Neue Prognosen

Konjunktur bleibt trotz Investitionen schwach

Das deutsche BIP wächst nur langsam. Sinkende Exporte und Unsicherheit tragen dazu bei. Das Sondervermögen sollte gezielter eingesetzt werden, fordert der Sachverständigenrat.

Konjunktur bleibt trotz Investitionen schwach

Konjunktur bleibt trotz Investitionen schwach

Deutsche Wirtschaft stagniert – Sachverständigenrat kritisiert Nutzung des Sondervermögens

nb Frankfurt

Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer Schwächephase: Nach zwei Jahren Rezession und aktueller Stagnation braucht es dringend eine Produktivitätssteigerung, wie der Sachverständigenrat bei der Vorstellung seines Jahresgutachtens am Mittwoch betont. „Angesichts der aktuellen Herausforderungen muss Deutschland neue wachstums- und sicherheitspolitische Perspektiven entwickeln. Die Chancen, die sich aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität ergeben, dürfen nicht verspielt werden“, sagt Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft.

Immerhin drehe sich nach zwei Jahren Rezession das Vorzeichen in diesem Jahr: Für Deutschland erwartet der Sachverständigenrat in diesem Jahr ein Wachstum von 0,2% und eine Inflationsrate von 2,2%. Im Vergleich zum Wachstum im EU-Raum hinkt Deutschland allerdings deutlich hinterher, hier beträgt es 1,4%. Im kommenden Jahr rechnet der Rat mit einer etwas kräftigeren Erholung in Deutschland mit einem Wachstum von 0,9% bei einer Inflationsrate von 2,1%. Weltweit prognostiziert der Sachverständigenrat 2026 ein BIP-Wachstum von 2,3% bei einer Inflationsrate von 2,6%.

Die Chefvolkswirtin der Helaba, Gertrud Rosa Traud, erwartet im kommenden Jahr einen stärkeren BIP-Zuwachs: Sie prognostiziert in ihrem am Mittwoch vorgestellten Ausblick ein Wachstum von jeweils 1,5% gegenüber dem Vorjahr für die Jahre 2026 und 2027. Weltweit erwartet die Helaba nach einem geschätzten Wachstum von 3% in diesem Jahr einen Zuwachs von 2,8% und 2,7% in den kommenden beiden Jahren. Für die Inflation rechnet die Helaba mit einer stabilen Rate von 2,1% in diesem und nächstem Jahr. Traud betonte, dass Deutschland zwar im internationalen Vergleich in seiner Wettbewerbsfähigkeit aufgeholt habe – allerdings sei dieser Aufstieg auf gute Universitäten, ein funktionierendes Gesundheitssystem und die ökologischen Bedingungen hierzulande zurückzuführen und nicht auf die Wirtschaft, „das sollte uns zu denken geben“.

Globales BIP lässt deutsche Exporte schrumpfen

Die DekaBank blickt derweil etwas zuversichtlicher auf die Entwicklung der Weltwirtschaft: Sie erwartet ein Wachstum von 3% im kommenden Jahr und sogar 3,1% in 2027. Für die deutsche Wirtschaft erwartet Chefvolkswirt Ulrich Kater hingegen – wie der Sachverständigenrat – nur ein Wachstum von 0,9% im kommenden Jahr und erst 2027 einen Sprung auf 1,6%. Er kritisiert, dass große Teile der Mittel des Sondervermögens im Staatskonsum landen und die Wachstumseffekte dadurch geringer ausfallen.

Die Vorsitzende des Sachverständigenrats verweist auf die geopolitischen Bedingungen: Das globale BIP-Wachstum geht weiter zurück – das sei für Deutschland als Exportnation eine schlechte Nachricht. „Durch die US-Zölle und die Aufwertung des Euro hat sich unsere Wettbewerbsposition weiter verschlechtert“, erklärt Schnitzer. Dadurch ist die Produktion in fast allen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes rückläufig und die Investitionstätigkeit bleibt gedämpft.

Vom Finanzpaket, dem „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität“, werden im folgenden Jahr expansive Impulse für Bau- und Ausrüstungsinvestitionen erwartet. Gleichzeitig kritisiert Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat, dass ein guter Teil des Sondervermögens nicht in zusätzliche Ausgaben, sondern für Finanzierungslücken im bestehenden Haushalt genutzt werde. So realisiere das Sondervermögen bis 2030 statt einem möglichen BIP-Wachstum von 5 weniger als 2%, prognostiziert Werding.