Pandemie

Lockdown-Ende im Juni wackelt

Der britische Premierminister Boris Johnson hält trotz der Ausbreitung der „indischen“ Coronavirus-Variante an den geplanten weiteren Lockerung fest. Bei einer „sehr viel schnelleren“ Verbreitung drohen neue Einschränkungen.

Lockdown-Ende im Juni wackelt

hip London

Der britische Premierminister Boris Johnson hat trotz der Ausbreitung einer erstmals in Indien festgestellten Variante des Sars-CoV-2-Virus an der für Montag geplanten weiteren Lockerung der Ausgangsbeschränkungen festgehalten. „Wir werden tun, was nötig ist, damit die Bevölkerung sicher ist“, sagte Johnson am Freitag auf einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Man wisse bislang nur, dass sich die Variante schneller verbreite, aber nicht wie schnell. Ein bisschen schneller wäre kein Problem, eine sehr viel schnellere Verbreitung würde dagegen „schwere Entscheidungen“ erforderlich machen. Dann wäre die für Juni angepeilte Aufhebung aller verbliebenen Corona-Restriktionen in Gefahr. Allerdings befinde sich das Land in einer anderen Situation als beim Auftreten der „britischen“ Variante vor Weihnachten. „Wir leben jetzt in einer ganz anderen Welt“, sagte Johnson. Die in Großbritannien verwendeten Impfstoffe schützten auch im Falle der neuen Variante vor schweren Krankheitsverläufen und Tod. Sollten sich neue Risiken zeigen, werde man umgehend weitere Restriktionen verhängen.

Die „indische“ Variante des Sars-CoV-2-Virus verbreitet sich derzeit vor allem in Bedford, Blackburn, Bolton, Leicester und Nottingham, aber auch in Teilen von London. Premierminister Boris Johnson hatte bereits am Donnerstag nach einem Treffen mit seinem Expertengremium SAGE gesagt, er schließe nichts aus. Bürgermeister und Lokalpolitiker aus den besonders betroffenen Gemeinden forderten, statt lokaler Ausgangsbeschränkungen allen Menschen ab 16 Jahren die Impfung gegen Sars-CoV-2 anzubieten. Der National Health Service (NHS) impft derzeit landesweit erst Menschen ab 38 Jahren. Mit Blick auf die neuen Varianten wird nun von der bisherigen Maßgabe abgewichen, die zweite Dosis erst nach elf oder zwölf Wochen zu verabreichen. Johnson kündigte an, dass Menschen über 50 und Angehörige von Risikogruppen schon nach acht Wochen erneut eingeladen werden sollen. Die Armee werde entsandt, um Tests zu verteilen. Impfzentren werden länger geöffnet haben. Auf diese Weise sollen möglichst weite Teile der Bevölkerung schneller immunisiert werden. Zwei Drittel der Briten haben ihre erste Dosis bereits erhalten.

In den betroffenen Gebieten sehe man weit höhere Infektionsraten, „als wir viele Monate lang gesehen haben“, sagte Danny Mortimer, der Chef der NHS Confederation. Das zeige, dass man trotz der erfolgreichen Impfkampagne noch einen langen Weg vor sich habe.