Einkaufsmanagerindex für gesamte Privatwirtschaft steigt aber

Euro-Industrie rutscht ab

Die Dienstleister und die deutsche Wirtschaft sorgen im September für das Wachstum der Euro-Wirtschaft. Die Stimmung der Industrie hingegen wird deutlich von den US-Importzöllen belastet.

Euro-Industrie rutscht ab

Euro-Industrie rutscht ab

Einkaufsmanagerindex sackt unter Wachstumsschwelle – Gesamtbarometer legt aber zu

ba Frankfurt

Die Dienstleister und die deutsche Wirtschaft sorgen im September für das Wachstum der Euro-Wirtschaft. Die Stimmung der Industrie hingegen wird deutlich von den US-Importzöllen belastet. Im erneut rückläufigen Einkaufsmanagerindex für Frankreich spiegeln sich die politischen Turbulenzen wider.

Die Wirtschaft im Euroraum wächst dank der gut gelaunten Dienstleister auch im September. Die sich anbahnende Erholung der Industrie allerdings setzt sich nicht fort, wie die vorläufigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global zeigen. Nachdem auch die Entwicklung der einzelnen Länder auseinanderläuft, steigt die Konjunkturskepsis. Ökonomen erwarten, dass die Belastung durch die US-Importzölle von 15% auf fast alle Warenexporte der EU in die USA die positiven Effekte der EZB-Zinssenkungen egalisieren wird. Das Wachstum im Euroraum dürfte im laufenden Jahr daher dürftig ausfallen.

Anstieg kräftiger als erwartet

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, kletterte im September um 0,2 auf 51,2 Punkte. Analysten hatten mit einem neuen Zählerstand von 51,1 gerechnet. Das Stimmungsbarometer hat damit nicht nur den höchsten Stand seit Mai 2024 erreicht, sondern notiert auch neun Monate in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Werte oberhalb dieser Marke signalisieren wirtschaftliche Expansion.

Im Detail zeigen die Umfrageergebnisse Stagnation bei den Auftragseingängen und der Beschäftigung – wobei hier die langsamere Personalaufstockung im Dienstleistungssektor den beschleunigten Jobabbau der Industrie ausglich. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist wurden so schwach wie zuletzt vor vier Monaten beurteilt. Zugleich schwand der Inflationsdruck, wenn er auch „angesichts der fragilen wirtschaftlichen Lage immer noch ungewöhnlich hoch“ ist, wie Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der S&P Partners Hamburg Commercial Bank (HCOB) analysiert. „Bei den Verkaufspreisen ist die Beruhigung ausgeprägter und dürfte die EZB möglicherweise zum Nachdenken darüber anregen, ob in diesem Jahr nicht doch noch eine Zinssenkung sinnvoll sein könnte.“

Wenig Dynamik

Als Triebfeder bezeichnet S&P den Servicesektor. Hier legte der PMI von 50,5 auf 51,4 Punkte zu. „Von einer großen Dynamik ist man allerdings weit entfernt“, betonte de la Rubia. „Die Aussichten für das Verarbeitende Gewerbe sind trüb“, sagte er mit Blick auf den Indikator, der von 50,7 auf 49,5 Punkte abrutschte und damit nur einen Monat über die Expansionsschwelle lugte. Die Produktion wachse zwar noch, werde aber durch Frankreich gedämpft. Dort „dürfte sich der Anfang September erfolgte Regierungswechsel auch auf die Produktionspläne der Unternehmen niedergeschlagen haben“, vermutet de la Rubia. Nachdem die Auftragseingänge in Deutschland und Frankreich deutlich zurückgegangen seien, solle „man sich nicht allzu große Hoffnungen machen, dass es kurzfristig wieder aufwärts geht“. Die höheren Ausgaben für Verteidigung dürften erst mittelfristig wirken, schneller ginge es bei dem sogenannten Investitionsbooster aus Deutschland und dem Infrastrukturpaket.

Deutschland erwies sich mit einem PMI Composite von 52,4 Punkten im September als Zugpferd, wohingegen Frankreichs Wirtschaft (48,4) den dreizehnten Monat hintereinander schrumpfte. In den übrigen von der Umfrage erfassten Eurozone-Ländern Italien, Spanien und Irland – für die die Umfrageergebnisse erst mit den endgültigen Daten veröffentlicht werden – dürfte der PMI leicht nachgegeben haben, aber weiter deutlich über der Wachstumsschwelle liegen.

Deutsche Dienstleister bringen Schwung

Während in Frankreich sowohl die Industrie als auch die Dienstleister schwächelten, sorgte in Deutschland der Servicesektor für Schwung. „Die Unternehmen versprühen aber keineswegs Zuversicht, ganz im Gegenteil: Ihr Optimismus ist sogar leicht zurückgegangen“, mahnte de la Rubia. Dies sei angesichts erneut sinkender Aufträge – auch aus dem Ausland – wenig verwunderlich. In der Industrie „bahnt sich Ungemach an“ – falls sich der Rückgang der Nachfrage aus dem In- und Ausland verfestigen sollte, „dürften die Hersteller schon bald auch bei der Produktion auf die Bremse treten“. Eine erneute Wachstumsverlangsamung könnte bevorstehen. An der recht gedämpften Zuversicht der Unternehmen dürfte sich erst etwas ändern, „wenn die geplanten öffentlichen Investitionsprojekte nicht nur vereinzelt, sondern in der Breite beginnen und sichtbar werden“, so de la Rubia.