Raphael Bostic

Umstrittener Präsident der Fed von Atlanta tritt ab

Die US-Notenbank muss den nächsten prominenten Personalwechsel verdauen. Raphael Bostic legt sein Amt als Fed-Chef von Atlanta Ende Februar nieder.

Umstrittener Präsident der Fed von Atlanta tritt ab

Umstrittener Präsident der Fed von Atlanta tritt ab

Bloomberg Atlanta

Der Präsident der Federal Reserve von Atlanta, Raphael Bostic, hat angekündigt, sich zum Ende seiner laufenden Amtszeit im Februar aus dem Amt zurückzuziehen. Der 59-Jährige, der die Leitung der Fed von Atlanta im Jahr 2017 übernommen hatte, war der erste Afroamerikaner und zugleich der erste offen homosexuelle Präsident einer regionalen Notenbank innerhalb des Federal-Reserve-Systems. Wie die Fed von Atlanta in einer Mitteilung erklärte, wird er sein Amt zum 28. Februar niederlegen.

„Ich bin stolz darauf, was wir in meiner Amtszeit erreicht haben, um das hochgesteckte Ziel einer Wirtschaft, die für alle funktioniert, stärker in die Realität umzusetzen. Zugleich freue ich mich darauf, in meinem nächsten Kapitel neue Wege zu finden, diese Vision weiter voranzubringen“, erklärte Bostic in der am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme. Der Notenbanker wird am Nachmittag vor dem Atlanta Economics Club eine Rede zur konjunkturellen Lage halten.

Warnung vor Inflationsgefahren

In diesem Jahr hatte sich Bostic mehrfach zu den Risiken einer hartnäckigen Inflation geäußert und seine Kollegen zur Vorsicht bei Zinssenkungen gemahnt. Zudem warnte er vor möglichen Auswirkungen von Zöllen. Dennoch unterstützte Bostic, der in diesem Jahr kein stimmberechtigtes Mitglied im Offenmarktausschuss (FOMC) ist, die beiden Zinssenkungen der US-Notenbank im September und Oktober. Gleichzeitig betonte er jedoch, die Geldpolitik müsse restriktiv bleiben, solange die Inflation über dem 2-Prozent-Ziel der Fed liege.

Bostics bisher acht Jahre währende Amtszeit an der Spitze des Ablegers in Georgia ist auch durch fragwürdige Wertpapiergeschäfte geprägt. Im Sommer 2021 spitzte sich ein entsprechender Skandal zu. Zuvor waren Informationen an die Öffentlichkeit gelangt, wonach Bostic während der „Blackout Period“ rund um Zinssitzungen der Fed Geschäfte mit Aktien und Anleihen machte. Dabei war es ungeschriebene Regel, dass jeder Notenbanker derartige Interessenkonflikte zu vermeiden hat.

Peinlicher Interessenkonflikt

Die zuständige Aufsichtsbehörde, das Büro des Generalinspekteurs, warf dem Ökonomen zwar keine Insidergeschäfte vor. Doch hätten die Transaktionen den Eindruck erweckt, als habe Bostic von Informationen über geldpolitische Beschlüsse profitiert. Dies galt als umso peinlicher, als der Atlanta Fed-Chef damals ein stimmberechtigtes Mitglied des Offenmarktausschusses (FOMC) war. Dort hatte der Inflationsfalke früher als andere für einer Verschärfung des zinspolitischen Kurses plädiert.  

Auch das Mandat von Fed-Chef Jerome Powell läuft im kommenden Jahr aus.
Auch das Mandat von Fed-Chef Jerome Powell läuft im kommenden Jahr aus.
Tom Williams/CQ Roll Call/Sipa USA

Bostics Rücktritt bedeutet nun eine weitere personelle Veränderung an der Spitze der US-Notenbank in einer Phase, in der das Institut bereits mehrere prominente Personalwechsel erlebt und zugleich beispiellose politische Einflussversuche durch Präsident Donald Trump abwehren muss. Bostic wird sein Amt wenige Monate vor dem Ende der Amtszeit von Fed-Chef Jerome Powell niederlegen, dessen Mandat im Mai ausläuft.

Angriff auf Regional-Feds droht

Die Trump-Regierung erwägt laut Medienberichten zudem, stärkeren Einfluss auf die regionalen Federal-Reserve-Banken zu nehmen, um die Kontrolle über den geldpolitischen Kurs auszuweiten. Die Amtszeiten aller zwölf regionalen Fed-Präsidenten enden regulär am 28. Februar; eine Wiederernennung ist nach einem laufenden Überprüfungsverfahren möglich.

Sollte bis dahin kein Nachfolger bestimmt sein, wird Cheryl Venable, derzeit Erste Vizepräsidentin und Chief Operating Officer der Fed von Atlanta, kommissarisch die Leitung übernehmen. Der Sitz der Fed von Atlanta im Offenmarktausschuss ist turnusgemäß erst 2027 wieder stimmberechtigt. Wie die Notenbank weiter mitteilte, wird ihr Verwaltungsrat ein Suchkomitee einsetzen. Einzelheiten zum Auswahlverfahren sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden.