Powell sieht „keinen risikofreien Pfad“ für die Geldpolitik
det Washington
Laut US-Notenbankchef Jerome Powell stellt der schwache Arbeitsmarkt für die US-Wirtschaft ein größeres Risiko dar als der zunehmende Inflationsdruck. Auch wachse die Wirtschaft langsamer als zuvor, betonte er in einer Rede vor der Handelskammer von Providence, Rhode Island. So legte das annualisierte Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der ersten Jahreshälfte um nur 0,5% zu, wie der Fed-Vorsitzende feststellte. Dies liege vor allem an dem schwächeren Privatkonsum. Insgesamt seien die weiteren Konjunkturaussichten von hoher Unsicherheit geprägt. Diese beziehe sich sowohl auf die inflationären Effekte der Strafzölle als auch das geringe Stellenwachstum.
Spätere Kurskorrektur vermeiden
Powell betonte, dass es folglich für die Geldpolitik „keinen risikofreien Pfad“ gibt. Wenn die Fed „zu aggressiv lockert“, dann könnte ein Inflationsschub die Folge sein. Verhindern wollen die Währungshüter laut Powell, dass ein solches Szenario dann eine spätere Kurskorrektur notwendig macht. Nach seiner Darstellung ist der Kurs auch nach der Zinssenkung vom 17. September als „moderat restriktiv“ anzusehen. Hält die Notenbank hingegen zu lange an einem relativ hohen Leitzins fest, „dann könnte dies zu einer vermeidbaren Abschwächung am Arbeitsmarkt führen“.
Zu Jahresbeginn überwogen noch die Inflationsrisiken, stellte der oberste Währungshüter fest. Seit dem Frühjahr habe sich aber der Jobmarkt deutlich abgeschwächt. Die Verschlechterung komme darin zum Ausdruck, dass während der letzten drei Monate im Schnitt nur 29.000 neue Stellen entstanden. Auffallend war die Tatsache, dass Powell erstmals die Gefahr zunehmender Teuerung ein wenig herunterspielte. So rechnet er nunmehr mit einem einmaligen Preisanstieg als Folge der Zölle. Dieser einmalige Effekt könne sich aber trotzdem über mehrere Quartale erstrecken, glaubt der oberste Währungshüter. Die Abgaben würden nämlich derzeit noch frühere Komponenten in den globalen Lieferketten treffen, sich aber allmählich auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen.
Weitere Zinsbeschlüsse bleiben offen
Was die zwei verbleibenden Sitzungen des Offenmarktausschusses (FOMC) im laufenden Jahr angeht, ließ sich Powell nicht in die Karten schauen. Weitere Zinsbeschlüsse würden streng datenabhängig sein, sagte er. Die Zahl der FOMC-Mitglieder, die zwei Zinssenkungen erwarten und jener, die mit weniger Lockerungen rechnen, hält sich derzeit die Waage. Dass die Märkte trotzdem mit zwei Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte rechnen, liegt vorrangig an Stephen Miran. Denn der Vorsitzende von US-Präsident Donald Trumps Council of Economic Advisers (CEA) sitzt nun auch im Fed-Direktorium. Er plädiert sogar für eine Senkung des Leitzinses um 1,25 Prozentpunkte bis Jahresende. Das wiederum hat den Durchschnittswert des sogenannten „Dot Plot“ nach unten gedrückt.