Euro-Konjunktur

Wirtschaft zeigt zu Jahresbeginn Schwäche

Der schwache Jahresstart der Euro-Wirtschaft ist angesichts anstehender Lockerungen und einem steigenden Impftempo für Experten bereits abgehakt. Auch der Außenhandel hat sich im März eher gemischt entwickelt.

Wirtschaft zeigt zu Jahresbeginn Schwäche

ba Frankfurt

Der schwache Jahresstart der Euro-Wirtschaft ist angesichts anstehender Lockerungen und einem steigenden Impftempo für Experten bereits abgehakt. Die wirtschaftliche Erholung in zahlreichen Volkswirtschaften – allen voran China und die USA – sorgen für zunehmenden Rückenwind für den Welthandel. Neben der steigenden Nachfrage nach EU-Exporten sollen auch die privaten Konsumausgaben und Investitionen für ein kräftiges Anziehen der Wirtschaft im Euroraum sorgen. Als potenzielle Spielverderber gelten stärker als erwartete Rückschläge infolge neuer Virusmutanten oder ein zu frühes Zurückfahren der Konjunkturhilfen.

Konjunkturelle Zuversicht versprühte zuletzt die Europäische Zentralbank (EZB), wie aus dem Sitzungsprotokoll ersichtlich wird. Es wird erwartet, dass es bei der nächsten Sitzung im Juni zu einer hitzigen Debatte über die weiteren Käufe im Rahmen des Notfallanleihekaufprogramms PEPP kommen wird – eine wirtschaftliche Erholung im Rahmen der Erwartungen würde für ein geringeres Kaufvolumen sprechen. Die EZB-Volkswirte legen auf der Sitzung am 10. und 11. Juni neue Konjunkturprognosen vor. Die EU-Kommission wiederum hat bereits vergangene Woche die Voraussagen erhöht – wozu allerdings auch die erstmalige Einbeziehung von Effekten des EU-Wiederaufbaufonds beigetragen hat. Statt eines Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von je 3,8% im laufenden und im kommenden Jahr wie noch im Februar erwartet die Brüsseler Behörde nun ein Plus von 4,3 beziehungsweise 4,4%.

Im Herbst und Winter allerdings ist die Euro-Wirtschaft erneut in die Rezession gerutscht. Laut der zweiten Schätzung des Statistikamts Eurostat war das BIP in den drei Monaten bis März saisonbereinigt um 0,6% zum Vorquartal ge­schrumpft. Damit bestätigte das Statistikamt Eurostat die erste Schätzung. Im Schlussabschnitt 2020 war das BIP noch um 0,7% abgerutscht. Mit zwei Rückgängen in Folge ist damit die Definition einer technischen Rezession erfüllt. Der Absturz in den ersten beiden Quartalen des Coronajahres 2020 war allerdings mit revidiert −3,8 (zuvor: −3,7)% und –11,6% erheblich ausgeprägter.

Gebremst hat die Euro-Wirtschaft insbesondere das schwache Abschneiden Deutschlands. Hier schrumpfte das BIP um 1,7%. Spanien und Italien, die vor allem auf ein gutes Geschäft im Sommer mit Touristen hoffen, verzeichneten ein Minus von 0,5 bzw. 0,4%. Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft, wuchs um 0,4%.

Im ersten Quartal ist auch die Erwerbstätigkeit im Euroraum zurückgegangen. Zum Vorquartal sank sie um 0,3%. Im Schlussabschnitt 2020 hatte sie um 0,4% zugelegt, nachdem sie im dritten Quartal noch um revidiert 1,0 (zuvor: 0,9)% so kräftig wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1995 geklettert war. Der Erfolg der staatlichen Unterstützungsprogramme zeigt sich beim Rückblick auf das zweite Quartal, in dem die Erwerbstätigkeit laut Eurostat nur um revidiert 3,0 (2,9)% nachgegeben hatte. Die Arbeitslosenquote im gemeinsamen Währungsraum liegt im März bei 8,1%. Auch hier zeigt sich bereits eine deutliche Erholung, denn den Höhepunkt der Arbeitslosigkeit verzeichnet Eurostat mit Quoten von 8,7% im August und September 2020. Bis zum Vorkrisenniveau von 7,1% aus dem März 2020 ist es aber noch ein weiter Weg.

Importe steigen deutlich

Die gebremste Wirtschaftsentwicklung zeigt sich auch in den Außenhandelsdaten: So lagen die Exporte der 19 Euro-Länder in den Rest der Welt im März saisonbereinigt bei 191,6 Mrd. Euro, das waren 0,3% weniger als im Februar. Die Importe beliefen sich auf 178,6 Mrd. Euro und legten damit saisonbereinigt um 5,6% zu. Der Überschuss in der bereinigten Handelsbilanz ist von 23,1 Mrd. Euro im Februar auf 13,0 Mrd. Euro gesunken.

Im Vergleich zum März 2020, in dem die Eindämmungsmaßnahmen begannen, zeigt sich, wie stark die Restriktionen im Kampf gegen die Corona-Pandemie den Handel eingeschränkt hatten: Laut Eurostat legten die Ausfuhren um 8,9% zu, die Einfuhren sogar um 19,2%.

Etwas erholt hat sich laut Eurostat der Handel mit dem Vereinigten Königreich, wenn die Ströme auch weiter unterhalb des Niveaus des vierten Quartals, also kurz vor dem Brexit, liegen: Die Exporte kletterten im März um 12% zum Vormonat, die Importe etwas weniger kräftig um 9%. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres beträgt das Minus im Vergleich zum Schlussabschnitt 2020 bei den Ausfuhren 18% und bei den Einfuhren 36%.