AnsichtssacheGeldpolitik

„No Landing“ kommt für die Fed nicht in Betracht

Ein sogenanntes „No Landing“ der US-Wirtschaft, bei dem die Fed Inflationsraten auf dem aktuellen Niveau akzeptiert, um einige möglicherweise schmerzhafte Folgen ihrer Politik für den Arbeitsmarkt zu vermeiden, ist für die US-Notenbank keine Alternative.

„No Landing“ kommt für die Fed nicht in Betracht

Der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, ist ein guter Golfer, und wenn das Ziel seiner Rede auf dem Jackson Hole Symposium darin bestand, den Ball in die Mitte des Fairways zu schlagen, dann hat er es erreicht – vielleicht mit einem leichten Draw in Richtung der Falken. Powells klare, kurze Wiederholung des geldpolitischen Kurses der Fed unterstützte die Prognose, dass es in diesem Herbst vielleicht noch eine weitere Zinserhöhung geben wird, gefolgt von einer längeren Pause. Der Notenbankchef machte indes auch klar, dass die Politik der Fed weiterhin stark von der Entwicklung der relevanten Parameter abhängen wird.

Vor Powells Rede spekulierten einige Beobachter, er könnte sich in eine technische Diskussion über neutrale Zinssätze vertiefen oder sogar einen Versuchsballon in Richtung einer Anhebung des Inflationsziels der Fed steigen lassen.

Nichts von alledem tat er. Stattdessen war seine Rede eine direkte und durchdachte Zusammenfassung der Ursachen der Inflation nach der Pandemie, der bisherigen politischen Reaktion der Fed sowie der Aussichten für die US-Wirtschaft, die Inflation und die Politik in den kommenden Quartalen.

Bekenntnis zum 2-Prozent-Ziel

In seiner Rede ging es darum, frühere Äußerungen zu bekräftigen, und nicht darum, eine Änderung der Richtung, der Taktik oder der Ziele zu signalisieren. Powell machte vier Kernaussagen zum Ausblick der Fed, die alle bereits in früheren Pressekonferenzen und Interviews gefallen waren.

Powell verdeutlichte, dass die Fed nicht in Betracht ziehe, ihr Inflationsziel von 2% anzuheben. Zudem ist die Fed der Ansicht, dass der aktuelle Zinssatz oberhalb des neutralen Niveaus liege und sich restriktiv auf die Wirtschaft auswirke, obgleich die Schätzungen des realen neutralen Zinssatzes und ihre stimulierende oder dämpfende Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum ungenau sind. Als Drittes bedürfen die Fed-Verantwortlichen wohl weiterer Anzeichen für eine Abschwächung auf dem US-Arbeitsmarkt und einen Rückgang der Lohninflation. Dies sei eine Grundvoraussetzung, um mit Zuversicht behaupten zu können, dass sich die Inflation auf dem Weg zum langfristigen Ziel von 2% befindet. Als Viertes machte Powell deutlich, dass Hinweise auf ein über dem Trend liegendes Wachstum oder einen weiterhin angespannten Arbeitsmarkt dagegen durchaus noch höhere Zinsen erforderlich machen könnten.

Abschließend wiederholte Powell das Leitthema seiner letztjährigen Rede in Jackson Hole: Die Fed werde „so lange dranbleiben, bis die Aufgabe erledigt ist“ – also die Wiederherstellung der Preisstabilität. Während die Daten des vergangenen Jahres die Fed-Offiziellen wahrscheinlich zur Überzeugung gebracht haben, dass eine zumindest „weichere“, wenn nicht gar weiche Landung der US-Wirtschaft in Sicht ist, machte Powell deutlich, dass ein alternatives Szenario für die Notenbank definitiv nicht in Frage kommt: ein sogenanntes „No Landing“ der US-Wirtschaft, bei dem die Fed Inflationsraten auf dem aktuellen Niveau akzeptiert, um einige möglicherweise schmerzhafte Folgen ihrer Politik für den Arbeitsmarkt zu vermeiden. Das oberste Ziel bleibt weiterhin die Eindämmung der Inflation.

Der Gastautor Richard Clarida ist Managing Director in der Niederlassung New York und Global Economic Advisor bei Pimco. Von September 2018 bis Januar 2022 war er stellvertretender Vorsitzender der Federal Reserve (Fed). 

Ansichtssache

"No Landing" ist für Fed keine Alternative

Richard Clarida

Die Fed wird keine Inflationsraten auf dem aktuellen Niveau akzeptieren, nur um schmerzhafte Folgen ihrer Politik zu vermeiden.

Der Autor ist Managing Director in der Niederlassung New York und Global Economic Advisor bei Pimco. Von September 2018 bis Januar 2022 war er stellvertretender Vorsitzender der Federal Reserve (Fed). 
Von Richard Clarida
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