Insolvenztrend

Deutlich mehr größere Unternehmen gegründet

Die deutsche Unternehmenslandschaft ist stark in Bewegung: Die Pleitezahlen steigen, es werden aber auch mehr größere Unternehmen gegründet als geschlossen. Eine Trendwende gibt es bei der Überschuldung von Verbrauchern.

Deutlich mehr größere Unternehmen gegründet

Deutlich mehr größere Unternehmen gegründet

Anstieg bei Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen

ba Frankfurt

Seit Jahresbeginn sind zwar mehr größere Betriebe in Deutschland gegründet als geschlossen worden, zugleich gab es auch mehr Insolvenzen. Laut dem Statistikamt Destatis kletterte die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im Oktober um 6,5% zum Vorjahr. Auch der IWH-Insolvenztrend hatte einen Anstieg der Firmenpleiten gezeigt – allerdings zugleich für November und Dezember etwas Entspannung signalisiert.

Mehr Pleiten, höhere Forderungen

Nachdem die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen, ergibt sich eine Verzögerung von annähernd drei Monaten zum tatsächlichen Insolvenzantrag. Den neuesten Zahlen für August zufolge meldeten die Amtsgerichte einen Anstieg um 12,2% binnen Jahresfrist auf 1.979 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Die dabei entstandenen Forderungen der Gläubiger bezifferten sie auf rund 5,4 Mrd. Euro rund 2,3 Mrd. Euro im Vorjahr. Der Blick auf die Wirtschaftszweige zeigt, dass erneut der Bereich Verkehr und Lagerei mit 10,1 Insolvenzen je 10.000 Fällen am stärksten betroffen war, gefolgt vom schwächelnden Baugewerbe (8,9 Fälle) und dem Gastgewerbe (8,2).

Bau steht in der EU besser da

EU-weit zeigt sich im Quartalsvergleich ein etwas anderes Bild: Im dritten Quartal verzeichneten nur drei Sektoren einen Rückgang der Insolvenzen, nämlich das Baugewerbe (–3,1%), Information und Kommunikation (–4,8%) und die Industrie (–0,1%). Die stärksten Zuwächse verzeichneten laut Eurostat Beherbergungs- und Gaststättengewerbe (+20,7%), Verkehr (+18,7%) und Finanzdienstleistungen (+14,1%). Insgesamt wurden in den drei Monaten bis September in der EU 4,0% mehr Unternehmen registriert als im Vorquartal, während die Insolvenzen um 4,4% zulegten.

Hierzulande wurden in den ersten drei Quartalen rund 99.300 Betriebe gegründet, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen, das sind 9,5% mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der vollständigen Aufgaben von Betrieben mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung um 4,8% auf rund 74.300.

Mehr Verbraucher überschuldet

Die Verbraucherinsolvenzen legten laut Destatis im Oktober um 8,1% im Jahresvergleich auf 6.132 zu. Die Auskunftei Creditreform wiederum meldet für das Gesamtjahr 2025 eine Trendwende bei der Überschuldung: Nach sechs Jahren rückläufiger Zahlen gab es einen Anstieg um 2,0% auf 5,67 Millionen überschuldete Menschen über 18 Jahre. Die Überschuldungsquote legte auf 8,16% zu nach 8,09% im Jahr 2024.

„Nach Jahren des Angst-Sparens sind die finanziellen Puffer vieler Menschen schlicht aufgebraucht“, erklärte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Er erwartet zudem, dass sich der negative Trend auch im Jahr 2026 fortsetzt: „Steigende Zinsen, hohe Lebenshaltungskosten und ein schwächerer Arbeitsmarkt dürften die Situation weiter verschärfen.“ Als Warnsignal für die kommenden Jahre gilt Creditreform, dass harte (Vollstreckungen, Inkassoverfahren etc.) und weiche Überschuldung (Zahlungsstörungen) zugleich zunehmen.