Autozulieferer

Leoni sieht sich auf dem Weg der Gesundung

Der Vorstand zeigt sich optimistisch, gibt aber zu: „Profitabilität und Bilanzstruktur sind nicht zufriedenstellend.“ Das Eigenkapital schrumpft.

Leoni sieht sich auf dem Weg der Gesundung

jh München

Der Vorstand von Leoni verbreitet Zuversicht – trotz des zweiten hohen Jahresverlusts in Folge und der unter 8% gesunkenen Eigenkapitalquote. „Wir sind auf einem guten Weg der Gesundung“, sagte Konzernchef Aldo Kamper in der Bilanzpressekonferenz via Internet. Seinen Optimismus begründet er mit den Fortschritten des Effizienzprogramms Value 21, erfolgreichen Produktionsanläufen im vergangenen Jahr und einer seit dem zweiten Halbjahr belebten Nachfrage.

Kamper, seit September 2018 im Unternehmen, gibt sich davon überzeugt, dass der Nürnberger Autozulieferer als eigenständiges Unternehmen bestehen kann:„Leoni stand alone ist zukunftsfähig.“ Im Vergleich mit der Situation vor ein oder zwei Jahren habe sich die Lage deutlich verbessert, das Geschäft habe sich stabilisiert. Leoni ist wegen Fehlern des früheren Managements bei Projekten für Bordnetze von Autos in Schwierigkeiten geraten, die die Pandemie verschärft hat. Im vergangenen Jahr mussten der Bund, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen als Bürgen für einen Betriebsmittelkredit einspringen. Ein Gutachten bestätigte „die Sanierungsfähigkeit und Durchfinanzierung des Unternehmens bis Ende 2022“.

Ergebnis besser, aber negativ

Für dieses Jahr erwartet der Vorstand dank der erholten Nachfrage ein kräftiges Umsatzwachstum: Der Konzernerlös soll um einen niedrigen zweistelligen Prozentwert steigen. 2020 ist er um fast 15% gesunken (siehe Tabelle). Die Ertragsprognose ist weniger konkret: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit), Sondereffekten und Kosten für ein Effizienzprogramm „wird sich aus heutiger Sicht gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessern“, kündigte das Unternehmen an. 2020 hatte sich für diese bereinigte Größe das Defizit von 66 Mill. auf 59 Mill. Euro verringert.

Ein positives Ergebnis werde Leoni in diesem Jahr voraussichtlich noch nicht erzielen, präzisierte Kamper auf Nachfrage die Erwartung. „Wir sind aber auf einem guten Weg und arbeiten daran, dass es besser wird.“ Der vage Ausblick gab der Aktie von Leoni am Mittwoch dennoch zunächst einen kräftigen Schub; die wesentlichen Jahreszahlen sind seit Ende Januar bekannt. Der Kurs stieg zeitweise um 14%, drehte am späten Nachmittag aber ins Minus und beendete den Xetra-Handel mit –0,8%.

Kamper gab mit Blick auf die Finanzlage des Unternehmens zu: „Profitabilität und Bilanzstruktur sind nicht zufriedenstellend.“ Die Eigenkapitalquote fiel bis Ende des vergangenen Jahres auf nur noch 7,6%. „Wir werden alles daransetzen, dass sie nicht weiter sinkt“, sagte Ingrid Jägering, die im Vorstand für Finanzen zuständig ist. Dazu seien viele Maßnahmen möglich, ergänzte sie, wollte aber nicht konkret werden. „Der Schlüssel ist die Verbesserung der operativen Performance“, fügte Kamper hinzu. Auf die Frage, wann das Ebit zumindest vor Sondereffekten positiv sein werde, antwortete er, „in überschaubarer Zeit“.

Zudem gingen die Sondereffekte künftig deutlich zurück. 2020 betrugen diese 196 Mill. Euro, darunter waren Wertberichtigungen und Drohverlustrückstellungen. Hinzu kamen Kosten von 24 Mill. Euro für das Effizienzprogramm. Grund für einen Teil der Wertberichtigungen ist der angekündigte Verkauf der Leoni Schweiz AG in der Draht- und Kabelsparte (vgl. BZ vom 1. März). Der Abschluss der Transaktion wird in den nächsten Wochen erwartet. Den Jahresumsatz der Tochter-AG bezifferte Kamper mit 150 Mill. Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) sei in etwa ausgeglichen gewesen.

Den Mittelabfluss (freier Cash-flow) verringerte Leoni 2020 erheblich. In diesem Jahr werde er aber wieder deutlich zunehmen, kündigte Jägering an. Das liege an 2020 gebuchten Rückstellungen für Restrukturierungsaufgaben, die in diesem Jahr zahlungswirksam würden.

Leoni
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz41344 846
Ebit –280–384
  in % vom Umsatz–6,8–7,9
Nettoergebnis–330–435
Ergebnis je Aktie (Euro)–10,10–13,30
Freier Cash-flow–69–308
Investitionen327357
Nettofinanzschulden14061 186
Eigenkapitalquote (%)7,617,7
Mitarbeiter (Anzahl)10100794 928
Börsen-Zeitung