Trotz des jüngsten Absturzes der türkischen Lira hat Präsident Recep Tayyip Erdogan weitere Zinssenkungen angekündigt. „Der Leitzins wird sinken. Wir werden nicht zulassen, dass hohe Zinsen unser Volk und unsere Bauern zermürben“, sagte Erdogan am Freitag.

Nach ähnlichen Aussagen zu Beginn der Woche war die Landeswährung zum US-Dollar und zum Euro erneut auf Rekordtiefstände gesunken. Die Lira hat allein in diesem Jahr 40% ihres Wertes eingebüßt. Nirgendwo hat die Währung dieses Jahr so stark abgewertet wie in der Türkei. In mehreren türkischen Städten gingen Menschen bereits gegen die Politik der Regierung auf die Straße. Sie spüren die Inflation von nahe 20% in ihrem Geldbeutel. Die türkische Zentralbank hatte die Leitzinsen Mitte November auf zuletzt 15% gesenkt – entgegen der gängigen Praxis, einer hohen Inflation mit einer Anhebung des Leitzinses zu begegnen. Beobachter hatten den Schritt als „schlichtweg verrückt“ bezeichnet (vgl. BZ vom 18. November).

Erdogan ist hingegen der Ansicht, dass hohe Zinsen eine hohe Inflation verursachen. Kritiker monieren zudem, Staatspräsident Erdogan nehme Einfluss auf die Notenbank. Er hat die Führung in jüngerer Vergangenheit bereits mehrmals ausgetauscht – und unfolgsame Notenbanker gefeuert. Seit März führt Sahap Kavcioglu die Geschäfte der Zentralbank, er gilt als Gefolgsmann des Staatschefs.