liegt die Inflationssäule seit Februar vergangenen Jahres ununterbrochen an ihrer technischen Obergrenze von 100 Punkten. „Zwar reicht das derzeitige Niveau des EZB-Kompasses nicht ganz aus, um gleich eine Serie von Leitzinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte zu begründen“, so Tödtmann. „Allerdings gibt die immer noch große Heterogenität zwischen seinen drei Säulen den Notenbankern einen gewissen Ermessensspielraum, wie sie die verschiedenen Einflussfaktoren gewichten.“

Weniger konkret

Tödtmann glaubt allerdings, dass sich der EZB-Rat über März hinaus mit konkreten Ankündigungen zurückhalten wird – „um den Konflikt mit dem Konzept der Datenabhängigkeit nicht zu groß werden zu lassen“, wie er schreibt.

Für dann noch folgende Leitzinserhöhungen spricht laut Tödtmann neben der besseren Konjunktur und der weiter zu hohen Inflation auch, dass der geplante Abbau der Wertpapierbestände des Staatsanleihekaufprogramms APP vermutlich nur relativ wenig zur monetären Straffung beitragen wird. „Zwar könnte die EZB durch die Details der Umsetzung, die auf dieser Sitzung besprochen werden sollen, das Risiko der finanziellen Fragmentierung eindämmen und ihren Einfluss auf die langfristigen Finanzierungskosten stärken“, so Tödtmann. Dennoch sieht er bei der Mehrheit der Ratsmitglieder keine starke Absicht, das Tempo des Bilanzabbaus in der zweiten Jahreshälfte erheblich zu steigern. Bislang ist angekündigt, dass die Bestände ab März und bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 monatlich im Durchschnitt um 15 Mrd. Euro reduziert werden sollen. Das Tempo danach will der EZB-Rat im Zeitverlauf festlegen.

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