Mit Wohlwollen haben Kollegen aus dem EZB-Rat auf neue Töne von Bundesbankchef Jens Weidmann zur stärkeren Berücksichtigung von Klimakriterien in der Geldpolitik der Europäischen Zen­tralbank (EZB) reagiert. Weidmann hatte am Mittwochabend bei einer Konferenz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gesagt: Sollten andere Lösungen nicht gefunden werden, könnten die Laufzeiten und die Menge von Firmenanleihen aus bestimmten Sektoren im geldpolitischen Portfolio begrenzt werden. Solch ein risikoorientierter Ansatz dürfe aber nicht verwechselt werden mit Überlegungen, das Verhalten von Firmen und Finanzinstituten aus politischen Gründen zu steuern, ergänzte Weidmann.

Beobachter werteten dies als Sinneswandel. Bislang hatte Weidmann sich strikt dagegen ausgesprochen, Käufe von Unternehmensanleihen durch das Eurosystem aus EZB und nationalen Notenbanken an klimabezogenen Kriterien auszurichten.

Darauf angesprochen, begrüßte Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau die Äußerungen Weidmanns. „Ich hoffe sehr, dass die EZB Pionier sein kann“, sagte er. EZB-Chefin Christine Lagarde ging in derselben Diskussionsrunde zum Abschluss einer dreitägigen BIZ-Konferenz zum Thema Geldpolitik und Klimawandel nicht direkt auf Weidmanns Aussagen ein. Sie betonte aber mit Blick auf die laufende Strategieüberprüfung der EZB ihre Hoffnung auf „einen breiten Konsens, dass wir den Klimawandel auf breiter Front in unseren Aktivitäten berücksichtigen müssen“. Fed-Chef Jerome Powell bremste dagegen. Der Klimawandel könne über die Wirtschaft zwar Folgen für die Geldpolitik haben. „Der Klimawandel ist nichts, was wir direkt berücksichtigen bei der Festlegung der Geldpolitik.“