Sachverständigenrat zeigt Wachstumspotenzial auf

Mehr Wachstum durch neue Steuermodelle für Unternehmen

Der Sachverständigenrat für Wirtschaft hält weitere Reformschritte in der Unternehmensbesteuerung für nötig. Eine kapital-neutrale Besteuerung hätte positive Effekte auf Wachstum und Investitionen.

Mehr Wachstum durch neue Steuermodelle für Unternehmen

Mehr Wachstum durch neue Steuermodelle

Sachverständigenrat will die steuerliche Begünstigung von Fremdkapital bei Unternehmen zurückfahren

Der Sachverständigenrat für Wirtschaft hält weitere Reformschritte in der Unternehmensbesteuerung für nötig. Der Investitionsbooster der Bundesregierung verspricht zwar einen Anstieg von Bruttoinlandsprodukt und Investitionen, aber nur einen moderaten. Mehr Effekt hätte eine kapital-neutrale Besteuerung.

wf Berlin

Verhalten gute Noten gibt der Sachverständigenrat für Wirtschaft der Steuerreform der Bundesregierung zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums. Der Effekt könnte größer sein. Die Wirtschaftsweisen raten deshalb zu weiterführenden Schritten. Eine Reform, die Verzerrungen von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen der Unternehmen reduziert, würde sich deutlich positiver auf Investitionen, Einkommen und Wohlfahrt auswirken. Dies machte die Wirtschaftsweise Veronika Grimm bei der Vorstellung des Jahresgutachtens vor der Presse in Berlin deutlich.

Unternehmen stark belastet

Derzeit liegt die effektive Steuerbelastung der Unternehmen aus der Kombination von Körperschaft- und Gewerbesteuer in Deutschland bei 28,5%. Verglichen mit anderen großen Industriestaaten oder mit europäischen Nachbarländern sei dies hoch, stellte Grimm fest. Im steuerlichen Investitionssofortprogramm hatte die schwarz-rote Koalition beschlossen, den Körperschaftsteuersatz von 2028 an um jährlich einen Prozentpunkt zu senken. Bis 2032 wird die Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften damit bei 10% liegen – um fünf Prozentpunkte niedriger als heute.

Moderate Reformeffekte

Diese Steuersenkung in Kombination mit temporär verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten verspricht kurz- und mittelfristig moderat positive Impulse für Investitionen und Bruttoinlandsprodukt (BIP). Langfristig hat sich in einem Simulationsmodell der Wirtschaftsweisen ein positiver Effekt auf das BIP von 1,3% sowie um 2,4% höhere Investitionen ergeben. Die Wohlfahrtsgewinne seien moderat, die Beschäftigungseffekte leicht positiv, heißt es. Zudem dürfte ein Teil der Steuersenkung an die Arbeitnehmer über höhere Löhne weitergegeben werden, erwarten die Wirtschaftsweisen. Die Einbußen beim Gesamtsteueraufkommen seien zwar spürbar, der Sachverständigenrat stuft sie jedoch als temporär ein. Insgesamt 12% seines Steueraufkommens generiert der Fiskus Grimm zufolge von Unternehmen.

Neutrale Besteuerung hilft mehr

Würden die Unternehmensteuer neutraler ausgestaltet als bisher, würde dies langfristig Investitionsanreize stärken und den Anreiz zu übermäßiger Verschuldung verringern. Fremdkapital wird in Deutschland gegenüber Eigenkapital steuerlich begünstigt. Zinsen sind als Betriebsausgabe steuerlich abzugsfähig. Dadurch seien Unternehmen in Deutschland aber tendenziell stärker verschuldet und hätten ein höheres Insolvenzrisiko. Der Effekt der Reform auf Investitionen, BIP sowie Gesamtbeschäftigung wäre deutlich positiv.

Der Sachverständigenrat verweist auf Ansätze wie die Allowance for Corporate Equity mit dem Steuerabzug der kalkulatorischen Eigenkapitalkosten oder die Cash-Flow-Steuer mit einer Sofortabschreibung. Allerdings bringt eine solche Umstellung zunächst erhebliche Steuerausfälle mit sich. Die Wirtschaftsweisen raten dennoch dazu, sich auf den Abbau der Verzerrungen zu konzentrieren. Die anfänglichen Verluste sollten durch abmildernde Maßnahmen flankiert werden.