Geldpolitik

Neue Kreditdaten stärken EZB-Tauben

Unmittelbar vor der EZB-Sitzung am Donnerstag haben neue Kreditdaten Erwartungen be­stärkt, dass sich die Wirtschaftsdynamik in den nächsten Monaten ab­schwächen wird – was jene im EZB-Rat stärkt, die für eine auch weiterhin sehr expansive Geldpolitik plädieren.

Neue Kreditdaten stärken EZB-Tauben

ms Frankfurt

Unmittelbar vor der EZB-Sitzung am Donnerstag haben neue Kreditdaten Erwartungen be­stärkt, dass sich die Wirtschaftsdynamik in den nächsten Monaten ab­schwächen wird – was jene im EZB-Rat stärkt, die für eine auch weiterhin sehr expansive Geldpolitik plädieren. Die Euro-Notenbanker kommen zur letzten geldpolitischen Sitzung zusammen, bevor Mitte Dezember wichtige Weichenstellungen für die künftige Geldpolitik anstehen, vor allem zur Zukunft des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP (vgl. BZ vom 26. Oktober).

Am Donnerstag legte die EZB nun ihre vierteljährliche Umfrage unter Banken zur Kreditvergabe vor. Demnach haben die Geldhäuser im Sommerquartal ihre internen Leitlinien zur Kreditvergabe an Unternehmen noch weitgehend stabil gehalten. Die Firmen haben zugleich etwas mehr Darlehen nachgefragt. Für das laufende vierte Quartal erwarten Banken eine Verschärfung der Vergabestandards für Firmen und eine weitere Belebung des Kreditgeschäfts. Die Kreditvergabe an Unternehmen steht mit Blick auf die Investitionen im besonderen Fo­kus, weil diese als essenziell für einen nachhaltigen Aufschwung gelten.

„Da die Nachfrage nach Krediten für Anlageinvestitionen nach wie vor bescheiden ist, spricht dies für eine moderate Erholung der Investitionen von Unternehmen und steht im Einklang mit unserer Erwartung eines rückläufigen BIP-Wachstums in den kommenden Monaten“, sagte Bert Colijn, leitender Volkswirt für die Eurozone bei der ING. Im dritten Quartal zeichnet sich im Euroraum noch einmal ein solides Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 1,5% ab. Im Winterquartal wird dann aber ein spürbarer Rückgang erwartet – auch wegen der weltweiten Materialengpässe.

„Die strengeren Kreditvergabestandards der Banken in Verbindung mit dem Anstieg der nominalen Renditen bedeuten, dass die Finanzierungsbedingungen insgesamt deutlich angespannter aussehen als bei der letzten Sitzung im September“, hieß es von den Ökonomen bei Morgan Stanley. „Wir können davon ausgehen­, dass diese Verschärfung der Finanzierungsbedingungen die Argumente der Tauben für eine lockerere Politik zur Aufrechterhaltung günstigerer Finanzierungsbedingungen stärkt.“

Es ist das erklärte Ziel der EZB, ein günstiges Finanzierungsumfeld für die Wirtschaft während der Corona-Pandemie sicherzustellen. Sie hat dafür das 1,85 Bill. Euro umfassende PEPP sowie beispiellose Liquiditätsspritzen (TLTROs) aufgelegt.

In der Woche bis vergangenen Mittwoch kaufte das Eurosystem im Zuge von PEPP Papiere im Wert von gut 18,6 Mrd. Euro, wie die EZB ebenfalls am Dienstag mitteilte. Damit ist das Kauftempo im Oktober weiterhin allenfalls leicht geringer als in den Monaten zuvor. Die EZB hatte angekündigt, das Tempo im vierten Quartal leicht zu drosseln.