IWF Fiscal Monitor

Pandemie führt zu Rekordschulden

Die Corona-Pandemie hat die weltweite Verschuldung vergangenes Jahr um 14% nach oben getrieben. Dies bringt vor allem die Schwellen- und Entwicklungsländer in Bedrängnis, wo bis zu 75 Millionen mehr Menschen in Armut leben werden.

Pandemie führt zu Rekordschulden

det Washington

Die Coronavirus-Pandemie hat nach Darstellung des Internationalen Währungsfonds (IWF) die weltweite Verschuldung auf einen neuen Rekordstand getrieben. Dank ihrer hohen Impfquoten können die meisten Industriestaaten ihre Ausgaben in verstärktem Maße auf den Übergang zu einer grünen Wirtschaft und die digitale Transformation ausrichten. Die Schwellen- und Entwicklungsländer hingegen werden noch längere Zeit die staatlichen Investitionen der Bekämpfung der Pandemie und ihrer Folgen widmen müssen, schreibt der IWF in seinem neuen „Fiscal Monitor“.

Selten war die Fiskalpolitik so stark gefordert wie im Gefolge der weltweiten Gesundheitskrise, führt der Währungsfonds in dem Bericht aus. So stieg der Anteil der Neuverschuldung an der Wirtschaftsleistung letztes Jahr gegenüber 2019 von 3,6 auf 10,2%. In den USA erreichte die Defizitquote sogar 14,9%, die Schuldenquote kletterte auf 133,9%. Letztere werde in diesem Jahr nur geringfügig zurückgehen, heißt es im Fiscal Monitor (siehe Grafik).

Günstige Ausgangsposition

Zwar liegen die Quoten in den ärmeren Staaten deutlich darunter, nämlich in den Emerging Market Countries (EMCs) bei 64% und den Entwicklungsländern bei knapp 50%. Gleichwohl verfügen diese nicht über dieselben Finanzierungsmöglichkeiten. Auch haben die niedrigen Impfquoten dort zur Folge, dass sich die Wirtschaft langsamer erholt und die Steuereinnahmen lange Zeit deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen werden.

So gesehen verfügen die Industrieländer trotz ihrer historisch hohen Verschuldung über die günstigere Ausgangsposition. Zwar betont der IWF, dass allein die Konjunkturpakete in den USA und der EU bis 2026 deren Schulden um bis 4,6 Bill. Dollar hochtreiben könnten. Gleichwohl werde die beschleunigte Erholung wieder die Staatskassen füllen und die Neuverschuldung in den kommenden Jahren deutlich reduzieren.

Auch können die Industriestaaten wegen der vergleichsweise hohen Impfquoten und einer Fiskalposition, die sich bis 2026 nachhaltig verbessern wird, ihre Haushaltspolitik zunehmend auf Investitionen in erneuerbare Energien sowie die digitale Transformation ausrichten. Ganz anders stellt sich die Lage hingegen für die Schwellen- und Entwicklungsländer dar. Dort bedeuten die niedrigen Impfquoten, dass entwicklungspolitische Ziele, beispielsweise Investitionen in die Infrastruktur sowie Schulen und Krankenhäuser, auf die lange Bank geschoben werden müssen.

Öffentliche Mittel müssen stattdessen Impfaktionen und der Pflege der Corona-Kranken gewidmet werden. Die Folgen könnten nach Ansicht des IWF verheerend sein. Zu erwarten ist demnach, dass in diesen Ländern allein Ende 2021 bis zu 75 Millionen mehr Menschen in Armut leben werden, als dies ohne die Pandemie der Fall gewesen wäre.

Folglich fordert der Fiscal Monitor neben verstärkter internationaler Kooperation bei der Verteilung der Vakzine eine entsprechende Flexibilisierung des Haushaltspolitik. Die reicheren Länder sollten neben Investitionen in den Übergang zur „grünen Wirtschaft“ auch den Gürtel enger schnallen, wenn sich die Wirtschaft schneller erholt und auf staatliche Ausgabenprogramme verzichtet werden kann. Die ärmeren Staaten hingegen sind angehalten, die Glaubwürdigkeit ihrer Fiskalpolitik zu verbessern. Nur so könnten sie sich Zugang zu Finanzierungsquellen verschaffen, die ihnen angesichts der geldpolitischen Straffungen, die bei steigender Inflation bevorstehen könnten, ansonsten verwehrt bleiben würden.

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