Konjunktur

Deutscher Einzelhandel setzt wieder mehr um

Trotz der rasanten Preissteigerungen haben die deutschen Einzelhändler im August mehr umgesetzt als im Vormonat.

Deutscher Einzelhandel setzt wieder mehr um

ba Frankfurt

Bei den deutschen Einzelhändlern haben die Kassen im August wieder etwas kräftiger geklingelt. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Einnahmen preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,1%, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Nominal, also nicht preisbereinigt, kletterten die Umsätze um 1,2%. Ökonomen hatten allerdings ein Plus von 1,5% erwartet, nachdem die Wiesbadener Statistiker für Juli noch einen deutlichen Rückgang von 4,5% ausgewiesen hatten. In den ersten acht Monaten zusammen legten die Einzelhandelsumsätze um 3,2% zu, was inflationsbereinigt einem Plus von 1,5% entspricht.

„Nach der Öffnungseuphorie scheint der Übergang in den Normalmodus erfolgt zu sein“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Alexander Krüger, den Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. Aufgrund des hohen Umsatzniveaus sei das unproblematisch, zumal die Arbeitslosigkeit beständig sinke. Erst am Donnerstag hatte die Bundesagentur für Arbeit (BA) über eine anhaltende Belebung am Jobmarkt berichtet: Die Arbeitslosenquote sank dank der üblichen Herbstbelebung im September um 0,2 Punkte auf 5,4%. Die derzeit überaus stabile Beschäftigungslage sorgt laut der aktuellen Verbraucherumfrage der Nürnberger GfK dafür, „dass die Angst vor Arbeitslosigkeit und damit auch die Furcht vor Einkommenseinbußen momentan eine eher untergeordnete Rolle spielen“ – was letztendlich gut fürs Konsumklima ist. Allerdings, so mahnt Krüger, ist „der anhaltende Energiepreisschub eine Gefahr für die aktuell gute Konsumlaune“. Laut Destatis haben Privathaushalte im ersten Halbjahr 2021 je 4,7% mehr für Strom und Gas zahlen müssen als in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. Strom verteuerte sich im Durchschnitt auf 32,62 Cent je Kilowattstunde. Erdgas kostete durchschnittlich 6,41 Cent je Kilowattstunde. Ursächlich sei – ebenso wie bei der Inflationsrate – vor allem die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz von 19% zu Jahresbeginn. Die Inflationsrate liegt aktuell mit 4,1% so hoch wie seit 1993 nicht mehr. Dies lässt den Verbrauchern weniger Geld im Portemonnaie. Die Konsumneigung liegt denn auch weiter auf niedrigem Niveau, was GfK-Experte Rolf Bürkl auf Maskenpflicht und Abstandsregeln zurückführt. Während Experten, unter anderem auch das Robert-Koch-Institut (RKI), nach einem Rückgang der Neuinfektionen in den vergangenen Wochen für Herbst und Winter wieder einen Anstieg erwarten, treten am Wochenende in weiteren Bundesländern Corona-Lockerungen in Kraft.

Ohne weitere Lockdowns und bei niedrigen Infektionszahlen erwartet der Handelsverband HDE im Ge­samtjahr ein Umsatzwachstum von 1,5% auf dann 586 Mrd. Euro.