Bundesbank

Firmen ohne Angst vor Inflation

Ein unerwartet starker Anstieg der Teuerung hat auch in Deutschland eine Debatte über ein Comeback der Inflation ausgelöst. Die Unternehmen sorgen sich aber nicht, wie eine neue Umfrage der Bundesbank zeigt.

Firmen ohne Angst vor Inflation

ms Frankfurt

Die Unternehmen in Deutschland erwarten laut einer Umfrage der Bundesbank auf Sicht der nächsten zwölf Monate eine anhaltend gedämpfte Inflation. Im Schnitt rechnen sie mit einer Teuerung von 1,5%, wie die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht April schreibt. Die Unternehmen erwarten damit deutlich weniger Inflation in der Zukunft als die privaten Haushalte. Die Bundesbank bezeichnet die Erwartungen der Firmen als „fest verankert“.

Preise legen wieder kräftig zu

Die neue Umfrage kommt zu einer Zeit, da ein unerwartet starker Anstieg der Teuerung eine Debatte über ein Comeback der Inflation und teilweise Sorgen vor einer rasanten Beschleunigung des Preisauftriebs ausgelöst hat. Den Inflationserwartungen im Unternehmenssektor kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, weil sie sich auf die Investitionsentscheidungen wie auch auf die Lohn- und Preissetzung auswirken. Die Umfrage dürfte daher auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) auf großes Interesse stoßen. Der EZB-Rat tagt am Donnerstag.

In Deutschland ist die Inflation im März auf 2,0% gesprungen, gemessen am für EU-Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Aber auch in nationaler Rechnung (VPI) hat sie auf 1,7% kräftig zugelegt. Ende 2020 hatte die Inflationsrate noch unter null im deflationären Bereich gelegen. Für den rasanten Anstieg sind zwar primär temporäre Effekte verantwortlich, aber die Sorgen vor einem dauerhafteren Trend nehmen zu. Die führenden Wirtschaftsinstitute in Deutschland erwarten für 2021 eine Inflationsrate von 2,4%.

Die Unternehmen in Deutschland sehen die Preisentwicklung indes bislang recht entspannt. Bezogen auf die vergangenen zwölf Monate gehen sie im Durchschnitt von einer Inflationsrate von 1,5% aus und erwarten diese Rate auch für die kommenden zwölf Monate. Die Inflationserwartungen der Privatpersonen dagegen lagen laut Bundesbank im März bei knapp 3%. Gegenüber Dezember 2020 habe sich der Anteil der Befragten, die von zumindest geringfügig steigenden Inflationsraten ausgehen, „deutlich erhöht“.

Umfrage soll Lücke schließen

Die Umfrage unter den Unternehmen ist von besonderem Interesse, weil trotz der Relevanz der Inflationserwartungen im Unternehmenssektor der Großteil bestehender Umfragen zu Inflationserwartungen immer noch auf Privatpersonen und professionale Prognostiker fokussiert ist. Die Bundesbank will diese Lücke etwas schließen helfen.

Insgesamt zielt die neue Umfrage darauf ab, frühzeitig Kenntnisse zur Lage von Unternehmen zu gewinnen – gerade in der Coronakrise. Was die Wirtschaftsaussichten betrifft, sind laut Bundesbank dabei die Erwartungen der Unternehmen nach einer kurzen Erholung im Sommer wieder etwas pessimistischer geworden.