Containerreedereien

Krisengewinner

Es ist noch nicht lange her, da waren Containerreedereien berüchtigt. Eigentümer beklagten ständige Wertvernichtung. Nach der Finanzkrise geriet die Schifffahrt in schwere See mit Überkapazitäten und einem scheinbar strukturellen Problem der...

Krisengewinner

Es ist noch nicht lange her, da waren Containerreedereien berüchtigt. Eigentümer beklagten ständige Wertvernichtung. Nach der Finanzkrise geriet die Schifffahrt in schwere See mit Überkapazitäten und einem scheinbar strukturellen Problem der Frachtratenerosion. 2014 setzte eine weitere Konsolidierungswelle ein – mit der Folge, dass etliche Reedereien von der Bildfläche verschwanden. Die Bereinigung ließ den Anteil der zehn führenden Branchenunternehmen an den verfügbaren Stellplätzen auf den Schiffen innerhalb von fünf Jahren von rund 60% auf über 80% steigen.

Diese Konzentration, die einherging mit der Bildung dreier globaler, teilweise neu formierter Allianzen zwischen den Reedereien, hat unter anderem die Position der Schiffsbetreiber in Verhandlungen mit den Hafenkonzernen gestärkt. Klagen über die Reedereien haben jedoch in den vergangenen Monaten noch deutlich zugenommen. Die Corona-Pandemie hat nicht – wie anfangs befürchtet wurde – zu neuen, schweren Verwerfungen in der für den Welthandel systemrelevanten Branche geführt. Reagierten die Reedereien in Erwartung signifikanter Handelsrückgänge und einer epochalen Rezession mit einer Verringerung der eingesetzten Schiffskapazitäten, einer zeitweiligen Aussetzung von Diensten und anderen Sparmaßnahmen auf den Nachfragerückgang, so hat die Knappheit an Schiffen und Containern mit zunehmender Nachfrage nach Gütern im Verlauf der Krise die Frachtraten in die Höhe schießen lassen. Allein in den letzten beiden Monaten des vergangenen Jahres haben sich die Kosten für den Schiffstransport von Waren zwischen Asien und Europa mehr als vervierfacht. Der ungewöhnliche Anstieg, der Reedereien wie Mærsk zu einem Gewinnsprung im Coronakrisenjahr verholfen hat und der dazu führt, dass Unternehmen die höheren Kosten an ihre Kunden weiterreichen, beschäftigt inzwischen auch Regulatoren.

Die akuten Lieferverzögerungen im Schiffsverkehr und der Preissprung für den Containertransport dürften eine temporäre Erscheinung sein. Das Chaos im Lieferverkehr im Zuge der Pandemie verstärkt aber die Kritik an der Abhängigkeit von langen Lieferketten. Die Transportkapazitäten der Reedereien, die sich bei Schiffsneubestellungen auch wegen der Diskussion über klimaschonende Antriebstechnologien zurückhalten, dürften auf absehbare Zeit kaum wesentlich steigen. Damit wird der Druck auf die Frachtraten begrenzt und die Branche von neuerlich rauem Fahrwasser wohl vorerst verschont bleiben.

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