Arbeitsmarkt

Gegen Fachkräfte­mangel helfen höhere Löhne

Mehr Wettbewerb am Arbeitsmarkt hilft, den Fachkräftemangel zu lindern, heißt es in einem Standpunkt von Ifo und IZA. Aber auch die Politik muss ihre Pflicht erfüllen – und darf Reformen nicht aus den Augen verlieren.

Gegen Fachkräfte­mangel helfen höhere Löhne

ast Frankfurt

– Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen können zur Überwindung des Fachkräftemangels in Deutschland beitragen. Zu diesem Schluss kommt Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, in einem am Montag veröffentlichten Standpunkt. Derzeit klage fast jedes zweite der Unternehmen in Deutschland über Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen, heißt es dort.

„Aus ökonomischer Sicht gibt es auf Knappheit eine einfache Antwort: die Preiserhöhung“, schreiben Fuest und Co-Autor Simon Jäger, CEO des Institute of Labor Economics (IZA). „Gerade weil sich eine demografisch bedingte Verknappung des Arbeitskräfteangebots abzeichnet, ist eine wettbewerbliche Anpassung an die Verknappung wichtig.“ Mehr Wettbewerb führe demzufolge zum Rückzug einiger – nicht wettbewerbsfähiger – Unternehmen aus dem Arbeitsmarkt. „Manche unliebsame Tätigkeit würde wegfallen oder automatisiert“, schreiben die Autoren. Beschäftigte würden in Jobs mit höheren Löhnen und höherer Produktivität wechseln. Das wäre zwar für einzelne Betriebe „bitter“, gesamtwirtschaftlich ergebe sich daraus aber ein Gewinn.

Die Autoren räumen zwar ein, dass der Arbeitsmarkt kein voll funktionierender Markt sei – im Sinne der ökonomischen Theorie, sind aber der Ansicht, dass Wettbewerb und Lohnsteigerungen nicht schädlich sein werden. Im Gegenteil: Der Arbeitskräftemangel auf diesem imperfekten Markt sei ein Ausdruck der Tatsache, dass die angebotenen Löhne geringer seien als die Produktivität. Die Arbeitnehmer könnten also unter anderen Umständen mehr für ihren Arbeitgeber erwirtschaften. Doch die Einschränkungen am Arbeitsmarkt sorgen dafür, dass die Arbeitskräfte nicht dort eingesetzt werden, wo sie am produktivsten sind.

„Das produktive E-Mobility-Start-up kann nicht ausreichend wachsen, wenn die benötigten Ingenieurinnen aufgrund von Friktionen beim älteren Autozulieferer bleiben“, schreiben Fuest und Jäger. Mehr Wettbewerb würde zu einem produktiveren Einsatz von Arbeitskraft führen und Löhne und Arbeitsbedingungen sich dort verbessern, so sie zu niedrig waren. „Sofern Beschäftigte mit niedrigen Einkommen überproportional profitieren, sinkt zusätzlich die Ungleichheit“, heißt es weiter.

Die Politik ist dem Beitrag zufolge insbesondere in stark regulierten Bereichen gefragt – etwa in Kindergärten und der Pflege. Denn hier bestimmten politische Entscheidungen, wie Leistungen bewertet werden. Entsprechend müsse die Politik Bezahlung und Arbeitsbedingungen so gestalten, dass genügend Arbeitskräfte verfügbar sind. Trotz des Plädoyers für mehr Wettbewerb am Arbeitsmarkt halten die Autoren Reformen des Einwanderungssystems, der Kinderbetreuung und des Ehegattensplittings für zwingend, um dem Fachkräftemangel nachhaltig beizukommen.