Sozialbeiträge schlagen Einkommensteuer
Sozialbeiträge schlagen Einkommensteuer
Sozialbeiträge schlagen Einkommensteuer
OECD-Steuerquote seit 2021 erstmals wieder gestiegen – Deutschlands Fiskus verschont Vermögen
Die neuen OECD-Steuerdaten dürften die Debatte in Deutschland über eine Reform der Erbschaftssteuer und der Forderungen nach Wiedereinführung einer Vermögenssteuer wieder heiß laufen lassen. Denn die Sozialbeiträge belasten den Fiskus immer mehr, das Vermögen kommt dagegen gut weg – auch im Vergleich zum Ausland.
Von Stephan Lorz, Frankfurt
Die Zeit der Steuerentlastungen ist vorbei. In den allermeisten Industrieländern hat die fiskalische Belastung von Unternehmen und Bürgern eher wieder zugenommen. Die durchschnittliche OECD-Steuerquote betrug gemessen an der Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr 34,1%, meldet die Industrieländerorganisation auf der Basis der neuen Steuerstatistik. Hierbei wurden zur besseren internationalen Vergleichbarkeit auch jene Sozialbeiträge einberechnet, die für Bürger und Unternehmen verpflichtend sind.
Es ist der erste Anstieg der Steuerquote seit 2021. Im vorvergangenen Jahr waren es noch 33,7%. Die niedrigste Quote weist Mexiko mit 18,3% auf, die höchste Dänemark mit 45,2%. Deutschland liegt mit 38% des BIP wenig überraschend am oberen Ende.

Ein Viertel der Einnahmen für Sozialbeiträge
Wie in den allermeisten anderen Ländern ist der Anteil der Sozialausgaben auch hierzulande deutlich höher als die unmittelbaren Einnahmen aus der Einkommensteuer. 32,2% des gesamten Steueraufkommens in Deutschland entfallen auf die Einkommensteuer, aber das Aufkommen an verpflichtenden Sozialbeiträgen liegt bei 39,1%. Tschechien, die Slowakei und Slowenien liegen sogar noch darüber, Frankreich und Spanien mit etwas Abstand darunter. Insgesamt in der OECD machen die Sozialversicherungsbeiträge durchschnittlich 25,5% der Steuereinnahmen aus.
Der Anteil der Beitragsbelastung der Unternehmer und Arbeitnehmer ist unter den Ländern sehr unterschiedlich. Während in Spanien, Italien, Dänemark, Frankreich und Schweden die Arbeitgeber diesbezüglich einen wesentlich höheren Ballast als die Arbeitnehmer zu tragen haben, sind es in Ungarn und Griechenland eher die Beschäftigten. In den USA und Deutschland ist es den Daten zufolge mehr oder weniger ausgeglichen.
Vermögen kommt besser weg
Auffallend in Deutschland ist der geringe Anteil der Steuereinnahmen auf Vermögen. Nur 2,4% des Aufkommens wird hierdurch gespeist. In den USA sind es 11,4%, in Großbritannien 10,9%; auch Frankreich mit 7,8% und Spanien mit 6,1% liegen deutlich darüber. Wohl auch ein Grund, weshalb die Debatte hierzulande über eine Reform der Erbschaftsbesteuerung zuletzt deutlich an Schärfe gewonnen hat.
In einem Sonderkapitel widmet sich die OECD zudem einer Analyse der Einkommen aus unselbstständiger und selbstständiger Arbeit. Die unselbstständige Arbeit macht in allen OECD-Ländern den größten Teil der Einkommensteuereinnahmen aus. Aber dieser Anteil ist über die vergangenen Jahre gesunken. Wichtiger wurden für den Fiskus die Kapitaleinkünfte und Einkünfte aus selbstständiger Arbeit. Auch der Anteil der Sozialtransfers und Renten an den Steuereinnahmen stieg in vielen Ländern, was zum einen etwas über den Ausbau des Sozialstaats oder eine aufkommende Bedürftigkeit aussagt, zum anderen von der Alterung der jeweiligen Gesellschaften getrieben ist.
Der Bund lässt Federn
Beim Blick auf die regionale Steuerstruktur gibt es noch eine weitere wichtige Erkenntnis: Der Anteil der Zentralverwaltungen – hierzulande der „Bund“ – in föderalen OECD-Staaten am Gesamtsteueraufkommen rangiert zwischen 8,3% in Mexiko und 80,8% in Australien. In Deutschland sind es 28,5%. Allerdings wurde die Steuerposition der nationalen Ebene in den Jahren 1975 bis 2024 tendenziell geschwächt. Der Steueranteil der Zentrale ging in Belgien um 12,9 Prozentpunkte zurück, der des Bundes in Deutschland um 5 Punkte. Allerdings landete im Falle Deutschlands ein eher geringerer Anteil des Zugewinns bei den Ländern und ging mehr in soziale Rücklagen, die etwa für die Beamtenversorgung eine immer größere Rolle spielen.
