Geldpolitik

Powell hält weitere Zinserhöhungen für möglich

US-Notenbankchef Jerome Powell meint, dass weitere Zinserhöhungen notwendig sein könnten, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu dämpfen und die Inflation in Schach zu halten.

Powell hält weitere Zinserhöhungen für möglich

Powell hält weitere Zinserhöhungen für möglich

Fortsetzung der Zinspause gilt dennoch als wahrscheinlich – Andauernder Vertrauensverlust bei Verbrauchern

det   Washington

Der US-Notenbankvorsitzende Jerome Powell hat betont, dass es ein Fehler wäre, davon auszugehen, dass der laufende Zinszyklus in den USA bereits mit Sicherheit abgeschlossen ist. Mittlerweile sei das Tempo der monetären Straffungen "nicht mehr die Hauptsache", sagte Powell bei einer Forschungskonferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Das Wichtigste sei nun, "das richtige Zinsniveau zu erreichen, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen", sagte Powell.

Seit März 2022 hat der Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve den Zielkorridor für den Leitzins elf Mal hochgeschraubt, bei den letzten zwei Sitzungen aber eine Pause eingelegt. Der oberste Währungshüter meinte, dass bei künftigen Sitzungen "ein größerer Beitrag zur Verringerung der Inflation auf eine stringentere Geldpolitik entfallen könnte, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu dämpfen". 

Einen möglichen Grund für die hartnäckige Inflation sieht Powell darin, dass die "US-Wirtschaft strukturell resistenter gegen Zinserhöhungen geworden ist". Als Beispiel hierfür nannte er Hauseigentümer, die während der Corona-Pandemie ihre Eigenheime zu außerordentlich niedrigen Zinssätzen finanzierten oder refinanzierten und die Immobilien nun behalten, anstatt sie zu verkaufen. Gleichwohl räumte er ein, dass die straffe Geldpolitik Wirkung entfaltet hat. Dies zeige sich daran, dass Kredite mit variablen Zinssätzen sich deutlich verteuert und die Nachfrage eingedämmt haben. 

Obwohl Powell weitere Zinserhöhungen offenließ, äußerten andere Notenbanker die Überzeugung, dass die Pause auch bei der Dezember FOMC-Sitzung fortgesetzt werden sollte. Thomas Barkin, Präsident der Federal Reserve Bank von Richmond, meinte, dass "wir noch nicht den vollen Effekt der bisherigen Zinsschritte sehen" und die Währungshüter sich daher zumindest vorläufig weiter zurückhalten sollten.

Kathleen ONeill Paese, kommissarische Präsidentin des Fed-Ablegers in St. Louis, fügte hinzu, dass die Notenbank "sich leisten kann, weitere Daten abzuwarten, ehe darüber entschieden wird, ob weitere Zinserhöhungen angemessen sind".  Ökonomen gehen trotz der jüngsten Äußerungen des obersten Währungshüters davon aus, dass die Fed im Dezember die Zielzone für den Leitzins bei 5,25 bis 5,5% belassen wird. Auch unterstellte das Fed Watch Tool der CME Group am Freitag mit einer Wahrscheinlichkeit von 90%, dass das FOMC kommenden Monat die Zinspause fortsetzen wird.

Unterdessen hat sich die Stimmung bei US-Konsumenten im November weiter eingetrübt. Der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan fiel laut erster Lesung den vierten Monat in Folge. Der Index rutschte um 5,3% auf 60,4 Punkte und gab im Vorjahresvergleich um 6,5% nach. Wie die zuständige Ökonomin Joanne Hsu sagte, "lasten die wachsenden Sorgen um die Folgen der hohen Zinsen auf Verbrauchern". Zu der schlechten Stimmung würden auch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten beitragen, sagte Hsu.

Der stärkste Vertrauensverlust wurde bei Beziehern niedrigere Einkommen und bei jüngeren Konsumenten festgestellt. Die Inflationserwartungen für das kommende Jahr stiegen bei den befragten Haushalten von 4,2 auf 4,4%. Zuvor war ein drastischer Sprung von 3,2% auf 4,2 gemessen worden.

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