Weißes Haus sieht nach Shutdown deutliche Abschwächung
Weißes Haus sieht nach Shutdown deutliche Abschwächung
Trump rechnet mit schwächerem Wachstum
Shutdown-Folgen – Weißes Haus stellt die Glaubwürdigkeit von Wirtschaftsdaten in Frage
det Washington
Die US-Wirtschaft wird nach Darstellung der Weißen Hauses unter dem Shutdown stärker leiden als bisher angenommen. Das glaubt Kevin Hassett, Direktor von US-Präsident Donald Trumps National Economic Council (NEC). Die Prognosen fallen deutlich negativer aus als die Voraussagen führender Banken und unabhängiger Forschungsinstitute. Kritiker vermuten, dass es sich um eine politische Strategie handeln könnte, um Trump gegen die Folgen einer weiteren Abschwächung am Arbeitsmarkt und potenziell höhere Inflation abzuschirmen.
Hassett ging nämlich nicht auf die konjunkturschädlichen Folgen von Trumps Zöllen ein. Dabei prognostiziert das Forschungsinstitut Text Foundation als Folge der Strafabgaben eine Wachstumseinbuße um 0,6 %. Diese Zahl berücksichtigt nicht einmal die Folgen von Retorsionsmaßnahmen durch Partnerländer. Unterdessen betonten er und andere Vertreter der Administration, dass die Schuld an dem Shutdown, und somit auch den wirtschaftlichen Folgen, allein bei den Demokraten liege.
Wachstum um die Hälfte reduziert
Am Tag nach der Verabschiedung einer 90-tägigen Übergangsfinanzierung zur Beendigung des Shutdown überraschte Hassett mit düsteren Prognosen. Der Nationalökonom sagte, dass die Regierung vor dem Shutdown im dritten Quartal mit einer annualisierten Wachstumsrate von 4% gerechnet habe. „Das wird nun etwa die Hälfte sein“, erklärte Hassett. Insbesondere habe der brachliegende Verwaltungsapparat die Wirtschaftsleistung um 15 Mrd. Dollar pro Woche reduziert.
Der NEC-Direktor, faktisch der Chefvolkswirt des Präsidenten, wies zudem auf den Multiplikatoreffekt hin. Das NEC schätzt, dass aufgrund der öffentlichen Aufträge, die ausgeblieben sind, "etwa 600.000 berufstätige Menschen im Privatsektor ihren Job verloren haben". Hassett meinte, dass „dieser Multiplikatoreffekt sich auf 1%, vielleicht sogar 1,5% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) belaufen wird“.
Hinweis auf Lohnsteigerungen
Dann legte er mit Ausführungen nach, die selbst konservativen Wirtschaftsexperten Rätsel aufgeben. "Unserer Regierung ist es gelungen, die Inflation einzudämmen". Das ist objektiv falsch, denn die US-Verbraucherpreise legten im September auf Jahressicht um 3,0% zu. Das ist die größte Steigerung seit Januar. Auch stieg der PCE-Index, das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank, im August um 2,9%.
Auf den Widerspruch hingewiesen, war Hassett um eine Klarstellung bemüht. Gemeint habe er nicht die nominale, sondern die reale Preisentwicklung. „Wir haben eine Politik vorangetrieben, die Löhne deutlich erhöht hat“. Auch diese Behauptung ist nicht richtig: So waren die die Löhne und Gehälter im August auf Jahressicht um 3,7% gestiegen. Unter dem früheren Präsident Joe Biden hatte das Bureau of Labor Statistics (BLS) Steigerungen um bis zu 4,1% gemeldet.
Steilvorlage für Trump
Für eine weitere Überraschung sorgte am Tag nach dem längsten Shutdown in der Geschichte Regierungssprecherin Karoline Leavitt. „Zu erwarten ist, dass wir die Arbeitsmarktzahlen und die Verbraucherpreise für Oktober nie erfahren werden, das wird auch alle künftigen Zahlen verzerren“, erklärte Leavitt. Kritiker vermuten allerdings, dass Trumps Sprecherin ihrem Chef damit eine Steilvorlage liefern wollte. Steigen nämlich die Arbeitslosenquote und die Inflationsrate wieder an, dann könnte der Präsident diese künftig mit angeblich „verzerrten“ oder gar "gefälschten Daten" begründen.
Das würde wiederum der Notenbank (Fed) das Leben schwer machen. Die Fed muss derzeit nämlich eine schwierige Gratwanderung bewältigen zwischen Inflationsbekämpfung der Wiederbelebung des Arbeitsmarkts. Diese Woche fielen bereits der Verbraucherpreisindex (CPI), der Erzeugerpreisindex (PPI) und die Einzelhandelsumsätze dem Shutdown zum Opfer.
Kaum neue Konjunkturdaten
Für die Fed sind verlässliche Zahlen zum Jobmarkt und der Teuerung unverzichtbar. Zwar meldeten einige US-Medien, dass das BLS kommende Woche den ausstehenden Arbeitsmarktbericht für September publizieren könnte. Möglich ist aber auch, dass bis zur nächsten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) nur vereinzelte Daten auf den Markt kommen werden.
Unterdessen hat sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter den Leitzins um weitere 25 Basispunkte senken werden, verringert. So geht das FedWatch Tool der CME Group nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp über 50% davon aus, dass es bis zum Jahresende zu einer weiteren Lockerung kommen wird. Dazu hat auch Notenbankchef Jerome Powell beigetragen. Er meinte nach der letzten FOMC-Sitzung, dass eine Zinssenkung im Dezember keineswegs eingetütet sei.
Aggressivere Zinssenkungen
Trumps NEC-Chef Hassett gilt übrigens als einer der Favoriten, als Nachfolger des Fed-Vorsitzenden nominiert zu werden. Hassett plädiert wie auch Stephen Miran für aggressivere Zinssenkungen. Miran, der bereits an zwei FOMC-Sitzungen teilgenommen hat, hat trotz der Berufung in den Fed-Vorstand seine Position als Trumps Direktor des Council of Economic Advisers (CEA) behalten. Wer den Zuschlag als oberster Währungshüter bekommen wird, könnte der Präsident bereits nach der FOMC-Sitzung im Dezember bekanntgeben.
