EZB-Direktor Cipollone

Digitales Zentralbankgeld soll „Schlüssel für Innovationen“ werden

Dem Projekt für den digitalen Euro schlägt viel Kritik entgegen. EZB-Direktor Piero Cipollone skizzierte in einer Rede in Frankfurt, weshalb digitales Zentralbankgeld dringend nötig ist.

Digitales Zentralbankgeld soll „Schlüssel für Innovationen“ werden

„Schlüssel für Innovationen“

EZB-Direktor Cipollone wirbt für digitales Zentralbankgeld – Wichtig für Bedeutung des Euro

mpi Frankfurt

Dem EZB-Projekt für den digitalen Euro schlägt weiterhin Skepsis entgegen aus dem Bankensektor, der Politik oder der Bevölkerung. EZB-Direktor Piero Cipollone skizzierte am Montagnachmittag bei einer Rede in der Frankfurt School of Finance & Management, weshalb es digitales Zentralbankgeld aus Sicht der EZB dringend brauche. „In einer sich rasch digitalisierenden Wirtschaft müssen wir sicherstellen, dass Zentralbankgeld weiterhin seinen Zweck erfüllt“, sagte Cipollone. „Dies ist entscheidend für Innovation, Integration und Unabhängigkeit im Bereich des digitalen Zahlungsverkehrs und der digitalen Finanzdienstleistungen.“

Der 63-jährige Italiener, der bei der EZB das Projekt digitaler Euro leitet, bezeichnete digitales Zentralbankengeld gar als „Schlüssel für Innovationen“ im Euroraum. So könnte der digitale Euro etwa die Fragmentierung im Zahlungssektor beenden. Indem die Europäische Zentralbank eine staatenübergreifend einheitliche Infrastruktur biete, könne die Notenbank „eine solide öffentliche Grundlage schaffen, die es dem privaten Sektor ermöglicht, Innovationen in großem Maßstab zu entwickeln und gleichzeitig übermäßige Abhängigkeiten zu vermeiden.“

Beitrag zu höherer Produktivität

Dies wiederum würde dazu beitragen, die zu niedrige Produktivität im Euroraum zu erhöhen. Nach Darstellung von Cipollone ist digitales Zentralbankgeld außerdem nötig, um die internationale Bedeutung des Euro zu wahren. Der digitale Euro könne das Risiko von Einlagenabflüssen in Stablecoins minimieren. Diese sind derzeit fast ausschließlich in Dollar denominiert.

Die geplanten Haltelimits beim digitalen Euro sind laut Cipollone zudem geeignet, um für den Bankensektor destabilisierende Abflüsse von Bankeinlagen zu verhindern. Für die Geschäftsmodelle der Banken spielt die Höhe ihrer Kundeneinlagen eine wichtige Rolle.

Datenschutzbedenken

Im Anschluss an seine Rede wurde Cipollone mit einer kritischen Frage aus dem Publikum zum Thema Datenschutz konfrontiert. Die EZB könnte mit dem digitalen Euro Daten zum Zahlungsverhalten der Bevölkerung sammeln. Den Vorwurf wies der EZB-Rat zurück. „Die Offline-Variante ist beim Schutz der Privatsphäre so gut wie Bargeld“, sagte er. Und auch bei der Online-Variante werde die EZB nur minimale Daten erhalten. So sei es der EZB nicht möglich, die Codes für den Zahlungsempfänger und den Zahlenden bestimmten Personen zuzuordnen.

Insgesamt werde die Online-Variante des digitalen Euro die Privatsphäre besser schützten als alle aktuelle existierenden Online-Bezahlmethoden der Privatwirtschaft.

Umfragen zeigen, dass die Europäische Zentralbank in diesem Punkt durchaus noch Überzeugungsarbeit leisten muss. So ergibt eine Befragung der Unternehmensberatung Bearing Point, dass eine Mehrheit der befragten Menschen Transaktionsdaten lieber nicht der EZB anvertrauen möchte.