Sentix springt so kräftig an wie zuletzt 2009

Konjunkturindex legt 12,3 Zähler zu - Industriestimmung in Euroland besser als zunächst gemeldet

Sentix springt so kräftig an wie zuletzt 2009

ba/ms Frankfurt – Der Sentix-Konjunkturindex für November taucht die Wirtschaft im Euroraum in ein etwas milderes Licht. Zudem hat sich die Stimmung in der Industrie, die derzeit das Wirtschaftswachstum dämpft, leicht aufgehellt. Das Bild wird allerdings etwas getrübt vom Ifo-Wirtschaftsklima, das im vierten Quartal auf den niedrigsten Wert seit dem Frühjahr 2013 gefallen ist.Der “first mover” habe ein Ausrufezeichen gesetzt, kommentiert Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner den Sprung des Frühindikators um 12,3 auf -4,5 Punkte – das ist das kräftigste Monatsplus seit August 2009. Die neuesten Daten würden die Hoffnung nähren, “dass eine tiefere Rezession in Euroland abgewendet werden kann”, so Hübner. Dass die Chancen dafür gut stehen, unterstreichen auch die Ökonomen von Morgan Stanley – in einer Analyse weisen sie darauf hin, dass einem Anstieg des Sentix-Barometers in etwa 62 % der Fälle ein Plus des Einkaufsmanagerindex (PMI) folge, der noch stärker mit dem tatsächlichen Wirtschaftswachstum korreliere.Als der Sentix-Konjunkturindex zuletzt das stärkste Monatsplus seit einem Jahrzehnt verzeichnet hatte, sei der PMI in demselben Monat stark gestiegen. Dass der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe den endgültigen Daten zufolge im Oktober leicht zugelegt hat und auch das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal mit +0,2 % besser als prognostiziert ausgefallen war, könnte darauf hindeuten, “dass ein großer Teil der Anpassung bereits erfolgt ist”. Ob es allerdings tatsächlich zu einer moderaten Erholung komme, hänge vor allem von einer dauerhaften Lösung der Handelskonflikte und dem Erfolg der monetären und fiskalischen Impulse im Euroraum ab, heißt es bei Morgan Stanley. Zahlreiche PositivfaktorenHübner macht in der Trendwende der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Hoffnung der Anleger auf wachstumsstützende höhere Staatsausgaben zwei Faktoren für die kräftige Erholung der Lage- und Erwartungskomponente aus. Er verweist zudem auf Zeichen der chinesischen Wirtschaft für einen möglichen Aufschwung, die robuste US-Konjunktur sowie die Arbeitsmärkte in Euroland, die sich noch in vergleichsweise guter Verfassung befänden. Die 1 082 befragten Anleger erwarten, dass auch in Deutschland, das besonders stark unter der Schwäche im verarbeitenden Gewerbe leidet, der Rutsch in die Rezession abgewendet werden kann. Der Gesamtindex legte 12,9 auf -6,5 Punkte zu.Die Industriestimmung hierzulande ist im Euro-Vergleich allerdings weiter das Schlusslicht, wie die endgültigen Daten des entsprechenden PMI zeigen. Für Oktober misst IHS Markit einen Wert von 42,1 Zählern, in der Erstschätzung waren noch 41,9 Punkte ermittelt worden. Allerdings würden die mehr vorausschauenden Umfrageindikatoren einen Hoffnungsschimmer liefern, schreibt Phil Smith, zuständiger Ökonom bei IHS Markit: “So notierten der Auftragseingang und die Geschäftsaussichten zwar nach wie vor im negativen Bereich, stiegen im Oktober aber auf den jeweils höchsten Wert seit vier Monaten.” Der PMI der Euro-Industrie ist im Oktober um 0,2 auf 45,9 Zähler geklettert und liegt damit weiter unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. In der Erstschätzung hatte IHS Markit noch eine Stagnation ausgewiesen.Dass neben Kostensenkungen, Lagerabbau und Investitionskürzungen ein beschleunigter Stellenabbau im Fokus der Industriebetriebe stand, ist für IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson besonders besorgniserregend, denn damit erhöhe sich das Risiko, dass der Abwärtstrend auch private Haushalte erfasse.Die EZB betonte unterdessen in einer gestern vorab veröffentlichten Analyse aus ihrem neuen Wirtschaftsbericht, dass die Schwäche in der Euroland-Industrie bislang noch nicht stark auf den Dienstleistungssektor durchgeschlagen habe – auch nicht im Bereich der marktbestimmten, also etwa der unternehmensbezogenen Dienstleitungen. Eine unzureichende Nachfrage sei dort bislang nicht festzustellen.