Notenbanken stecken wegen US-Zöllen in Zwickmühle
Notenbanken stecken wegen US-Zöllen in Zwickmühle
Bank für internationalen Zahlungsausgleich legt neue Daten vor – USA, Mexiko und Kanada besonders betroffen
lz Frankfurt
Die Zollpolitik der USA bringt die Notenbanken in die Bredouille. Wie die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem Quartalsbericht schreibt, werden sie in vielen Ländern in einen Zielkonflikt gestürzt: Zum einen treibt die Zollpolitik die Preise, zum anderen sind Volkswirtschaften von einem Produktionsschock getroffen, weil sich viele Produkte nicht mehr im gleichen Maß absetzen lassen und Lieferketten zusammenbrechen. Vor allem Notenbanken mit dualem Mandat – also für Preisstabilität und hohen Beschäftigungsgrad – können oft nur das eine adressieren und damit das andere verschlimmern.
Basis der Einschätzung sind neue Berechnungen hinsichtlich der Wirkungsweise der höheren US-Zölle. Der effektive Zollsatz der USA ist danach von zuvor unter 3% auf inzwischen knapp 20% gestiegen. Berücksichtigt wurde bei den Kalkulationen nicht nur die unterschiedliche Exposition der einzelnen Länder zu den USA, sondern auch die Verflechtungen der Branchen untereinander.
BIP fällt deutlich
Danach sind neben den USA vor allem Kanada und Mexiko am stärksten betroffen. Das Bruttoinlandsprodukt fällt bei ihnen zwischen knapp 1% und 1,2% niedriger aus. Bei allen anderen Volkswirtschaften ist der negative Impuls viel geringer wegen ihrer oft ausgeglicheneren globalen Verflechtung. Für China und Deutschland liegt das Minus der BIZ zufolge zwischen 0,1 bis 0,2%.
Auch preislich stehen nach den BIZ-Berechnungen vor allem die USA, Kanada und Mexiko unter Druck. In Mexiko würden die Preise um 0,5% fallen. In Brasilien ist die Veränderung mit 0,4% nur geringfügig geringer, obgleich dort der Produktionsrückgang niedriger ausfällt. Und in Kanada mit dem größten BIP-Minus, aber eigenen Vergeltungszöllen, blieben die Preise sogar unverändert. Grund dafür ist die heterogene Zusammensetzung des Exportportfolios und der heimischen Produktionsbedingungen. Zum einen drückt eine geringere Produktion auf die Preise, zum anderen wirken höhere Preise in den USA durch die Lieferketten durch, und schließlich treiben auch eigene Vergeltungszölle die Teuerung, schreibt die BIZ.
Deutschland wenig betroffen
Auch bei den Preisen sieht die Notenbank der Notenbanken für China und Deutschland nur moderate Änderungen, was den Handlungsdruck auf die Geldpolitik in Grenzen halte. Der inflationäre Effekt höherer Kosten für Vorleistungen könne den disinflationären Effekt einer geringeren globalen Gesamtnachfrage sogar ausgleichen.
Die größten Zielkonflikte müssten Notenbanken danach vor allem in den USA, Kanada und Mexiko aushalten. Denn sie könnten die Inflation und die Produktionslücke nicht gleichzeitig stabilisieren. Problematisch wird die Entwicklung vor allem dann, wenn die Erhöhung der Zölle nicht als Einzelereignis gesehen wird, was der BIZ zufolge für eine „Look-Through“-Strategie der Notenbanken sprechen würde, sondern dazu führt, dass auch die Inflationserwartungen „aus dem Ruder laufen“. Dann müssten die Notenbanken auf die geldpolitische Bremse treten und „erhebliche Produktionsverluste“ in Kauf nehmen.
Strukturreformen würden helfen
Eine entscheidende Rolle spielen in diesem Zusammenhang nach Meinung der BIZ andere politische Maßnahmen wie Strukturreformen. Sie könnten Volkswirtschaften bei der Anpassung an die Folgen von Zolländerungen unterstützen. Im Laufe der Zeit würden dann die Lieferketten sowohl innerhalb einzelner Volkswirtschaften als auch zwischen ihnen angepasst, was die Auswirkungen abmildert – die langfristigen Folgen für die Weltwirtschaft aber blieben bestehen.